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0775 - Haus der Toten

0775 - Haus der Toten

Titel: 0775 - Haus der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Constantin
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unvollendeten Brief auf ihrem Sekretär entdeckt. So habe ich von eurem Verhältnis erfahren. Es war nicht geplant, weißt du. Aber als ich diesen Brief gelesen hatte, war ich so voller Wut und Hass, dass ich einfach nicht anders konnte, als zuzustechen. Immer und immer wieder.«
    John legte eine Pause ein. Sein Blick senkte sich, als er sich in der Erinnerung verlor. Nach ein paar Momenten hob er die Schultern und breitete mit einem unschuldigen Lächeln die Hände aus.
    »Aber danach fühlte ich mich so…«, er zögerte überlegend, »so erleichtert. Es war endlich vorbei, verstehst du? Es war nicht mehr wichtig, was sie mit dir getrieben hat - in meinem eigenen Schlafzimmer vermutlich! Wichtig war nur, dass sie tot war. Dass endlich dieser Schmerz aufgehört hatte. Die ewigen Selbstzweifel. Die Gewissheit, nicht gut genug für sie zu sein. Nicht Mann genug. Es war endlich, endlich alles vorbei.«
    John wartete einige Sekunden auf eine Reaktion seines Freundes. Aber der rührte sich immer noch nicht. Seine Augen starrten ins Leere. Es war, als hätte der Funke des Lebens ihn bereits verlassen.
    John seufzte und beschloss, dass er dieses Gespräch wohl allein führen musste. Aber schließlich war er es gewohnt, Selbstgespräche zu führen.
    »Aber warum, so fragst du mich«, hob er theatralisch an, »habe ich die anderen Menschen getötet? Die mir nichts zuleide getan haben? Darauf, mein Lieber Charles, gibt es zwei Antworten. Zum einen haben sie mich gestört. Sie zu töten war die einfachste Art, sie gleichzeitig loszuwerden und zu bestrafen. Und wie gesagt: Nach diesem ersten Mord fiel es mir nicht gerade schwer. Charlottes Tod hat mich von den üblichen Schranken der Moral befreit, glaube ich. Zum anderen brauchte ich ihr Blut.«
    Charles Borell zeigte noch immer keine Reaktion.
    »Wozu? Was könnte ich wohl mit dem Blut anderer Menschen anfangen? Nun, das ist eine lange Geschichte.«
    John erhob sich und begann, auf und ab zu laufen, während er sprach. Dabei fing er langsam an, sein Hemd aufzuknöpfen. »Einer meiner Kunden in der Kanzlei war ein… Okkultist würde man sagen, denke ich. Er hatte als Offizier der britischen Armee lange in den Kolonien in Afrika gedient, wo er einige außergewöhnliche Erfahrungen gemacht hatte. Danach hat er seine Studien auf dem Kontinent weiter betrieben, bis er gezwungen war, von dort zu fliehen. Als er von dem Tod meiner Frau hörte, kam er auf mich zu und erzählte mir von gewissen… Möglichkeiten, wie man einen Toten zurückbringen könne. Er war sogar dazu bereit, mir ein bestimmtes Schriftstück zu überlassen, das sich mit dieser Thematik befasste. Gegen eine nicht unbeträchtliche Summe, versteht sich. Dieses Schriftstück beschreibt, wie man sich mit den Dämonen der Hölle in Verbindung setzt. Die Rituale erforderten unter anderem ein Menschenopfer. Außerdem verlangten sie einige Opfer von mir selbst.«
    Bei diesen Worten zog John sein Hemd aus. Charles hob langsam den Kopf und sah, dass der Körper seines Freundes über und über mit Brandmalen und Narben übersät war. Es waren Runen, die in Johns Körper eingekerbt waren. Sie ergaben verschlungene Muster, von denen Charles nur ein großes Pentagramm mitten auf der Brust erkannte.
    »Entgegen meinen Erwartungen funktionierten meine amateurhaften Versuche tatsächlich«, fuhr John O’Donaghan fort. »Die Hölle sprach zu mir. Und sie versprach mir, dass ich meine Frau zurückbekommen könnte. Besser, als sie im Leben war. Gefügiger. Eine Frau, an deren Liebe ich nie zweifeln müsste. Alles, was ich dafür tun musste, war, den Teufeln noch mehr Menschen zu opfern. Und natürlich einen kleinen Teil meiner selbst. Das ist die Bedeutung der Male, mit denen ich meinen Körper bedecken sollte.«
    Er hielt inne und seufzte. »Du wirst mein letztes Opfer sein, Charles. Dann werde ich wieder mit Charlotte vereint sein.« Mit diesen Worten nahm er ein langes Jagdmesser vom Kaminsims. »Hast du noch irgendetwas dazu zu sagen, alter Freund?«, fragte er dann mit einem beinahe zärtlichen Lächeln.
    Langsam erhob sich Charles. Sein Blick war wieder fokussierend, und er betrachtete den Mann, der einmal sein Freund gewesen war, mit Abscheu. »Du bist ein Narr, wenn du glaubst, dass die Teufel der Hölle dir Charlotte zurückbringen können, John. Ich habe keine Ahnung, welcher Wahnsinn dich gepackt hat, aber du solltest wissen, dass zwischen deiner Frau und mir nichts geschehen ist. Ich habe sie geliebt und sie mich, wie

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