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0775 - Haus der Toten

0775 - Haus der Toten

Titel: 0775 - Haus der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Constantin
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vor sich her in die unsichtbare Masse hineinschob. Langsam gab der Widerstand nach. Schritt für Schritt bewegten sich Zamorra und Nicole vorwärts, bis sich mit einem Mal die Energie zurückzog, die sich ihnen entgegengestellt hatte.
    Unerwartet von dem Druck befreit, dem sie sich entgegengestemmt hatten, stolperten die beiden ein paar Schritte nach vorne.
    »Es ist weg«, kommentierte Nicole.
    Zamorra war sich da nicht so sicher. Vorsichtig bewegte er sich in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Nach ungefähr zwei Metern stieß er auf einen Widerstand. Das Feld war noch da. Sie hätten es nur durchstoßen.
    »Es ist wie eine Blase, die das Haus umgibt«, stellte er fest. »Nichts soll reinkommen und nichts raus. Aber wenn man es geschafft hat, sich durch die Außenhülle der Blase durchzudrücken, kann man sich wieder frei bewegen.«
    Nicole fixierte das Geisterhaus, das düster vor ihnen aufragte. »Ich wünschte, wir hätten einen Dhyarra-Kristall oder irgendwelche Waffen dabei. Wer weiß, was uns da drinnen erwartet.«
    Zamorra schlang von hinten seine Arme um sie und drückte ihr einen Kuss auf den Nacken. »Nichts, mit dem wir nicht fertig werden, Chérie.«
    Nicoles Lächeln breitete sich zu einem Grinsen aus.
    »Dann lass uns mal ein paar Geister austreiben«, sagte sie und marschierte auf das Haus zu.
    Zamorra folgte ihr dichtauf.
    Vermutlich haben schon die alten Römer vor der Schlacht Witze gerissen, um die Spannung zu lösen, schoss es ihm durch den Kopf. Herumzualbern, wenn man sich in Gefahr begab, war eine natürliche Reaktion, die den Ernst der Lage durchaus nicht verkannte.
    In Wirklichkeit war Nicole ebenso wie ihm klar, dass in diesem Haus etwas Tödliches auf sie lauerte…
    ***
    Als John den Salon betrat, kniete sein Freund zusammengesunken über dem riesigen Loch, das er in den Boden gerissen hatte.
    »Ah, wie ich sehe, hast du Bekanntschaft mit meinen Gästen geschlossen«, stellte er fröhlich fest, während er die Tür wieder hinter sich verschloss. »Soll ich sie dir vorstellen?«
    Vergnügt tänzelte er durch den Raum. Als er bei Charles angekommen war, schnippte er ein paar Mal mit den Fingern vor dessen Augen. »Hey, Charles! Hörst du mir zu? Bist du wach?«
    Der andere rührte sich nicht. Wie hypnotisiert starrte er in das Loch in den Dielenbrettern. Ein junger Mann mit aufgerissenen Augen unter kaputten Brillengläsern starrte zurück. Seine Haut war aufgedunsen und brüchig. Sein Anzug war braun von verkrustetem Blut. Er war schon lange tot. Neben ihm lag eine weitere Leiche, die schon viel länger aus dem Leben geschieden war.
    Charles vermied es, sie anzusehen. Er wollte Charlotte so in Erinnerung behalten, wie er sie gekannt hatte.
    »Der nur leicht verweste Herr dort ist Mister Miller, ein Handlungsreisender aus Portsmouth«, stellte John gut gelaunt sein Opfer vor. »Er war eigentlich an seinem freien Tag hier herausgefahren, um den Sonnenuntergang zu betrachten. Aber als er mein Haus sah, dachte er sich, warum nicht? Jemand, der so zurückgezogen lebt, braucht doch mit Sicherheit alles Mögliche. Also hat er sich einfach bei mir vorgestellt und gefragt, ob ich mir seine Waren ansehen will. Ich habe ihn zu einem Cognac eingeladen und ihm dann von hinten die Kehle durchgeschnitten. Ich habe bestimmt eine Stunde damit verbracht, die Sauerei wieder wegzuwischen. Schließlich durfte nichts mehr zu sehen sein, als Lucy am nächsten Morgen zur Arbeit kam. Die Pferde musste ich natürlich auch beseitigen; ich habe sie zusammen mit der Kutsche über die Klippen gejagt. Ich sage dir, das war eine Heidenarbeit.«
    »Warum?« krächzte Charles leise.
    »Na ja, Lucy ist eigentlich keine sehr neugierige Person, aber so etwas würde ihr vermutlich auffallen«, kicherte John. »Und ich habe wirklich keine Lust, mir ein neues Dienstmädchen suchen zu müssen.«
    »Nein. Warum hast du sie umgebracht?«
    »Ah. Eine philosophische Frage.«
    John setzte sich in den Ohrensessel, der am Kamin stand, legte die Hände zusammen und blickte nachdenklich drein.
    »Um ehrlich zu sein, mein lieber Charles: Es ist nicht sonderlich schwierig, jemanden umzubringen. Wenn man es das erste Mal getan hat, dann sind die weiteren Morde ein Kinderspiel. Nachdem ich Charlottes Brief gelesen hatte…«
    Er unterbrach sich und schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Entschuldige, davon kannst du natürlich nichts wissen. Charlotte hat ihrer Schwester Claire regelmäßig geschrieben. Ich habe zufällig einen

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