0774 - Baphomets böse Brut
aufgeschnitten.«
»Cheers«, sagte ich.
Levi kippte den Cognac weg und schüttelte sich. Ich trank ihn langsamer, widmete mich meinem Kaffee und spülte mit beiden Getränken meinen Mund aus, wo sich ein leichtes Brennen ausbreitete, das später in Richtung Magen wanderte und ihn durchwärmte.
»Ich begreife es noch immer nicht«, sagte Levi. »Es geht um den verdammten Sessel. Hätte ich ihn doch nicht angenommen!«
»Von wem haben Sie ihn bekommen?«
Levi verzog den rechten Mundwinkel. »Sie sind ja nicht vom Finanzamt, nehme ich mal an.«
»Da würde ich mich auch eher erschießen.«
»Okay. Ich habe ihn schwarz gekauft, wie man so schön sagt. Das ist in unserer Branche üblich. Viele Händler haben Geheimkassen, um bestimmte Schnäppchen machen zu können. Ich wollte ihn auch nicht in die Auktion geben, jedenfalls hatte ich das nicht vor, aber es ist, verdammt noch mal, andersgekommen.«
»Wer hat Ihnen den Sessel denn verkauft?«
»Mr. Nameless.«
»Wie bitte?«
»Sie haben richtig gehört. Ein Mann, der keinen Namen hatte. Eben Mister Namenlos.«
»Wie nett. Wie sah der Mann aus?«
»Es war Nacht und…«
»Sagen Sie nur nicht, daß auch noch Nebel war.«
»Nein, das nicht. Aber es war Nacht, sehr düster sogar. Wir haben uns an einem Highway-Parkplatz getroffen. Genau dort fand die Übergabe dann statt. Ich bekam die Ware, er das Geld, und die Sache war einfach erledigt.«
Das konnte ich nicht glauben. »Sie haben nichts von dem Mann gesehen? Kein Gesicht, keine…«
»Es war nicht nur dunkel, Mr. Sinclair, der Kerl trug auch noch einen Hut und hatte die Krempe tief in die Stirn geschoben. Es war ein Weißer, das kann ich Ihnen sagen, mehr aber nicht.« Er schlürfte seinen Kaffee und bestellte dann noch einen Cognac, den er dann langsam trank, tief in Gedanken versunken. »Hätte ich das alles vorher gewußt, mein Gott, ich hätte die Finger davon gelassen. Doch hinterher ist man immer schlauer.«
»Das stimmt.«
Er setzte das Glas ab und fragte: »Jetzt möchte ich gern wissen, wie es weitergeht. Haben Sie vielleicht eine Idee, wie wir aus dem Schlamm wieder herauskommen?«
»Im Moment gibt es nur ein Ziel. Wir müssen die beiden Dämonen vernichten.«
»So richtig voll?«
Ich mußte über seine Frage lachen. »Ja, auch so, wenn Sie das beruhigt. Wir haben Sie nicht richtig erwischt.«
»Sie haben sie nicht richtig erwischt? Ich habe dabei nicht noch einmal die zweite Geige gespielt.«
»Kommen Sie, Mr. Levi, Sie haben sich tapfer gehalten.«
»Ach, hören Sie auf.« Er fuhr wieder durch sein Haar. »Das ist mir alles nicht gelungen. Ich bin eben zu alt. Am meisten ärgert es mich, daß ich in meinem Alter noch diesen Fehler begangen habe. Da sollte man doch schon weise werden.«
»Wie alt sind Sie denn?«
»Sechzig!«
Ich winkte ab. »Da fangen Leute heutzutage erst an.«
»Lassen Sie den Trost, er paßt nicht, Mr. Sinclair. Kommen wir wieder zur Sache. Wann und wie würde es Ihnen denn gelingen, die beiden Gestalten zu vernichten?«
»Wenn ich direkt vor ihnen stehe und ihnen keine Chance mehr gebe, schnell zu verschwinden.«
»Das wird schwer sein.«
»Ich weiß.«
»Die können sich sofort in ihre unsichtbare Welt zurückziehen. Da haben Sie immer das Nachsehen, finde ich.« Er winkte ab. »Aber ich will nicht klagen, wir müssen eben sehen, daß wir aus diesem Dreck wieder herauskommen.«
»Das schaffen wir.«
Amos Levi wollte mir nicht so recht glauben. »Und wie bitte, sollen wir das anstellen?«
Ich trank von dem heißen Kaffee und spülte mit Cognac nach. Es tat noch immer gut, die Wärme im Magen zu spüren, und ich geriet sogar allmählich ins Schwitzen. »Indem ich Sie in Sicherheit bringe«, erklärte ich.
Levi sah aus wie jemand, der sich weder für ein Lachen noch für ein Weinen entscheiden kann. Er tat beides nicht, sondern redete. »Hören Sie, Mr. Sinclair, ich will Ihnen ja nichts, aber haben Sie sich dabei nicht etwas viel vorgenommen?«
»Nein. Sie vergessen, daß wir meinen Partner herbestellt haben. Und auf ihn ist Verlaß.«
»Noch habe ich ihn nicht gesehen.«
»Keine Sorge, Sie werden ihn noch zu Gesicht bekommen, denn der Verkehr hier in London ist nicht weniger schlimm als der in New York. Man bleibt oft stecken.«
»Wo wäre denn die Sicherheit?« erkundigte er sich nach einiger Zeit des Nachdenkens. »Überzeugt haben Sie mich nicht, denn ich kann mir nicht vorstellen, daß man sich vor diesen Wesen überhaupt in Sicherheit bringen
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