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078 - Im Netz der Lüge

078 - Im Netz der Lüge

Titel: 078 - Im Netz der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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wir en ganzen Ärger nich.«
    »Ich weiß, aber wir werden ihn nicht einweihen.« Majela Ncombe hatte die Diskussion bisher ignoriert und sich dem Schloss der Munitionskiste gewidmet.
    Jetzt musste sie jedoch eingreifen, um einem alten, ständig hochkochenden Streit aus dem Weg zu gehen. »Wir haben schon hundert Mal darüber gesprochen, aber wenn du willst, Pieroo, erkläre ich es dir auch noch zum hundertersten Mal: Es ist einfach zu gefährlich, Jed einzuweihen. Zum einen steht er unter Smythes ständiger Beobachtung und würde ihn, ohne es zu wollen, zu uns führen. Zum anderen ist es gerade seine Unwissenheit, die ihn am Leben hält. Wenn wir Jed jetzt einweihen, legen wir damit Smythe eine geladene Waffe in die Hand. Oder glaubst du wirklich, dass Jed ein besserer Lügner als Fraapoth ist?«
    Pieroo sah sie an. Seine Augen waren hinter dem Gestrüpp aus Haaren und Bart kaum zu erkennen.
    »Vielleicht nich, abbe… das macht es nich richtiger, ihn zu hintergehe. Er is mein Freund un du teils sogar dein Lager mit ihm. Trotzdem lügs du ihm ins Gesicht. Das kann nich gutgehn.«
    »Er hat Recht« , sagte Laramy zu Majelas Überraschung. »Stuart ist kein Idiot. Er muss längst ahnen, dass du etwas vor ihm verbirgst. Nach dem kleinen Zwischenfall mit Fraapoth dürfte er sogar davon überzeugt sein. Wenn er anfängt Fragen zu stellen, kann das für uns alle gefährlich werden.«
    Als ob ich das nicht wüsste , dachte Majela, während sie so tat, als müsse sie sich voll und ganz auf das altmodische Schloss konzentrieren. In Wirklichkeit sah sie Jed vor sich, sah die Erleichterung in seinem Blick, wenn sie von einer langen Patrouille ins Lager zurückkehrte, und die Nervosität, mit der er auf und ab ging, wenn er befürchtete, sie könne in Gefahr geraten.
    Seit er sie vor den Kannibalen gerettet hatte, war er ständig um sie besorgt.
    Und dass er sie gerettet hatte, war der Grund, warum sie die bevorstehende Meuterei vor ihm verschwieg.
    Majela hatte sich oft gefragt, was er gefühlt haben musste, als er allein und fast unbewaffnet aus dem Lager schlich, um in der vagen Hoffnung, sie lebend wiederzufinden, einem ganzen Kannibalenstamm zu folgen. Es war ihm gelungen, was niemanden wohl mehr überrascht hatte als Jed selbst, und Majela liebte das neue Selbstbewusstsein, das er daraus zog. Nur die Verantwortung, die er ihr gegenüber zu empfinden schien, irritierte und erstickte sie manchmal beinahe.
    Deshalb hatte sie ihm Smythes Mordversuch an ihr verschwiegen, hatte es noch nicht einmal gewagt, Pieroo und den anderen davon zu erzählen.
    Jed würde ihr Schicksal nie dem Erfolg der Meuterei unterordnen, das hätte Majela längst erkannt. Sie wusste nur nicht, zu welchen Schritten er bereit war, um sie zu schützen. Würde er die Verschwörung verraten, wenn er glaubte, damit ihre Sicherheit erkaufen zu können?
    Ich weiß es nicht , gestand sie sich selbst ein, und ich werde ihn auch nie in diese Versuchung bringen.
    Laramys Stimme riss Majela aus ihren Gedanken. »Okay, anscheinend willst du über das Problem nicht reden. Dann lass mich einen Vorschlag machen. Bevor Stuarts Fragen uns alle auffliegen lassen, sollten wir zuschlagen, am besten noch heute Abend. Wir haben die Männer, wir haben die Munition - vorausgesetzt, du kriegst dieses scheiß Schloss irgendwann auf -, und wir sind vorbereitet. Worauf warten wir noch?«
    »Auf ne vernünftige Gelegenheit« , gab Pieroo die Antwort, die Majela auf der Zunge lag. »Bringt uns nix, wenn de Soldaten uns aus en Panzern umlegen.«
    Sie nickte zustimmend. Ihre Finger spürten, wie der Schraubendreher, mit dem sie im Schloss der Kiste bohrte, auf Widerstand stieß.
    »Genau, die Panzer sind unser Problem. Wenn wir Erfolg haben wollen, müssen wir die als erstes unschädlich machen. Und du weißt selbst, wie schwierig das wird, Brian.«
    In den letzten Monaten hatten Crow und Smythe sich eine Art Leibgarde aus loyalen WCA-Soldaten erschaffen.
    Sie waren zwar nur zu sechst, aber einer von ihnen saß immer am Maschinengewehr eines Panzers, bereit, beim geringsten Anzeichen einer Meuterei unter den Barbaren alle niederzuschießen.
    Majela hatte gehofft, dass es Laramy gelingen würde, sich in die Leibgarde einzuschleichen, aber er hatte sich alle Chancen durch einige unpassende und durchaus komische Bemerkungen über Smythes gebrochene Nase verbaut.
    Ihr einziger Vorteil war, dass weder Smythe noch Crow Meuterer unter den anderen Soldaten vermuteten. Sie konzentrierten sich

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