0774 - Vampirblut
Gesicht, die dunklen Schatten unter den blicklosen Augen, den Mund, der halb offen stand.
Jim Spacey roch die Menschen wie ein wildes Tier. Seine Oberlippe zog sich noch mehr zurück und gab das Vampirgebiss frei. Ein Grollen stieg aus der Kehle des Blutsaugers.
Zamorra griff nach dem Amulett und hielt es hoch. Eines der Schriftzeichen am Rand der Scheibe wich un ter seinem Fingerdruck millimeterweit zur Seite, um anschließend von selbst wieder in seine ursprüngliche Position zurückzugleiten und dort scheinbar absolut fest zu liegen. Im Moment des Bewegens aber wurde eine magische Funktion des Amuletts ausgelöst.
Im nächsten Moment floß ein eigenartiges grünes Licht aus der Scheibe. Es hüllte den Professor und Nicole ein. Das magische Schutzfeld hinderte schwarzmagische Kräfte, sie anzugreifen und ihnen zu schaden.
Der Vampir fauchte.
Zamorra griff nach der Strahlenwaffe und brachte sie in Anschlag.
Die Tür zur Halle flog auf.
Inspektor McGrady stürzte in den Flur. In seiner Faust lag die Dienstpistole. Er sah das grüne Glühen, das den Professor und Nicole umgab, und ihm entging nicht die Person bei der Treppe, die die Zähne bleckte und ein drohendes Fauchen ausstieß.
»Heben Sie die Hände, und rühren Sie sich nicht!«, rief der Polizist und schlug die Waffe auf die Gestalt an, auf deren Gesicht der Strahl der Taschenlampe geheftet war.
Der Untote warf sich herum und hetzte die Treppe hinauf. Instinktiv hatte er gespürt, dass er verloren war, wenn er angriff. Darum floh er.
»Bleiben Sie hier, McGrady!«, rief Zamorra und ließ das Amulett fahren. Es baumelte an der Silberkette vor seiner Brust.
Der Professor spurtete los. Der Schutzschirm, der ihn und Nicole umgab, löste sich auf. Zamorra erreichte die Treppe und rannte sie, immer drei Stufen auf einmal nehmend, nach oben.
Der Vampir befand sich bereits in der ersten Etage. Er bewegte sich etwas unbeholfen. Er schaute zurück. Als Zamorra schoss, sprang er zur Seite. Der Laserstrahl verfehlte ihn und schlug in die Wand. Mauerwerk spritzte.
Ehe Zamorra sich auf das veränderte Ziel einstellen konnte, hetzte der Vampir schon weiter. Er jagte um den Treppenabsatz herum und weiter nach oben.
Zamorra hinterher.
Der Untote verschwand oben hinter einer Ecke - und…
Als Zamorra die zweite Etage erreichte, warf sich der Blutsauger fauchend auf ihn. Weit hatte er das Maul aufgerissen. Die spitzen Eckzähne waren deutlich zu sehen.
Zamorra kam nicht zum Schuss. Er schlug mit der Waffe nach dem Vampir, um sich Luft zu verschaffen. Doch der Untote klammerte sich an ihn und versuchte, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Stinkender Atem streifte Zamorras Gesicht. Er bog den Kopf zurück. Dicht vor seinem Hals schlugen die Zähne zusammen wie der Fang eines Raubtiers.
Der Vampir formte die rechte Hand wie zu einer Kralle und schlug nach Zamorras Gesicht. Der Professor konnte dem Schlag ausweichen. Er spürte den Ruck, als die Klaue in der Kette hängen blieb, die das Amulett trug. Sie riss.
Das Amulett fiel klirrend auf den Boden.
Und plötzlich wurde Zamorra von einen Kraft erfasst, der er ohne Merlins Stern nichts entgegenzusetzen hatte. Das Amulett zu rufen fand er nicht mehr die Zeit. Es war wie ein Sturm, ein Tornado, der ihn herumwirbelte. Im Nu veränderte sich die Umgebung - und dann…
Die Dunkelheit lichtete sich. Zamorra befand sich in einer anderen Dimension!
***
GORG-HON hatte eingegriffen.
Der Dämon hatte Zamorra in seine Zwischenwelt, die Welt der rastlosen Seelen, katapultiert. Fest umklammerte der Professor die Strahlenwaffe. Er schaute sich um. Es war wie in einer mittelalterlichen Burg. Düster, geheimnisvoll, drohend. In Haltern an den Wänden brannten Fackeln.
Ein schauerliches Lachen erschallte. Dann erklang eine Stimme: »Wer bist du, Sterblicher? Wie kannst du es dir anmaßen, meinem Diener aufzulauern und zu versuchen, ihn zu töten?«
»Ich bin Professor Zamorra«, rief dieser. Er drehte sich auf der Stelle. Von der Kreatur, mit der er sprach, war nichts zu sehen. »Wer bist du?«
»Ich bin GORG-HON, der Herrscher dieser Schattenwelt.«
»Warum zeigst du dich mir nicht?«
»Kein Sterblicher bekam mich je zu sehen. Warum sollte ich mich ausgerechnet dir zeigen?«
»Was hast du vor mit mir?«
»Du wirst sterben?«
»Komm raus aus deinem Versteck und zeig dich mir!«
»Nein! Ich werde dich nicht selbst töten. Das erledigen meine Diener!«
Aus den Türen, die durch die Mauer führten, drangen dunkle
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