0774 - Baphomets böse Brut
immer man sie auch bezeichnen mag.«
»Das stimmt.«
»Können Sie die beiden beschreiben?«
»Warum denn?«
»Bitte, Mr. Levi.« Ich lächelte ihm zu. »Es ist in diesem Fall sehr wichtig für mich, denn es könnte sein, daß ich eines dieser Wesen gesehen habe.«
Er räusperte sich. »Nun ja, wissen Sie… das ist nicht einfach. Sie sind wohl irgendwo Menschen gewesen, aber auch wiederum nicht. Für mich waren es eben Wesen oder Kreaturen, die aus einer anderen Welt stammten, aus einem Dämonenreich, falls es so etwas überhaupt gibt, Mr. Sinclair.«
»Das denke ich schon. Aber reden Sie weiter.«
In den folgenden Minuten bekam ich meine Beschreibung, immer wieder unterbrochen durch tiefes Luftholen oder Kopfschütteln. Für Amos Levi war nicht das Aussehen der beiden Gestalten so schlimm, sondern die Tatsache, daß sie es schafften, zwischen den Welten zu pendeln. Genau dies konnte er nicht fassen.
Ich erklärte ihm, daß ich die ›Frau‹ im Bad entdeckt hatte und sah, wie er zusammenzuckte. »Dann war sie hier.«
»Jetzt ist sie weg.«
»Und der Mann mit der Axt?«
»Den habe ich nicht gesehen.«
Er nickte, bewegte danach den Kopf leicht kreisend und schielte auch gegen die Decke. Wo er auch hinsah, ob zur Seite oder nach oben, es gab nichts zu sehen. »Man kann sie nicht erkennen«, flüsterte er, »das ist für mich am schlimmsten. Ich… ich sehe es als grauenhaft an, aber was soll ich denn machen?«
»Zunächst bei mir bleiben.«
Mit dieser Aufforderung hatte er nicht gerechnet. »Wie meinen Sie das denn? Wollen Sie sich einfach so in Gefahr begeben?«
»Die Gefahr bin ich gewohnt. Es ist wirklich besser für Sie, wenn ich Sie nicht aus den Augen lasse.«
Levi hob die Schultern. Wie er auf dem Bett saß, sah er aus wie ein Häufchen Elend. »Das ehrt mich zwar irgendwo, aber Sie selbst begeben sich dabei auch in eine große Gefahr, das wissen Sie sicherlich.«
»Davon gehe ich aus. Nur nehmen Sie zur Kenntnis, daß es mein Job ist, mich in Gefahr zu begeben. Sie wissen, daß ich Polizist bin und entsprechend geeignet, um…«
Er ließ mich nicht ausreden. »Aber nicht bei solchen Dingen und Vorgängen. Das hat doch nichts mit einem Polizeieinsatz zu tun.«
»Gerade doch, Mr. Levi. Ich habe den Sessel nicht ohne Grund ersteigert. Und die andere Seite weiß genau, wer ihn bekommen hat. Sie werden alles unternehmen oder haben es schon unternommen, um den Sessel wieder in ihre Gewalt zu bekommen. Das wird nicht so einfach sein. Für mich ist es wichtig, daß ich an die beiden herankomme und natürlich auch die Hintergründe klären kann.«
Er nickte. »Ja, das glaube ich Ihnen sogar. Da… da haben Sie bestimmt nicht gelogen.«
»Auf keinen Fall.«
»Aber wie sollen Sie mich denn schützen?« Seine Frage klang verzweifelt. »Gibt es überhaupt einen Schutz gegen den Tod aus dem Unsichtbaren, Mr. Sinclair?«
»Sie haben es erlebt.«
Er beugte den Oberkörper vor. »Durch das Kreuz?«
»Unter anderem.«
»Ist es eine Wunderwaffe?«
Ich lächelte schmal und stand auf. »Wenn Sie es als eine solche ansehen und es Ihnen den nötigen Mut gibt, mir soll es recht sein. Sehen Sie es als Wunderwaffe an. Das zum einen. Zum anderen möchte ich Ihnen sagen, daß wir beide nicht allein bleiben werden. Ich sehe hier ein Telefon und werde deshalb meinen Freund und Kollegen Suko anrufen, damit er kommt und uns begleitet. So sind wir immerhin zu zweit, die sich gegen die Wesen stellen können.«
Amos Levi atmete so scharf aus, daß die Luft sogar mein Gesicht erreichte. »Ich muß Ihnen ein Kompliment machen. Mr. Sinclair.«
»Wieso?«
»Nun ja, Sie haben mir den Mut zurückgegeben. Zumindest einen kleinen Teil davon.«
»So sollte es auch sein.«
Ich nahm den Hörer ab, wählte erst eine Null und danach die Nummer meines Freundes. Ich hatte ihn gebeten, im Büro zu warten, was er auch getan hatte. Seine Stimme klang ziemlich brummig, als er sagte: »Das wurde auch Zeit, Alter.«
»Es ging nicht so schnell.«
Er schaltete sofort. »Ärger?«
»Ja, und nicht einmal ein sehr kleiner. Ich möchte dich gern hier bei uns haben. Setz dich in den Flitzer und versuche, das Hotel so schnell wie möglich zu erreichen.«
»Okay, wo treffen wir uns?«
»In der Halle.«
»Ihr wartet dort?«
»Ja.«
»Dann bis gleich.«
Ich wußte, daß ich mich auf meinen Freund hundertprozentig verlassen konnte. Levi und mir blieb noch Zeit genug, um in die Halle hinabzufahren. Ich nickte meinem Schützling zu.
Weitere Kostenlose Bücher