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0775 - Haus der Toten

0775 - Haus der Toten

Titel: 0775 - Haus der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Constantin
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betreten. Aber heute Abend werden wir ihn öffnen. Wir machen ein Feuer im Kainin und trinken ein Glas Wein zusammen.«
    Wie Charles es erwartet hatte, war die Luft in dem Salon alt und stickig. Er machte einen Schritt auf die Fenster zu, um sie zu öffnen, als er bemerkte, dass sie mit Brettern vernagelt waren. Er stieß einen Seufzer aus.
    John hatte unterdessen den Kronleuchter entzündet und nahm jetzt eine mit einer feinen Schicht Staub überzogene Flasche Wein aus dem Kabinett und stellte sie auf einen Tisch. Dann warf er Charles einen Korkenzieher zu und sagte: »Entschuldige mich für eine Sekunde. Ich habe eine Kleinigkeit vergessen. Du kannst den Wein schon mal aufmachen!«
    Er verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich. Und während er leise den Schlüssel im Schloss umdrehte, wurde sein Körper von einem stummen Lachen geschüttelt.
    ***
    Ein wenig verblüfft sah Charles John hinterher. Die Eile, mit der er den Raum wieder verlassen hatte, schien ihm etwas eigenartig. Innerlich zuckte Charles mit den Schultern und beschloss, sich nichts dabei zu denken. Schließlich war das ganze Verhalten seines Freundes schon seit Jahren mehr als merkwürdig. Also beschloss er, sich schon einmal dem Wein zu widmen, während er auf John wartete.
    Meine Güte, dachte er als er sich setzte, dieser Raumi stinkt.
    Es hatte ihn überrascht, wie hart Charlottes Tod ihren Mann getroffen hatte. Immerhin war ihre Ehe in den letzten Jahren alles andere als glücklich gewesen. Aber die Tatsache, dass die beiden nicht glücklich waren, hieß wohl nicht, dass er sie nicht mehr geliebt hatte.
    Für ihn selbst war es am Anfang natürlich auch nicht einfach gewesen. Tief in seinem Herzen trauerte Charles auch heute noch um Charlotte. Dennoch wusste er, dass das Leben nun einmal weiterging. Der Schmerz blieb, aber mit der Zeit wurde er erträglicher, bis er ihn nur noch in den seltenen Nächten spüren konnte, in denen er von ihr träumte.
    Für John hätte es einfacher sein müssen. Schließlich konnte er mit anderen darüber sprechen. Aber das Geheimnis ihrer heimlichen Liebe zu Charles hatte Charlotte mit ins Grab genommen, und Charles hatte beschlossen, diese Entscheidung zu respektieren.
    Vielleicht wäre es besser gewesen, es ihm zu sagen, dachte er jetzt, während er den Korkenzieher in die Weinflasche drehte. Wir hätten gemeinsam um sie trauern können. Und wenn er wütend auf mich geworden wäre, hätte ihm das möglicherweise geholfen, sie zu vergessen.
    Aber dafür war es jetzt zu spät. Zu viel Zeit war vergangen. Und trotz seiner regelmäßigen Besuche an Charlottes Todestag hatte er die Hoffnung aufgegeben, dass sein Freund jemals wieder wirklich zu den Lebenden zurückkehren würde.
    Er zog den Korken aus der Flasche, schenkte in beide Gläser etwas Rotwein ein und trank geistesabwesend einen Schluck. Als er das Glas absetzte, wehte ihm ein süßlicher, fauliger Duft um die Nase. Verwesungsgeruch.
    Verdammt, dachte er. Ist ja kein Wunder, wenn man bederikt, wie lange John nicht mehr hier drin war. Wird wohl eine Ratte sein.
    Schnüffelnd versuchte er, den Ursprung des Geruchs herauszufinden. Nach einigem Herumsuchen war er sich ziemlich sicher, dass die Ursache unter einigen der Dielenbretter in der Mitte des Raumes liegen musste.
    Kurz überlegte er, auf John zu warten, aber der Geruch wurde ihm allmählich unerträglich. Also nahm er den Schürhaken vom Kamin und machte sich daran, die Bretter auszuhebeln.
    Während er daran arbeitete, hatte er das Gefühl, dass irgendetwas in seinem Kopf Hör auf! Hör auf! Hör auf! schrie, etwas, das ihn davon abhalten wollte, weiterzumachen…
    O mein Gott , Jenny, David, wo seid ihr?
    Aber er tat das als Zeichen seiner Nervosität ab, Normalerweise machten ihm Tierleichen nicht das Geringste aus, aber an einem Tag wie heute Hilfe, bitte, Hilfe, ich kann nicht aufhören, an Charlottes Todestag, war er vielleicht etwas Mein Name ist Jack Trelane! Ich bin Jack! Ich bin Jack! Ich bin… empfindlicher als sonst.
    Als Charles die erste Leiche fand, war das, was in ihm von Jack übrig war, nur noch ein dumpfes Schreien, ein verzweifeltes Schreien - ohne Aussicht, sich aus dieser Hölle befreien zu können.
    Als er die letzte Leiche fand, stimmte Charles Borell in das Schreien mit ein.
    In einem leeren Zimmer, vor einem Loch, das er mit blutenden Fingern in den morschen Boden gerissen hatte, saß Jack Trelane und heulte wie ein verwundetes Tier.
    ***
    »Charlottes Leiche wurde erst

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