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078 - Im Netz der Lüge

078 - Im Netz der Lüge

Titel: 078 - Im Netz der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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seltsam falsch erschien, fast so, als wolle es…
    »Honeybutt« , sagte er leise. »Geh' zurück.«
    »Was sagst du?« Sie drehte sich um.
    Der Blick des Bären war plötzlich klar und überlegen. Seine Muskeln erbebten.
    Matt stieß sich ab, hoffte, dass einer von den anderen richtig reagierte und schoss.
    Honeybutt schrie erschrocken auf, als er gegen sie prallte und zu Boden ging. Ein Teil von ihm achtete auf das Fauchen der Bestie, auf den Beginn ihres letzten Angriffs, ein anderer sah, wie Honeybutt zurück stolperte und endlich - hoffentlich - der Reichweite der Krallen entkam. Dann, nur einen Lidschlag später, hörte Matt Schüsse und spürte den Schatten der Bestie über sich. Instinktiv warf er sich nach vorn.
    Aruula schrie etwas, das er nicht verstand, dann fegte ein Schlag die Welt hinweg.
    ***
    Zwei Tote noch vor dem Frühstück, das war kein Tagesbeginn, wie Lynne ihn sich wünschte. Der Mord an dem Barbaren wäre ihr eigentlich egal gewesen, wenn die Wunde an seinem Hals nicht auf eine extrem scharfe, schmale Klinge hingewiesen hätte, so wie sie zum Beispiel bei Skalpellen verwendet wurden. Hatte Dr. Lewis vielleicht den Barbaren getötet und sich anschließend selbst das Leben genommen?
    Und warum ist die dumme Wakuda-
    Kuh nicht wenigstens so weit rausgeschwommen, dass ihre Leiche nicht wieder angetrieben wurde? , fragte sich Lynne, während sie Corporal Angus O'Reilly zum Munitionszelt folgte.
    Selbst nach ihrem Tod muss sie uns noch Ärger machen.
    Stuart hatte sie vor dem Aberglauben der Barbaren gewarnt, und bereits jetzt, nur wenige Stunden nach dem Leichenfund sah Lynne die ersten Anzeichen für heraufziehende Probleme. Die Männer hielten sich vom Ufer fern, wirkten rastlos und nervös. Bisher war niemand auf die Jagd gegangen, und auch die Netze der Fischer hingen noch auf aufgespannt zwischen ihren Pfählen.
    »Wir werden wohl das Lager räumen müssen, Corporal« , sagte Lynne.
    »Bereiten Sie die anderen schon mal darauf vor.«
    »Ja, Captain.«
    Die anderen, damit meinte sie die Soldaten, von deren Loyalität sie überzeugt war. Private Blayre, Corporal O'Reilly, Corporal Lincoln, Private Bellows und die Corporals Jackson und Pole gehörten dazu, Staff Sergeant Ncombe und Sergeant Laramy nicht.
    Kein weiterer Soldat hatte die Reise zum Kratersee überlebt. Damit hatte sie rund siebzig Prozent ihrer Streitmacht verloren.
    Bei den Barbaren sahen die Zahlen ähnlich aus. Mehr als zwei Drittel waren tot, die anderen (wenn man einmal von Jacobs gestörtem Diener Phobos absah) resigniert und ohne jede Loyalität.
    Sie glaubte nicht, dass einer von ihnen Washington lebend Wiedersehen würde.
    Vor ihr hob O'Reilly die Zeltklappe an, um sie zuerst eintreten zu lassen.
    Zu Beginn der Expedition war er ein großer, kräftiger Mann gewesen, doch jetzt schlotterte die Uniform um seinen Körper. Die lange Reise hatte ihn ausgezehrt.
    »Hier« , sagte er und zeigte auf eine Munitionskiste, die an der Zeltwand stand. O'Reilly sagte nie mehr, als unbedingt nötig war.
    Lynne ging in die Knie und betrachtete das Schloss der Kiste. Es waren deutliche Kratzspuren entlang des dunklen Metalls zu sehen.
    Sie griff nach dem Schlüssel in ihrer Tasche und schob ihn ins Schloss. Es ließ sich mühelos öffnen. Lynne klappte den Deckel zurück. Auf den ersten Blick sahen die Munitionsreihen, die sich bis zum Rand stapelten, völlig normal aus, doch als sie einige herausnahm und langsam zum Boden vordrang, stießen ihre tastenden Finger auf Holz.
    »Es fehlen zwei Lagen« , sagte sie.
    »Das sind sechzig Schuss Munition. Damit lässt sich einiges anrichten, vorausgesetzt, man hat genügend Driller zur Verfügung.« Lynne stand auf und schlug den Deckel der Kiste zu.
    »Benachrichtigen Sie Pole. Ich will eine komplette Inventur aller Waffenund Munitionsbestähde.«
    »Ja, Captain.« O'Reilly drehte sich um und wollte das Zelt verlassen, aber Lynne hielt ihn mit einer Geste zurück.
    »Und Corporal, die Angelegenheit bleibt vorerst unter uns. Nur Sie, Pole und ich, sonst niemand.«
    O'Reilly zögerte, schien zu erwarten, dass sie Jacobs Namen hinzufügte, und zuckte dann mit den Schultern. »Ja, Captain.«
    Erst als er das Zelt verlassen hatte, erlaubte sich Lynne einen kurzen Moment der Wut und schlug ihren künstlichen Arm so heftig gegen eine leere Kiste, dass er das Metall durchstieß und sich in den Boden bohrte. Die Hinweise auf eine geplante Meuterei kamen genau zum falschen Zeitpunkt.
    Am liebsten hätte

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