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0779 - Gucky und der Grauvater

Titel: 0779 - Gucky und der Grauvater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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etwas, das ich nicht verstehen konnte. Ich mußte erst Kordahls Translator aktivieren.
    „Was hast du gesagt, Kumpel?" fragte ich so leise, daß er nicht meine Stimme, sondern nur die Übersetzung des Translators hörte.
    „Was bist denn du für einer?" fragte er. „Hab" dich gar nicht kommen hören. Nur der Knall hat mir verraten, daß da jemand sein muß."
    Er war blind. Und der „Knall", von dem er sprach, war durch die Luftveränderung bei meiner Materialisation entstanden.
    „Ich habe Schluckauf", sagte ich.
    „Den Akzent habe ich doch schon gehört", meinte er und reckte seine platte Nase in meine Richtung. „Auch der Geruch ist unverkennbar. Du bist Danjsher. Ich dachte, du verkriechst dich im Keller?"
    „Ja, schon..."
    Ich hatte die ganze Zeit über auf die Gedanken des blinden Winterkindes gelauscht. Sie waren sehr aufschlußreich, im gleichen Maße aber deprimierend.
    Danjsher hat versprochen, sich unserer Probleme anzunehmen, wenn wir ihm helfen ... Minderkinder sind hinter ihm her - wir werden ihnen ordentlich einheizen ... Was kann ich dafür, daß meine Mutter als Schwangere an einer Polarexpedition teilgenommen hat... Ja, Verbrecher werden als Kranke behandelt und wir wie Verbrecher... Hat Kälte etwas mit mentaler Strahlung zu tun? Warum sind denn Winterkinder durchwegs Krüppel?
    Möglich, daß es im ewigen Eis Strahlungszonen gibt, die die Erbanlagen der Ungeborenen verändern ... Verdammt, warum wird das nicht erforscht?
    Ähnliche Gedanken stürmten von überall auf mich ein. Mir war unverständlich, daß die Feyerdaler so taten, als existiere das Problem der Winterkinder für sie überhaupt nicht.
    „He, Danjsher!" rief ein Feyerdaler, der gerade aus einem Seitengang kam und ganz normal aussah. „Versteck dich besser wieder im Ballsaal." Auf dieses Wort folgte das Gedankenbild eines Gewölbes, das nur durch ein Labyrinth zu erreichen war, und wo die Winterkinder sich unter Ausschluß der Öffentlichkeit vergnügten. „Minderkinder sind bereits in unseren Palast eingedrungen."
    Über meinem Kopf war ein pfeifendes Geräusch zu hören.
    Ein großer Lastenschweber tauchte auf und ging auf dem mit Pamphleten gegen Harrerath beschmierten Landefeld nieder. Überall setzten sich Winterkinder dorthin in Bewegung.
    „Los, Danjsher", rief der Feyerdaler wieder, der mich gewarnt hatte. „Deine Maske wird dir auch nicht helfen. Wie ein Feyerdaler siehst du doch nicht aus."
    Also war meine Ähnlichkeit mit diesem Danjsher doch nicht gar so groß?
    Ich memorierte den „Ballsaal" und teleportierte. Dort materialisierte ich inmitten eines Chaos aus Pulten, Podien, verschieden geformten Tischen und Sitzgelegenheiten. Dennoch erfaßte ich sofort, daß sie nach einem bestimmten System angeordnet waren. Es gab Nischen, in die man sich allein oder in Gruppen zurückziehen konnte, Bühnen, wo man sich produzieren konnte, Geräte, um Kunststücke zu vollführen ...
    Es herrschte ein unbeschreiblicher Lärm. Der Klang von Instrumenten vermischte sich mit dem Gebrüll von Rednern und dem allgemeinen Stimmengewirr.
    „Danjsher!" rief jemand überrascht. „Ich habe dich doch eben erst im..."
    Ich verschloß mich der enervierenden Akustik und lauschte auf die Gedanken. Inzwischen kannte ich die mentalen Eigenheiten der Winterkinder gut genug, um sie sofort identifizieren zu können.
    In der Gleichförmigkeit des vielschichtigen Gedankenkomplexes fiel mir der Andersdenkende sofort auf. Als ich mich in seinem Geist vortastete, zeigte er eine Panikreaktion.
    Ich orientierte mich an dieser Gedankenstrahlung und teleportierte. Ich kam in einer Wabennische heraus. Vor mir kauerte ein Pelzwesen, das einem Ilt täuschend ähnlich sah. Nur war es um eine Schwanzbreite größer als ich, hatte ein ausgeprägtes Gebiß statt eines einzelnen Nagezahns und ein zwar rotbraunes, aber leicht geflecktes Fell - zumindest dort, wo es unter dem Umhang sichtbar war.
    „Du bist also der berühmte Kinderfinder", stellte ich fest.
    Er blickte mich verwirrt an, wich bis an die Wand zurück, maß mich mißtrauisch von oben bis unten, dann blieben meine Augen auf dem Translator haften.
    „Du ... bist kein Discorer", stellte er fest.
    „Nein, ich bin ein Ilt", erwiderte ich. „Aber wer weiß, vielleicht haben unsere beiden Völker denselben Stammvater. In diesem verrückten Universum ist alles möglich." Als ich zuerst aus seiner Haltung und dann aus seinen Gedanken merkte, daß er nach einer Fluchtmöglichkeit suchte, sagte ich

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