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0777 - Die dritte Tafelrunde

0777 - Die dritte Tafelrunde

Titel: 0777 - Die dritte Tafelrunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
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sich die faltenlose Stirn zusammenzog.
    »Das ist aber komisch. Einen Teppich, hier im Wald.«
    Da war ihm klar, dass es vorbei war. Sie hatte ihn beobachtet, vielleicht schon vom ersten Moment an. Diese Kleine wusste alles. Sie würde aussagen können, wann er hierher gekommen war. Sie kannte die Stelle. Sie würde sogar den Teppich beschreiben können, den er später zurück ins Wohnzimmer hatte bringen wollen.
    »Verschwinde oder du wirst es bereuen!«, sagte er leise.
    Er sah, wie sie zurückzuckte. Endlich schien sie zu begreifen, dass sie unerwünscht war.
    »Dieser Ort ist böse«, sagte sie. »Ich kann es spüren. Deshalb bin ich hier.«
    Die Kleider klebten ihm an der Brust, an den Armen, am Rücken. Er verstand kein Wort von dem, was sie redete, aber er hatte plötzlich das Gefühl, als hätte sich direkt hinter ihm ein Sargdeckel geöffnet. Prompt vernahm er die Stimme seines Stiefvaters. Ich sagte doch, dass du ein Nichtsnutz bist. Sogar zu blöd, um mit einem kleinen Mädchen fertig zu werden. Er schüttelte den Kopf, als könne er den Gedanken damit vertreiben. Er würde ihr nichts tun.
    »Wie heißt du?«, fragte er, während sich seine Unsicherheit langsam in dunklem, aufwallenden Nebel verlor. Wenn sie verrückt war, würde sie ihn auch nicht verraten, oder? Er schöpfte Hoffnung.
    »Ich kenne meinen Namen nicht. Oder ich habe ihn vergessen.«
    »Und was sagen deine Freunde, wenn sie dich rufen?«
    »Freunde?«, fragte sie verzweifelt.
    Noch mehr Hoffnung, gepaart mit einem Anflug von Mitleid.
    Sie drehte sich um und rief etwas, das Vincent nicht verstand. Ein Rascheln erklang im Gebüsch, und dann schälten sich die Umrisse eines zweiten Wesens aus dem Dickicht. Es musste die ganze Zeit dort gestanden haben, ohne auch nur einen Laut zu verursachen.
    Ein Pferd? Er konnte es nicht glauben.
    Musste er auch nicht. Es war kein Pferd, sondern ein Einhorn.
    ***
    Eines stand fest: In Wirklichkeit lag er zu Hause im Bett neben Ellen, und bald würde er aufwachen aus diesem Albtraum.
    Aber als er sich in den Arm zwickte, änderte sich nichts. Das Mädchen stand am Fuß der Grube und blickte nachdenklich auf ihn herab.
    »Warum hast du diese Stelle ausgewählt?«
    »Sie ist so gut wie jede andere.«
    Sie war ein Engel. Ja, das war es! Sie war geschickt worden, um ihm einen Rat zu geben. Einen Hinweis.
    Sie fasste nach dem Zügel des weißen Einhorns und zog ihn zu sich heran. Der Kopf des Tieres beugte sich herab. Lächelnd tätschelte sie das Fell.
    Das war alles total verrückt. Die Kleine gehörte unter Aufsicht. Sicherlich war sie ausgebüxt und man befand sich bereits auf der Suche nach ihr.
    Vielleicht durchkämmen sie schon den Wald, dachte er in einem Anfall von Panik.
    Und das Einhorn ?, fragte eine böse Stimme in seinem Kopf.
    In ihm keimte der Gedanke auf, Opfer eines perfiden Streiches zu sein. Jemand hatte ihn beobachtet und das Kind geschickt. Das Horn auf der Stirn des Pferdes war angeklebt und…
    »Er kommt.« Unruhe spiegelte sich auf ihrem Gesicht. Dann Sorge. Angst.
    »Hör auf!« Vincent hielt sich die Ohren zu. »Verschwinde, oder ich…«
    Er stockte, weil er ein Rascheln im Gebüsch vernommen hatte. Weit entfernt. Zunächst.
    Jetzt kam es näher.
    Er blickte an sich herunter. Seine Kleider waren von Lehm und Erde beschmutzt, seine Hände starrten vor Dreck. Und wie sollte er den Teppich erklären - und das, was er darin eingewickelt hatte?
    »Ich kann dir nicht helfen«, sagte das Mädchen. Es war zurückgewichen und schmiegte sich jetzt ängstlich an den Leib des Einhorns. »Ich will das nicht. Er soll nicht kommen. Ich will nichts damit zu tun haben. Bitte…«
    Vincent glaubte jetzt Schritte zu hören, aber er konnte verdammt noch mal nichts erkennen. Das Gebüsch um ihn herum war wie tot.
    »Bleib bei mir!«, rief Vincent dem Mädchen bebend zu.
    Und dann war das Andere da. Es brach aus dem Gebüsch hervor wie eine Eruption. Er konnte kein Gesicht sehen, und er glaubte nur, in dem Schatten, der auf ihn zustürzte, den Umriss eines menschlichen Wesens zu erkennen.
    Dann war es über ihm. Stumm, kalt. Und grausam.
    Es würgte ihn. Es stach ihn. Es zerriss ihn.
    Er war gefangen in einem Meer von Schmerzen. Es hüllte ihn ein, und es vernichtete ihn, bevor er verstand, was sich ereignete.
    Als sich der Schatten wieder verflüchtigte, blieb eine blutige Masse in der Grube zurück, ein Brei aus Fleisch und zersplitterten Knochen, bei dem nicht zu erkennen war, ob er früher einmal ein

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