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0772 - Das Gericht der Toten

0772 - Das Gericht der Toten

Titel: 0772 - Das Gericht der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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silberne Skelett aufhielt.
    So weit war es noch nicht. Ich glaubte auch nicht daran, dass es der beste Ort war.
    Da der Kopf des Toten zur Seite gesunken war, traf mein Blick den hautlosen Schädel. Da hatte sich nichts verändert. Noch immer konnte ich in die leeren Augenhöhlen schauen wie in die Eingänge von schmalen Tunnels. Das starre Maul zeigte mir das gleiche Phänomen, und doch hatte sich meiner Ansicht nach etwas verändert.
    Sehr tief in den Schächten bewegte sich die Schwärze. Sie schien dort zu zucken, zu vibrieren, und so holte ich meine kleine Lampe hervor, um hineinzuleuchten.
    Ich nahm mir zuerst den linken Augenschacht vor.
    Der dünne, sehr intensive Strahl stach in die Schwärze hinein. Für mich sah es so aus, als würde dabei eine feste Masse durchschnitten.
    Der Strahl hätte auf ein Ziel treffen müssen, aber seltsamerweise verlor er sich wie in einem Schacht.
    Die Dunkelheit fraß ihn auf.
    Das war mir neu, das hatte ich bisher nicht gewusst. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass das Geheimnis des Stuhls unmittelbar mit dem auf seiner Lehne wachsenden Schädel zu tun hatte. Da hatte sich etwas zusammengeballt, wahrscheinlich ein Stück Magie aus den unheimlichen Tiefen der Vergangenheit.
    Ich leuchtete in das andere Auge. Dort erlebte ich den gleichen Effekt.
    Mit der linken Hand strich ich über mein Haar, als ich mich wieder aufgerichtet hatte. Mittlerweile ging ich davon aus, dass dieses Rätsel nur über die Augen zu lösen war. Hier verbarg sich das Geheimnis des Skelett-Sessels.
    Suko kam zurück. Ich erschrak, als er die Tür aufdrückte, denn ich war zu sehr in meinen eigenen Gedanken versunken gewesen. Verwundert schaute er mich an. »Weißt du, wie du aussiehst?«
    »Sag es lieber nicht.« Er deutete auf den Sessel. »Hast du etwas entdeckt? Weißt du jetzt mehr?«
    »Kann sein.« Ich demonstrierte ihm, was mir aufgefallen war.
    Auch Suko war überrascht, dass der dünne Lampenstrahl nicht die innere Rückseite des Schädels erreichte. »Ja, das hat etwas zu bedeuten.«
    »Stimmt.«
    »Wie ich dich kenne, willst du es herausfinden.«
    »Auch richtig.«
    »Aber wie?«
    »Bestimmt nicht hier, Alter. Wir haben Zeit – oder?« Er hob die Schultern. »Wenn du das sagst, möchte ich dir nicht widersprechen.«
    ***
    Nein, ich würde mich nie daran gewöhnen, das war mir schon jetzt klar. Es gab auch keine andere Möglichkeit, wenn ich ehrlich zu mir selbst war. Deshalb hatte ich den Sessel in meine Wohnung schaffen lassen.
    Er hatte seinen Platz im Wohnzimmer gefunden, und alles andere war dagegen in den Hintergrund gerückt. Ich hatte das Gefühl, als wären die übrigen Möbel nicht mehr vorhanden, es dominierte einzig und allein der Knochen-Sessel.
    Mit dieser Meinung stand ich nicht allein. Suko hatte sie mir bestätigt, und selbst Sir James, der Glenda Perkins mitgebracht hatte, war der Ansicht.
    Er umschlich das Knochenstück wie jemand, der alles ganz genau sehen wollte. Glenda stand dafür abseits, am weitesten vom Sessel weg. Sie traute sich nicht, ihn sich genau anzuschauen, denn sie empfand ihn als widerlich und gefährlich.
    Sir James allerdings traute sich, ihn anzufassen. Er strich mit seiner Handfläche prüfend über das makabre Material. »Für mich fühlt er sich an wie…«, er rückte seine Brille zurecht, »… wie eingewachst.«
    »Das Gefühl hatte ich auch, Sir.«
    »Und Sie, Suko?«
    »So ähnlich.«
    Sir James schüttelte den Kopf. »So schaurig er auch aussehen mag, es ist mir trotzdem ein Rätsel, wie dieser Gegenstand zu einem Mörder werden konnte. Ein killendes Möbel.« Fast wütend verzog er den Mund. »Wo gibt es denn so etwas?«
    Ich hob die Schultern. »Ja, wo gibt es so etwas«, wiederholte ich.
    »Da müssten Sie Hector de Valois fragen, dem der Sessel ja angeblich gehört hat.«
    »Der zudem über ihn Bescheid gewusst haben muss«, fuhr der Superintendent fort. »Richtig, Sir.«
    »Wenn ich recht informiert bin, John, stand er doch auf Ihrer Seite. De Valois war so etwas wie ein Vorgänger von Ihnen. Was hätte er mit diesem Mordsessel anstellen können?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Haben Sie auch keine Vermutungen?« Sir James setzte sich. Allerdings in einen normalen Sessel.
    »Das schon. Nur kann ich mich leider nicht in Hector de Valois hineinversetzen.« Ich nahm eine Wanderung durch den Raum auf.
    Als ich Glenda passierte, zwinkerte ich ihr zu, doch ihr Gesicht blieb starr und blass. »Allerdings habe ich mir eine Theorie zurechtgelegt. Es

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