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078 - Im Netz der Lüge

078 - Im Netz der Lüge

Titel: 078 - Im Netz der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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überleben würdest? Hat sie das wirklich nie erwähnt?«
    Jed wollte ihn einen Lügner nennen, aber da war eine Erinnerung, halb vergessen und halb verdrängt. Er hatte benommen auf dem Boden eines Korridors gelegen und eine Stimme gehört:
    Um Unannehmlichkeiten und einen Untersuchungsausschuss zu vermeiden, sollte man Doktor Stuart in eine Position bringen, die ihn von allen äußeren Einflüssen isoliert.
    Ihre Stimme. Er hatte es die ganze Zeit gewusst, nur nicht wissen wollen .
    »Wer außer ihr ist noch Teil der Verschwörung?« , flüsterte Smythe. Seine Augen hatten einen beinahe hypnotischen Ausdruck. Jed kämpfte Übelkeit und Kopfschmerzen nieder.
    »Es…« , begann er und hustete.
    Smythes Ohr war so dicht vor seinem Mund, dass er die kleinen Haare darin sehen konnte. »Es sind…«
    »Sag es endlich!«
    »Huey, Dewey und Louie…«
    Er schloss erschöpft und müde die Augen, erwartete eine Welle der Gewalt, die nur mit seinem Tod enden konnte. Ein Teil von ihm hoffte sogar darauf, denn alles andere, was ihn noch in diesem weißen Zelt erwartete, musste schlimmer sein.
    Doch die Gewalt blieb aus. Stattdessen hörte er, wie Smythe aufstand und den Stuhl zurückschob. »Für deine Verhältnisse war das richtig originell, Jed. Huey, Dewey und Louie. Es gibt wohl nur wenige Menschen, die heute noch wissen, wie Donald Ducks Neffen hießen.«
    Irgendwo im Zelt klimperte Metall.
    »Natürlich ist dieser Moment des Widerstands sinnlos, denn du wirst reden. Früher oder später, und mein Tipp ist, dass es früher sein wird.«
    Jed wollte die Augen nicht öffnen, doch Angst und Neugier zwangen ihn dazu. Smythe stand mit dem Rücken zu ihm an einem kleinen Tisch. Erst als er zur Seite trat, sah Jed, was darauf lag.
    Es war Helena Lewis' Operationsbesteck.
    »O Gott…« Die Worte waren heraus, bevor er es verhindern konnte.
    Smythe lächelte. »Gott? Hast du nicht gewusst, dass er seit fünfhundert Jahren tot ist? Er wird dir nicht helfen, Jed, niemand wird dir jemals wieder helfen.«
    ***
    Brian Laramy wusste nicht, was er machen sollte. Die Barbaren lagen bäuchlings im Gras, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, und starrten auf das weiße Zelt. Ihre Gesichter waren verkniffen. Niemand sagte etwas, weder die Soldaten, noch die Barbaren.
    Ich bin die einzige Chance, die wir haben , dachte er, doch aus irgendeinem Grund konnte er sich nicht bewegen.
    Der Driller in seiner Hand war schweißnass. »Alles okay, Sir?« Warren Jackson sprach leise. Sein Blick war fest auf die Barbaren gerichtet.
    Laramy nickte und wischte sich mit der freien Hand den Schweiß von der Stirn. »Ja, kein Problem.«
    »Ganz schöne Scheiße, was, Sir?«
    Jackson stand mit dem Rücken zu den Zelten und wirkte nervös. »Als ob wir nicht schon genug Ärger hätten.«
    Laramy antwortete nicht.
    Jackson räusperte sich. »Glauben Sie, dass es lange dauern wird?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Das Gespräch erstarb. Schweigend beobachteten sie die Barbaren, versuchten schweigend den Gedanken an das, was hinter ihnen geschah, zu verdrängen.
    Selbst Crow hielt sich von den Zelten fern und umkreiste die am Boden liegenden Menschen mit raubtierhafter Unruhe. Sie hatte Smythe gegeben, was er wollte, aber die Konsequenzen schienen ihr erst langsam bewusst zu werden. Die Barbaren waren endgültig von Arbeitskräften zu Feinden geworden. Laramy befürchtete, dass sie alle umbringen würde.
    Und was tue ich dagegen? , fragte er sich. Ich stehe hier und sehe zu.
    Er hatte sich nie für feige gehalten, suchte auch jetzt noch nach logischen Begründungen für sein fehlendes Handeln.
    Allein konnte er doch ohnehin nichts ausrichten, würde mit einer unbedachten Aktion sogar riskieren, dass alle Verschwörer starben, nicht nur Stuart dort hinten in Smythes Zelt. Es war richtiger, nichts zu unternehmen und zu warten.
    Laramy hatte sich beinahe davon überzeugt, als eine Explosion die Stille zerriss. Unwillkürlich duckte er sich.
    Brennende Geschosse rasten wie Feuerwerksraketen über seinen Kopf hinweg.
    Sie schlugen in Bäume und Zelte ein oder verschwanden einfach nur als wehende Rauchsäulen im Himmel.
    Munition , dachte er überrascht. Jemand hat Munition in die Luft gejagt!
    Um ihn herum brach Chaos aus. Einige Barbaren sprangen auf und wurden von Jackson niedergebrüllt. Pole, Bellows und Blayre drehten sich zu den Zelten um. Mehrere davon hatten Feuer gefangen.
    Die Flammen schwärzten den hellen Stoff, breiteten sich rasend schnell aus.
    »O'Reilly,

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