0775 - Lady Luzifer
dahintersteckt, weiß ich nicht. Jedenfalls sieht er die Dinge nicht nur streng wissenschaftlich, er schafft es auch, hinter die Kulissen zu schauen, sagt er jedenfalls.«
»Dann werden wir abwarten.« Ich stand auf, weil ich mir einen Schluck zu trinken holen wollte. Es war warm im Raum, draußen lagen die Temperaturen ziemlich niedrig, so um die zehn Grad herum, manchmal etwas tiefer, und der Himmel zog sich immer mehr zu, wie ich durch das Küchenfenster erkennen konnte.
Ich holte Mineralwasser und Orangensaft, fand auch noch Gläser, stellte alles zusammen auf ein Tablett und brachte es meinen Freunden. Ich schenkte auch ein, mischte beide Flüssigkeiten und setzte mich wieder hin.
Das tragbare Telefon lag vor Bill auf dem Tisch. Der Reporter schaute es ununterbrochen an, als wollte er es hypnotisieren. Ich hoffte, ebenso wie meine Freunde, daß wir einen Erfolg erreichen würden, so recht daran glauben konnte ich leider nicht.
Es war abgemacht, daß dieser Gérard Tigne im Laufe des Vormittags anrief. Jetzt hatten wir schon elf Uhr, und es hatte sich noch immer nichts getan.
Eigentlich hätte ja einer von uns im Büro sitzen und Stallwache halten müssen, aber dorthin wollten wir erst am Nachmittag fahren, ob mit oder ohne Nachricht.
Wir tranken langsam. Bill bot Zigaretten an. Ich griff zu, Suko nicht. Wieder Warten. Abermals den Gedanken nachhängen, die sich trotz aller Unterschiede einzig und allein um dasselbe Thema, nämlich den Sessel, drehten.
Warten, lauern, immer darauf gespannt sein, daß sich endlich etwas tat.
Und es tat sich tatsächlich etwas. Als der Apparat so hoch tutete, da zuckte nicht nur Bill zusammen. Er aber nahm den Apparat und klappte ihn auf.
»Conolly!«
Suko und ich beobachteten gespannt sein Gesicht. Als unser Freund lächelte und dann noch französisch sprach, da wußten wir, daß es funktioniert hatte.
Jetzt kam es darauf an.
Ich verhielt mich ebenso still wie Suko. Von zwei verschiedenen Seiten waren unsere Blicke auf Bill gerichtet.
Wir lauschten auch, um aus den knappen Antworten etwas heraushören zu können, was sehr schwer war, denn Bill hielt sich ziemlich zurück. Aber sein Gesicht hatte die Erwartung verloren, manchmal grinste er schmerzlich, er fragte auch nach, ohne jedoch Antworten zu bekommen.
Schließlich lehnte er sich zurück und kam zum Schluß. Er bat seinen Bekannten, am Ball zu bleiben und Bescheid zu geben, wenn sich etwas Neues getan hatte oder er eine Spur gefunden hatte. Sehr vorsichtig legte Bill den Apparat wieder auf den Tisch zurück, ließ noch für wenige Sekunden die Hand darauf liegen, um nachdenken zu können.
Ich hatte weniger Geduld als Suko und fragte: »War ein Schuß in den Ofen, wie?«
Bill räusperte sich. »Was ist das, ein Schuß in den Ofen?«
»Tu nicht so, als wüßtest du es nicht. Sag uns die Wahrheit, du wirst nicht geköpft.«
»Klar, wir sind nicht mehr im Mittelalter. Heute tötet man den Überbringer einer schlechten Nachricht nicht, aber gute Kunde habe ich keine, das vorweggenommen.«
»Wir sahen es deinem Gesicht an«, sagte Suko.
»Kann ich mir denken.«
»Hat dein Bekannter denn nachgeforscht?«
Der Reporter nickte Suko zu. »Und ob er das getan hat. Er hat in alten Büchern gesucht, er hat sich verschiedene Schriften angeschaut, aber es ist leider nichts dabei herausgekommen. Es war so, als wollte man ihn nicht weiterkommen lassen. Kam er auf den Sessel zu sprechen, erntete er nur Erstaunen und Unverständnis.«
»War es gespielt?«
»Das konnte er auch nicht genau sagen. Wahrscheinlich aber ist es echt gewesen. Man wußte oder wollte keinen Bescheid über den verdammten Sessel wissen. Er muß sich irgendwo befunden haben. Ich weiß, es klingt blöd, aber keiner konnte Gérard sagen, wer der Sessel einmal gewesen ist. Welcher Mensch und…«
»Aber man hat ihm abgenommen, daß es den Sessel gegeben hat. Oder etwa nicht?«
»Ja, das wohl schon…«
»Und weiter?«
»Da war die Wand, John! Er lief dagegen, es gab auch keine Aufzeichnungen darüber. Jedenfalls ist es ihm nicht gelungen, an welche heranzukommen.«
»Sieht nicht gut aus«, meinte Suko.
»Ja«, murmelte ich und nickte. »Demnach sind wir chancenlos und tappen im dunkeln.«
Das wollte Bill Conolly nicht so unterschreiben. »Was ist denn mit Hector de Valois?« fragte er.
»Was soll mit ihm sein?«
»Tu nicht so, John. Er ist dein Ahnherr, wenn ich das mal so sagen darf. Kannst du denn nicht Kontakt mit ihm aufnehmen, damit er dir
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