0779 - Gucky und der Grauvater
selbstverständlichste Sache von der Welt, die Behandlungsräume um diese Zeit und ohne Aufsicht aufzusuchen.
Was hatte das zu bedeuten? Ich erinnerte mich an das, was mir Santhen über Remmencohr erzählt hatte, der ebenfalls Pflegling des Regenerierungszentrums war. Remmencohr schien, so unglaublich sich das anhörte, zum inneren Kern der Zharyox zu gehören. Hatte er mehrere Minderkinder für seine Organisation gewonnen?
Aber was suchten die Pfleglinge um diese Zeit auf der Therapiestation?
Von meinem Versteck aus sah ich, wie sie einzeln in verschiedenen Behandlungsräumen verschwanden.
„Überschreitet nicht die vorgeschriebene Behandlungszeit", hörte ich einen der älteren Jungen sagen.
„Wir passen schon auf, Remmencohr", wurde ihm versichert.
Remmencohr!
Also hatten sich meine schlimmsten Befürchtungen bestätigt.
Aber wie konnte es das geben? War die Institutsleitung blind?
Diese Vorgänge konnten Agmenstorth doch nicht verborgen bleiben.
Nachdem die Minderkinder in den verschiedenen Behandlungsräumen verschwunden waren, verließ ich mein Versteck und schlich mich zu einer der Türen. Wenn ich nur meinen danjsh noch besessen hätte!
Ich blickte vorsichtig in den Raum hinein. Der Pflegling hatte die darin befindliche Maschine aktiviert und speicherte den Automaten mit einem Programm, das er aus seiner Tasche holte.
Dann machte er einige Einstellungen und setzte sich unter die Senderhaube.
Welches Programm hatte er in die Maschine eingegeben?
Ich hielt mich nicht weiter mit dieser Frage auf, sondern huschte zurück zu der offenen Rolltür und begab mich nach oben. Auch hier waren die Korridore nur durch die grünen Notlampen erhellt.
Von irgendwo aus dem Haus erklangen Schritte, verstummten wieder. Dann surrte eine Tür, verhaltene Stimmen waren zu hören, Schritte näherten sich. Ich zog mich in einen Seitengang zurück.
Es dauerte nicht lange, da kam eine Gruppe von sieben Minderkindern an mir vorbei. Sie unterhielten sich gedämpft miteinander.
„Ich habe das Herumschleichen satt. Wir sollten das Institut besser heute als morgen übernehmen ..."
„Gedulde dich bis nach der Geburt von Zharyox."
Jemand pfiff belustigt.
„Wenn uns jetzt einer der Hüter sehen könnte..."
„Denen haben wir einen tiefen Schlaf besorgt."
„... oder gar die Chef-Therapeutin Sahlmora."
Die Schritte entfernten sich wieder. Das letzte, was ich von der Unterhaltung der Minderkinder verstand, war die Frage: „Hat jeder sein Psycho-Programm eingesteckt?"
Das war ungeheuerlich - eine Rebellion der Minderkinder!
Aber wie konnte das unbemerkt geschehen? Aus ihren Worten war zwar hervorgegangen, daß sie das Personal auf irgendeine Weise in Tiefschlaf versetzt hatten. Doch wie gelang es ihnen, die Ärzte zu täuschen? Und die Therapeuten mußten doch bei den Tests erkennen, daß die Minderkinder keine Fortschritte machten, sondern sich zurückentwickelten.
Sahlmora kam mir in den Sinn. Ich hatte früher oft mit ihr zusammengearbeitet, sie war Agmenstorths rechte Hand.
Sie wohnte im Institut, doch ich wagte es nicht, sie aufzusuchen, weil sie möglicherweise von der Organisation überwacht wurde.
In diesem Zusammenhang überlegte ich sogar, ob nicht das Regenerierungszentrum das Hauptquartier der Zharyox war...
Aber ich wollte diesen Gedanken nicht weiterverfolgen.
Ich suchte die Verwaltungszentrale auf. Niemand tat hier Dienst, alles war auf Automatik geschaltet. Ich suchte mir Sahlmoras Nummer heraus und tastete sie ein. Der Bildschirm blieb dunkel, die unpersönliche Stimme eines robotischen Anrufbeantworters sagte: „Tragen Sie Ihr Begehren vor, die Chef-Therapeutin wird sich nach ihrer Rückkehr sofort darum kümmern."
„Wo kann ich Sahlmora erreichen?" erkundigte ich mich.
„Im Augenblick leider überhaupt nicht", erwiderte die Robotstimme. „Die Chef-Therapeutin ist Mitglied des Empfangskomitees für die Terraner und deshalb unabkömmlich."
Ich unterbrach die Verbindung. Das hatte mir gerade noch gefehlt! Was sollte ich tun? Die GALANSCH einschalten? Das war noch zu früh, denn selbst wenn die Rebellion der Minderkinder niedergeschlagen wurde, brachte mich das dem Grauvater keinen Schritt näher.
Da entschloß ich mich, Agmenstorth zu belästigen. Es ging nicht anders. Sollte er entscheiden, was zu tun war.
Ich wählte seine Nummer, Wieder meldete sich eine robotische Stimme und verwies mich - nachdem ich den Automaten von der Dringlichkeit meines Anrufs überzeugt hatte - an die
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