0775 - Lady Luzifer
vom Baden weich gewordenen Körper hinab, und plötzlich schämte sie sich, so nackt vor dieser bewaffneten Frau zu stehen. Ihr entgingen auch nicht die Blicke, mit der die Taft sie betrachtete und jeden Zentimeter des Körpers ausmaß. Jane konnte die Gedanken hinter der glatten Stirn erraten. In einer reflexhaften Geste bedeckte sie die Brüste und die Scham so gut wie möglich, bevor sie aus der Wanne stieg, begleitet vom kokett klingenden Lachen der Lady Luzifer.
Jane trat auf die Badematte. Einen Schritt später hatte sie das Tuch erreicht und zog es von der Stange. Sie hüllte sich schnell darin ein, jetzt war der Blickschutz gesichert, doch sie fühlte sich längst nicht so wohl wie sonst. Etwas Fremdes, Bösartiges und Teuflisches hielt sich im Bad auf, auch wenn es so normal aussah wie eben diese Frau.
Jane rieb sich ab. Inzwischen suchte sie nach einem Ausweg. Telefonieren konnte sie nicht. Es mußte also eine andere Möglichkeit geben, aus dem Haus herauszukommen. Vielleicht eine schnelle Flucht, wenn die Taft mal nicht so genau achtgab, denn irgendwann mußte die Aufmerksamkeit ja nachlassen. Das würde wohl kaum klappen, diese Person wußte genau, was sie tat. Sicherlich hatte sie die Haustür abgeschlossen und den Schlüssel versteckt. Das war also auch nicht möglich.
Was dann tun?
Erst mal mitspielen, sich in das Schicksal ergeben, so tun, als hätte man aufgegeben.
Das Lachen der Lady Luzifer störte Jane. »Ich weiß, was in deinem Kopf vorgeht, Süße, aber denke immer daran. Alles, was du dir jetzt vornimmst, wird nicht eintreffen, weil ich einfach zu stark bin. Hast du gehört? Ich bin es, die hier die Grenzen setzt, und dir wird es nicht gelingen, sie zu überschreiten.«
Jane drehte ihr den Kopf zu. »Ich weiß.«
»Wie schön. Dein Körper ist trocken. Du kannst dir etwas überziehen. Wo sind die Sachen?«
»Im Wohnraum.«
»Wir gehen hin.«
Wohn- und Schlafraum gingen ineinander über. Nur die Küche war noch getrennt, und die Taft blieb etwas hinter Jane Collins, wie eine fleischgewordene Drohung. Sie ging leise, ihre Schritte waren kaum zu hören, und gerade diese Lautlosigkeit machte Jane zu schaffen und ließ den Schauer entstehen.
Neben dem Kleiderschrank stoppte sie. Jane durfte die Tür öffnen. Um sich anzuziehen, mußte sie das Badetuch loslassen. Es fiel vor ihren Füßen zu Boden. Einen Moment später spürte sie den warmen Atem der Frau im Nacken und dann die harte Kälte des Revolverlaufs, als er von oben nach unten über den Rücken wanderte.
Jane zuckte zusammen, die Taft lachte. »Es gefällt dir wohl nicht, oder?«
»Bitte, ich möchte mich anziehen.«
»Sicher, kannst du. Obwohl es schade ist. Du hast einen wunderschönen Körper.«
»Hören Sie auf.«
Die Taft trat zurück, der Druck verschwand, Jane atmete durch und öffnete die Schranktür. Sie dachte daran, daß auch sie eine Waffe besaß, aber an die würde sie kaum herankommen, und plötzlich sprach die Taft auch davon.
»Ich habe deine Waffe annektiert, Jane. Du brauchst sie nicht mehr. Das Spiel läuft anders.«
Die Detektivin schwieg. Die Kleidungsstücke verschwammen vor ihren Augen. Der psychische Druck verstärkte sich. Sie wollte etwas tun und wußte nicht, was es war.
Ja, anziehen…
Sie griff zur Unterwäsche, streifte den dünnen Slip über, und die Taft wollte, daß sie auf den BH verzichtete. »Nimm eine Bluse, Schätzchen, eine weiche, durchsichtige…«
Jane schluckte ihren Ärger runter, kam der Aufforderung nach und durfte dann die enge Steghose aus schwarzem Samt überziehen, dagegen hatte die Person nichts. Sie knöpfte die Bluse zu, steckte sie in den Bund der Hose und drehte sich um.
Die Taft stand vor ihr. Sie begutachtete Jane, und nickte zufrieden. »Ja, du siehst nicht schlecht aus«, gab sie zu. »Für meinen Club könntest du mir schon gefallen. Eine Bereicherung wärst du für die Gäste auf jeden Fall.« Ihre Lippen zuckten, als sie lächelte.
Jane schwieg.
»Bist du gespannt?«
»Hören Sie«, sagte die Detektivin, nachdem sie Luft geholt hatte. »Ich werde…«
»Du wirst gar nichts, Süße. Du wirst dich genau nach meinen Regeln verhalten. Ich habe sie aufgestellt, und ich sage auch, wenn sie beendet sind. Okay?«
»Sicher. Mich würde es nur interessieren, was du vorhast. Willst du mich dem Teufel zuführen?«
»Weiß ich noch nicht. Es kommt auf dich an. Klar, alles ist dir zu schwammig, aber mein Freund hat mir gesagt, daß ich mit dir tun und lassen kann,
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