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0774 - Vampirblut

0774 - Vampirblut

Titel: 0774 - Vampirblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Lafayette
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durchdringende Geruch von Desinfektionsmitteln stieg ihnen in die Nasen.
    Es ging auf Mitternacht zu. Ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt.
    Zamorra erhob sich und tastete sich im Finstern zu der Tür, die in die Halle führte. Er öffnete sie einen Spalt und schaute hinaus. In der Halle brannte Licht. Der Nachtwächter saß hinter der Rezeption. Es war Inspektor McGrady. Er blickte zu Zamorra her und bedeutete diesem mit einer Geste seiner Hand, dass alles in Ordnung sei. McGrady war in die Rolle des Security-Mannes geschlüpft.
    »Die Warterei zerrt an den Nerven«, sagte McGrady halblaut. »Vor allem weiß ich nicht, worauf wir warten. Wollen Sie’s mir nicht endlich sagen, Zamorra?«
    »So genau weiß ich das selber nicht«, antworte der Parapsychologe.
    Das Amulett erwärmte sich nicht. Keine Schwingung, nicht die kleinste Vibration wies darauf hin, dass sich in diesem Gebäude irgendeine Art von Magie verborgen hielt.
    Die Tür zur Kühlkammer war geschlossen, aber nicht abgesperrt.
    Zamorra kehrte zur Bank zurück. »Alles klar«, sagte er. »Hast du die Taschenlampe griffbereit?«
    Nicole räusperte sich leise. Sie bewegte sich ein wenig, um Verkrampfungen vorzubeugen, die langes Sitzen in ein und der selben Haltung mit sich bringt. »Ja. Kann es nicht sein, dass du dich täuscht? Vielleicht interpretierst du in den Todesfall und das Verschwinden dieses Jim Spacey mehr hinein, als wirklich dahinter steckt.«
    »Es ist nicht normal, dass ausgeblutete Leichen mit furchtbaren Wunden am Hals einfach aus der Pathologie verschwinden«, versetzte Zamorra. »Und noch weniger normal ist es, dass sie Leichen zurücklassen, die ebenfalls halb zerfleischt und ausgeblutet sind.«
    Nicole schwieg. Sie gab Zamorra Recht. Die Dinge, die sich nach McGradys Erzählung hier zugetragen hatte, waren in der Tat nicht alltäglich.
    Irgendwo schlug eine Kirchenglocke zwölf mal.
    Mitternacht!
    Die Spannung wuchs. Mitternacht war die Zeit der Untoten, der Dämonen, der Vampire. Im Volksmund sprach man gerne von der Geisterstunde. Natürlich war das Auftreten dämonischer Mächte nicht von Tageszeiten abhängig. Aber in der Nacht schliefen die meisten Menschen. Die Schattenwesen konnten nahezu ungehindert agieren und sich ihre Opfer suchen. Das Böse konnte sich ausleben. Deshalb wurde die Zeit nach Mitternacht von den Mächten der Finsternis bevorzugt.
    Die Zeit schien angehalten zu haben. Doch irgendwann drang von irgendwo ein Knarren an Zamorras Gehör.
    Er erhob sich. Die Spannung krümmte seine Gestalt. Dann erklang ein leises Tacken. Eine Stufe ächzte. Schließlich waren leise, schleichende Schritte zu vernehmen…
    Der Hunger trieb den Vampir aus seinem Versteck. Er brauchte Fleisch und Blut. Nachdem er Lisa Vanderbildt zu Amanda gebracht hatte, war er zurückgekehrt in sein Versteck auf dem Dachboden des gerichtsmedizinischen Instituts. Er hatte den Hintereingang benutzt. GORG-HON hatte ihm geholfen, ungesehen das Haus zu betreten und sich die drei Stockwerke hinauf zuschleichen.
    Auf dem Dachboden zwischen allem möglichen Gerümpel hatte GORG-HON seine Kreatur verlassen. Fürs Erste hatte Jim Spacey seine Schuldigkeit getan. Er hatte die Tochter John Vanderbildts aus ihrer Wohnung geholt und zu Amanda gebracht. GORG-HON überließ die Kreatur sich selbst. Und sie kannte nur ein Ziel: töten und sich nähren. Es geschah nicht verstandesgemäß. GORG-HON lenkte die Kreatur nicht mehr. Es war so etwas wie ein Urtrieb - es war instinktive Selbsterhaltung.
    Zamorras Blick durchdrang die Dunkelheit. Seine Augen hatten sich während der langen Warterei an die herrschenden Lichtverhältnisse gewöhnt. Durch ein Fenster am Ende des Flurs fiel das Licht einer Straßenlaterne. Die Treppe zu den oberen Stockwerken mündete neben dem Fenster in den Korridor.
    Auf dieser Treppe bewegte sich jemand abwärts.
    Daran bestand für Zamorra kein Zweifel mehr. Die Geräusche waren deutlicher geworden.
    Und dann sah Zamorra den Schemen vor dem Fenster. Scharf und klar zeichnete er sich von dem helleren Hintergrund ab. Gleichzeitig erwärmte sich Merlins Stern.
    Nicole schaltete die Taschenlampe ein. Der Lichtstrahl durchstieß die Dunkelheit und heftete sich auf die Gestalt bei der Treppe, wanderte hoch und traf das Gesicht.
    Der Vampir trug einen zerschlissenen Mantel. Auf seinem Kopf saß ein verbeulter, speckiger Hut. Der Untote war nicht geblendet. Aber er war überrascht und verharrte.
    Zamorra und Nicole sahen das bleiche, tote

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