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078 - Im Netz der Lüge

078 - Im Netz der Lüge

Titel: 078 - Im Netz der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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entdeckt.
    Die Bestie sagte etwas. Sie schlug gegen ihre eigene Hüfte und zeigte auf eine leere Schlaufe, die aussah, als befände sich dort normalerweise ein Schwert. Dann richtete sie eine Hand auf Smythe. Er sah, dass die Bestie zwei Daumen hatte, einen an jeder Seite der Hand.
    »Bleiben Sie ganz ruhig, Professor!«
    Es war Sergeant Laramys Stimme. Sie klang alles andere als ruhig. »Wir haben freies Schussfeld.«
    »Nein!« Smythe hob einem Instinkt folgend langsam die Hand. »Nicht schießen!«
    Der Blick der Bestie glitt von ihm zu den Männern, die vermutlich mit geladenen Waffen im Lager standen. Sie zeigte erneut auf die leere Schlaufe an ihrer Hüfte.
    »Legt die Waffen weg!«
    »Was?« Wieder Laramys Stimme.
    »Legen Sie die Waffen weg, oder ich erschieße Sie persönlich!«
    »Ja, Sir!«
    Die Bestie zuckte bei den lauten Rufen zusammen, blieb jedoch stehen.
    Smythe zog langsam, den Blick nie von den gelben Augen nehmend, seinen Driller hervor und legte ihn auf den Boden. »Du siehst vielleicht aus wie ein Monster« , sagte er leise, »aber ich kann deine Intelligenz spüren. Du bist nicht hier, um zu töten.«
    Die Bestie hob die Hand und machte eine seltsame Geste mit beiden Daumen.
    Für einen Augenblick schien der Wald selbst lebendig zu werden, dann traten weitere reptilienhafte Gestalten auf die Lichtung. Eine von ihnen trug Felle auf dem Arm, eine andere hatte sich ein Tier über die Schulter geworfen, das wie ein grün gefleckter toter Otter aussah. Sie alle zogen Yakks hinter sich her.
    Die erste Bestie setzte sich in einer fließenden Bewegung ins Gras.
    »Grrbbyyys güth mj« , sagte sie.
    Smythe schnippte mit den Fingern.
    »Stuart!«
    ***
    Sie nannten sich selbst Mastr'ducha, die Meister des Geistes , und obwohl es Jed peinlich war, konnte er nicht aufhören sie anzustarren. Es waren die fremdartigsten Lebensformen, die er je gesehen hatte.
    Mittlerweile hatte sich das gesamte Lager um die Echsenwesen versammelt.
    Gastgeschenke waren ausgetauscht worden, und Phobos hatte damit begonnen Fische zu grillen. Die Atmosphäre war freundlich und von gegenseitiger Neugier geprägt; überraschend, wenn man bedachte, dass Smythe das Gespräch eingeleitet hatte. Jed fragte sich, weshalb ihn die Echsen so interessierten.
    Die Mastr'ducha selbst schienen fasziniert von den Menschen zu sein. Ihre gelben Augen glitten immer wieder über die für sie ungewöhnlichen Körper.
    Sie flüsterten untereinander, stießen sich an und zeigten auf menschliche Attribute, die ihnen seltsam erschienen.
    Aus einem Grund, den Jed nicht nachvollziehen konnte, fanden sie Ohren besonders komisch. Vielleicht musste man eine Echse sein, um den Humor von Echsen zu verstehen.
    »Mrrsythe krravvtow pü« , sagte sein Gegenüber, der sich als Arrekksej vorgestellt hatte. Sein schuppiges Gesicht war zu keiner Mimik fähig. Zu Beginn des Gesprächs hatte er mit seinen kalten harten Klauen immer wieder Jeds Gesicht berührt. Die Glätte und Elastizität menschlicher Haut schien ihn zu überraschen.
    »Was sagt er?« Smythe klang wie immer ungeduldig.
    »Er will wissen, wo wir herkommen.«
    »Sagen Sie es ihm.«
    Jed formulierte seine Antwort sorgfältig, wohl wissend, dass er für Arrekksej vermutlich wie ein Dreijähriger klang. Es hatte eine Weile gedauert, bis er unter all den Grunz-, Zisch- und Klicklauten eine weiterentwickelte Form des Russischen mit Einflüssen aus der altaischen Sprachgruppe Ostsibiriens entdeckt hatte und auf dieser Basis zu einer Verständigung gekommen war. Seine Aussprache war vielleicht nicht sonderlich schön, aber man konnte ihn verstehen - meistens zumindest, wie er erkannte, als Arrrekksej nach seiner Antwort das Maul aufriss und zischte.
    »Was haben Sie gesagt?« , fragte Smythe alarmiert.
    Jed hob die Schultern.
    »Offensichtlich etwas Dummes.«
    »Uutschlaaraj« , fuhr er in einer an Arrekksej gerichteten Entschuldigung fort und wiederholte seine kurze Geschichte von der Reise aus einem anderen Kontinent noch langsamer und vorsichtiger.
    Ein Wortschwall antwortete ihm. Jed bemerkte, wie stark Arrekksej dabei gestikulierte. Seine Klauen bewegten sich ununterbrochen, als wollten sie die Worte in die Luft malen.
    Damit ersetzen sie ihre fehlende Mimik , erkannte er.
    »Arrekksej« , übersetzte er dann, »hielt meine erste Antwort für einen Scherz. Er sagt, dass es nichts jenseits des Meeres gibt und dass die…« , er zögerte und suchte nach dem richtigen Wort, »… Flügelwesen am Rande der

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