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0775 - Haus der Toten

0775 - Haus der Toten

Titel: 0775 - Haus der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Constantin
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ich glaube. Aber keiner von uns hat es ausgesprochen. An dem Tag, an dem ich sie das letzte Mal sah, gab sie mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange, das war alles. Sie war deine Frau, und sie ist bei unserem Herrgott im Himmel. Du hingegen wirst in der Hölle verrotten.«
    John O’Donaghan legte den Kopf schief, während er diese Worte verarbeitete. Dann sagte er leise: »Weißt du was, Charles? Vielleicht hast du Recht, und Charlotte ist für immer für mich verloren. Aber ich denke, ich werde es einfach versuchen.«
    Mit einem Schrei sprang er auf den anderen zu, das Messer ausgestreckt in seiner Hand…
    ***
    Zamorra und seine Gefährtin hatten gerade das Haus betreten und die Taschenlampen eingeschaltet, als sie einen zweiten Schrei hörten.
    Nicole richtete ihre Lampe in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Der Lichtkegel erhellte eine schwere Eichentür.
    »Dahinter«, sagte Nicole nur.
    Zamorra ging zu der Tür und drückte die Klinke hinunter. Die Tür gab nicht nach.
    »Sie ist verschlossen«, stellte er fest. Er ging zwei Schritte zurück, um Anlauf zu nehmen, als Nicole an ihm vorbeischoss.
    Ihr Fuß traf das Türschloss mit einem lauten Krachen. Das Metall brach, und die Tür schwang mit solcher Wucht nach innen, dass sie gegen die Wand prallte. Nicole hielt noch ein paar Sekunden ihren Fuß in der Luft, ihre Hüfte war seitlich verdreht.
    »Ein perfekter Yoko-Geri«, kommentierte Zamorra anerkennend. »Das Karate-Training hat sich bei dir jedenfalls gelohnt.«
    »Für dich reicht’s noch allemal, Chef.«
    Er richtete seine Taschenlampe wieder auf die Tür. In dem schwach erleuchteten Raum konnten sie zwei Gestalten sehen, die ächzend und grunzend über den Boden rollten. Es waren zwei junge Männer, vermutlich um die zwanzig Jahre alt.
    Einer hatte langes, dunkles Haar. Er trug einen Pullover und darüber einen dunkelgrünen Parka. Der andere hatte kurzes, blondes Haar und einen kräftigen Körperbau. Auf dem Boden neben den beiden lagen ein Holzfällerhemd und eine Sportjacke, die vermutlich dem blonden jungen Mann gehörten. Momentan war sein Oberkörper nackt.
    Während Nicole und Zamorra noch versuchten, die Situation einzuschätzen, schaffte es der muskulöse Junge, sich auf die Arme des anderen zu knien. In seiner rechten Hand hielt er ein spitzes, etwa einen Fuß langes Stück Holz, das er offenbar als Waffe benutzte.
    »Das war’s dann wohl, Charlie!«, brüllte er, als er den Holzsplitter über den Kopf hob, um ihn auf seinen Widersacher niedersausen zu lassen…
    ***
    Charles hatte ihn überrascht. Er hätte nicht gedacht, dass der alte Knabe noch so agil sein würde. Er war seinem ersten Stoß ausgewichen und hatte sich auf ihn geworfen.
    Aber es wurde schnell deutlich, dass John die Oberhand gewinnen würde. So verzweifelt sich Charles auch wehrte, konnte er nicht verhindern, dass ihn John schließlich mit den Knien auf dem Boden festnagelte und die Hände frei hatte, um ihm das Messer in die Kehle zu stoßen.
    Der Moment des Triumphes über seinen alten Freund war endlich gekommen. Johns Mund war voller Blut, weil Charles ihm im Kampf einen Vorderzahn ausgeschlagen hatte, aber das kümmerte ihn nicht. Der metallische Geschmack in seinem Mund erregte ihn eher. Vielleicht würde er ihm das Messer auch ins Auge rammen.
    »Das war’s dann wohl, Charlie!«, brüllte er ekstatisch.
    Aber gerade, als er zustoßen wollte, packte ihn etwas von hinten. Wütend wandte John den Kopf, aber hinter ihm war niemand zu sehen. Panisch wand er sich in dem Griff der unsichtbaren Hände, aber er schaffte es nicht, sich zu befreien.
    Mit einem Mal spürte er ein entsetzliches Brennen auf der Stirn und schrie vor Schmerzen auf
    Ich bin…
    Was war nur geschehen? Gerade noch hatte er triumphiert und jetzt hielt ihn etwas Unsichtbares, Schmerzhaftes gepackt!
    Ich bin…
    So durfte es nicht enden! Es war anders gewesen! Er hatte Charles das Messer in den Hals gerammt, aber trotzdem hatte der Mistkerl sich noch ein letztes Mal aufgebäumt und ihn abgeworfen, und dann hatte er den Feuerhaken erwischt. Und dann war da das Brennen in seinem rechten Auge. Und dann…
    Ich bin David Stilman.
    Ich bin David Stilman!, dachte er und wurde von einer tiefen Freude durchflutet, als er spürte, dass er wieder die Kontrolle über seinen Körper und seine Gedanken hatte.
    Es war, als hätte sich ein Nebel gelichtet, der seinen Verstand zuvor völlig für sich ergriffen hatte. Mit einem Mal wusste er wieder, wer er

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