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0776 - Die Krieger-Prinzessin

0776 - Die Krieger-Prinzessin

Titel: 0776 - Die Krieger-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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Pilot schien Asha Devi noch einen Gefallen zu schulden oder sonst irgendwie abhängig von ihr zu sein. Auf jeden Fall hatte er eine solche Angst vor ihr, dass während des ganzen Fluges seine Hände zitterten. Immer wieder warf er der Inspektorin furchtsame Blicke zu.
    »Mach dir nicht ins Hemd, Ravinder!«, knurrte die Inspektorin. »Wenn du uns anständig auf dem Flughafen von Patna absetzt, werde ich allmählich vergessen, was ich über deine Vergangenheit in der Unterwelt von New Delhi weiß!«
    Zamorra zog die Augenbrauen zusammen. Als sie gelandet waren und den Flugplatz verließen, sagte er zu Asha: »Hast du schon mal von den Wort Machtmissbrauch gehört?«
    Die Inderin grinste zynisch. »Wieso, was soll das sein?«
    »Ein Beispiel gefällig? Ich wette, dass du den Piloten erpresst hast, damit er uns gratis nach Patna fliegt!«
    »Die Wette würdest du gewinnen«, entgegnete Asha ungerührt.
    »Lass sie doch, Chef«, sagte Nicole. »Wenigstens kann Asha momentan nicht zu viel Schaden anrichten. Zum Glück ist sie ja immer noch vom Dienst suspendiert!«
    Asha Devi warf der Französin einen wütenden Blick zu und überlegte, wie sie es Nicole heimzahlen könnte.
    Bald darauf erreichten sie eine Stelle, die ihnen für die Reise in die Vergangenheit günstig erschien. Es war ein Stück freies Feld, eine Brache. Sie befand sich ungefähr eine halbe Meile von einem Nebenfluss des Ganges entfernt. Man konnte einen schmalen Vegetationsstreifen am Flussufer erkennen.
    Zamorra schaute die beiden Frauen an. »Seid ihr bereit?«
    Nicole nickte nur.
    »Selbstverständlich!«, keifte Asha. »Oder sehe ich aus, als bräuchte ich eine Extraeinladung?«
    Zamorra ging auf ihren dummen Spruch nicht ein. Stattdessen drehte er Merlins Zeitring mehrmals an seinem Finger. Dabei zitierte er den Machtspruch des Druidenkönigs: »Anal’h natrac’h -ut vas bethat - doc’h nyell yenn vvé.«
    Die drei Menschen verschwanden im Strudel der Zeit. Die Jahrhunderte rasten an ihnen vorbei. Es ging viel zu schnell, um Einzelheiten wahmehmen zu können. Die britische Kolonialzeit, die Herrschaft der moslemischen Moguln, der Einmarsch Alexanders des Großen in Indien und viele andere Geschichtsperioden des riesigen Landes wurden von Zamorra, Nicole und Asha durchreist, als hätte es diese Zeiten nie gegeben.
    Und dann waren sie am Ziel.
    Die Landschaft hatte sich merklich verändert. Im Verlauf von 5.000 Jahren war der Flusslauf des Ganges ein anderer geworden. Die drei Zeitreisenden landeten nun im flachen Wasser, in Ufernähe.
    Doch während Nicole und Asha direkt in den Fluss stürzten, fiel Zamorra in ein offenes Boot. Er knallte mit dem Kopf auf die Bordwand und wurde augenblicklich bewusstlos.
    Nicole hatte gemerkt, was mit ihrem Gefährten geschehen war. Gerne hätte sie ihm geholfen. Aber sie selbst und Asha bekamen nun andere Probleme.
    Am Ufer hatte sich eine vielköpfige Menschenmenge versammelt. Es waren fast ausschließlich Männer, bekleidet mit Hüfttüchern oder weiten Hosen. Jeder von ihnen hatte einen Turban auf dem Kopf, während die Oberkörper nackt waren.
    Die Französin verstand nicht sofort, was hier los war. Sie merkte nur, dass sie offenbar in ein Ritual geplatzt waren.
    »Ach du Schande!«, rief Asha. »Wir haben ein Begräbnis gestört!«
    Nun bemerkte auch Nicole den Toten inmitten der aufgebrachten lebenden Männer. Der Leichnam war mit Puder und Blütenblättem geschmückt worden. Die Trauernden waren gerade dabei, ihn in ein Leichentuch zu hüllen. Einige Männer hätten ganze Bündel von Räucherstäbchen in den Händen.
    »Das sind Flussdämoninnen, aus dem Nichts erschienen!«, kreischte ein Alter. »Tötet sie, bevor sie uns in die Tiefe ziehen!«
    Nicole wunderte sich, dass sie den Anführer problemlos verstehen konnte. Vor ein paar Tausend Jahren hatten die Menschen hier gewiss noch kein modernes Hindi gesprochen. Einmal abgesehen davon, dass Nicole diese Sprache ebenfalls nicht beherrschte.
    »Ihr spinnt wohl!«, raunzte Asha in ihrer üblichen undiplomatischen Art. »Ich und eine Dämonin? Wer mich anrührt, fängt sich einen Satz heiße Ohren ein!«
    Aber die Männer ließen sich von der Inspektorin nicht einschüchtem. Mindestens zwanzig von ihnen wateten nun ins flache Wasser. Sie kreisten die beiden Frauen ein. Inzwischen war das flache Boot, in dem Zamorra lag, ein Stück weit davongetrieben.
    Nicole fand es unglaublich, dass keiner der Angreifer ihren Gefährten bemerkt hatte. Zamorra lag offenbar

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