0774 - Baphomets böse Brut
Wärme weiter bis zu meiner Brust hin. Für mich ein Zeichen, daß uns eine böse Magie umgab, die sich allerdings noch außerhalb der Kabine hielt.
Der Händler bewegte nur mehr seine Augen. Er konnte nicht so schnell überall hinschauen, wo er es wollte. Immer wieder stöhnte er dabei auf und schüttelte sich auch.
»Bleiben Sie bitte ruhig!« flüsterte ich ihm zu. »Es wird alles wieder okay werden.«
»Das sagen Sie, verdammt!«
»Stimmt.«
Ich löste mich von meinem Platz, um in die Mitte der kleinen Kabine zu gehen. Zudem wollte ich auch herausfinden, an welcher Stelle sich die andere Magie besonders stark konzentrierte. Nur einen kleinen Schritt kam ich weit, da begann die Sache mit dem Licht.
Es verlosch nicht, aber es flackerte.
Sehr unruhig sah es aus. Hell, dunkel, wieder hell, dann dunkel, und die Hälfte der Lampen fiel aus.
Wir hörten ein Zischen und leises Klirren, als das dünne Glas zu Bruch ging. Einige Splitter, eingehüllt in Glasstaub, regneten auf uns nieder.
»Jetzt haben sie uns«, sagte Levi.
Ich schüttelte den Kopf. »Noch nicht!«
Er streckte mir die beiden verbundenen Hände entgegen, mehr eine Geste. »Verdammt noch mal, die können doch mit uns machen, was sie wollen. Sie beherrschen alle Tricks, die sind uns Menschen voraus, weil sie eben keine Menschen sind.«
Ich ließ den Mann reden und beschäftigte mich statt dessen mit der Fahrstuhldecke, weil ich den Eindruck hatte, daß die Gefahr dort lauerte.
Ich irrte mich nur zur Hälfte.
Sie hatte uns bereits eingekreist, lauerte nicht nur über unseren Köpfen, sondern auch an den Füßen, und sie erschien synchron an beiden Stellen.
Levi sah es.
»Da, das Gesicht!« Sein Zeigefinger schnellte vor, er wies in die Tiefe, und ich schaute sofort hin.
Unter den Füßen erkannte ich das wie aufgepumpt wirkende Gesicht der Frau mit den kalten, gelben Totenaugen. Den Mund hatte sie verzerrt. Sie grinste wie ein unter Tollwut stehendes Raubtier. Ich sah steile Zähne, die keine Ähnlichkeit mit einem menschlichen Gebiß aufwiesen. Das da unten war ein Tier, ein dämonisches Etwas, aus den Tiefen der Hölle entlassen und in unsere Welt hineingezerrt.
»Da oben auch!« Levis Stimme klang verzweifelt. Er hatte sich geduckt und gleichzeitig schräg mit der Schulter gegen die Innenwand des Fahrstuhls gedrückt. Sein Atem klang hechelnd. Als er den Kopf schüttelte, tropfte Speichel aus seinem Mund.
Über uns lauerte der Henker. Er schien flach auf dem Dach der Kabine zu liegen und hatte sich hart durch die Verkleidung gedrückt. Sein Gesicht wirkte auf mich wie ein bösartiges Gebilde. Die Wunde in der Stirn schuf innerhalb der kalkiggrünen Blässe ein blutiges Mal, und der rote Streifen löste sich auch jetzt nicht. Die Gestalt hatte ihre fürchterliche Waffe mitgebracht und so niedergelegt, daß sie sich an seiner rechten Kopfseite befand und mit der Schneide nach unten zeigte. Ich sah sie zum erstenmal überdeutlich. Die Schneide glänzte wie ein scharf geschliffenes Schwert. Damit konnte man schon Köpfe abtrennen, ohne sich großartig anstrengen zu müssen.
Neben mir nahm ich die Bewegung wahr. Amos Levi hatte die Hände vor sein Gesicht geschlagen.
Er rutschte rücklings an der glatten Liftwand entlang nach unten. In der Hocke blieb er. Als er sprach redete er mehr gegen seine Handballen, ich hörte die Worte nur dumpf und unterdrückt.
»Tun Sie etwas, tun Sie etwas!«
Das wollte ich auch.
Über mir grinste die Fratze. Ich hörte ein leises Knirschen, als sich die Axt bewegte und mit der scharfen Schneide über das Holz kratzte. Auch der Mund bewegte sich, blasse Lippen zogen sich in die Breite, und die Gestalt schickte mir ein mehr als teuflisches Grinsen entgegen.
Das Kreuz hatte sich erwärmt. Es stand kurz davor heiß zu werden. Ich mußte mir sehr schnell etwas dazu einfallen lassen, und es gab eigentlich nur eine Chance.
Runter mit dem Kreuz und es in die Höhe schleudern.
Ich fing damit an, die Kette über meinen Kopf zu streifen. Als sie durch das Haar fuhr und sich fast darin verhing, da merkten die beiden Wesen, daß ich mich wehren wollte.
Jetzt handelten sie.
Im nächsten Augenblick schrieen Levi und ich auf, als der Fahrstuhl plötzlich nach unten sackte. So schnell, daß ich mit meinem Körpergewicht nicht nachkam, für einen Moment sogar über dem Boden schwebte und mir der Gedanke durch den Kopf schoß, daß wir in den nächsten Sekunden zusammen mit der Kabine zertrümmert würden.
Ich stand
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