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078 - Küss’ niemals Choppers Geisterbraut

078 - Küss’ niemals Choppers Geisterbraut

Titel: 078 - Küss’ niemals Choppers Geisterbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Jahren, als sie plötzlich starb ...«
     
    ●
     
    Eine halbe Minute herrschte betretenes Schweigen. Die
drei Besucher sahen William Wayer an. Nun tauchten erst recht viele Fragen in
ihnen auf, aber sie warteten ab.
    Larry Brent wusste, dass Wayer von sich aus
weiterreden würde. Genau so war es auch. »Ich wachte morgens auf, und Aimee lag
tot neben mir... Ich glaubte, die Welt würde für mich untergehen. Herzversagen,
stellte der Arzt fest. Drei Tage später wurde Aimee begraben. An der Beisetzung
nahmen nur wenige Personen teil, einige Freunde, mit denen wir in den letzten
dreiunddreißig Jahren unseres Lebens mehr oder weniger zu tun hatten. Wir
bauten uns keinen großen Freundes- und Bekanntenkreis auf. Wir waren uns genug.
Der Pfarrer und die Teilnehmer an der Beerdigung waren längst gegangen. Ich
stand noch immer vor dem frischen Grabhügel und starrte auf die schwarze,
krumige Erde, die bunten Blumen und den Kranz, den ich niedergelegt hatte. Ich
weiß nicht mehr, wie lange ich stand, in Gedanken versunken, als ich plötzlich
fernes Klopfen vernahm. Im ersten Moment reagierte ich nicht darauf. Dann nahm
ich an, es handele sich um einen Specht, der Insekten aus der Rinde eines
Baumes klopft. Dann aber war ich wie elektrisiert. Das Klopfen – kam aus dem
Grab! Ich handelte wie von Sinnen. Unweit des Grabes an einer Pumpe und einem
Geräteschuppen standen die Schaufeln, die die Totengräber zuvor benutzt hatten.
Ich holte mir eine, begann zu graben und gönnte mir keine Atempause. Je mehr
Erde ich abtrug, desto lauter glaubte ich das Klopfen zu vernehmen. Aimee!,   hämmerte es in meinem fiebernden Hirn. Sie
lebt! Sie haben dich lebendig begraben...! Kaum schimmerte der Sargdeckel
durch die dünne Erdschicht, da sprang ich auch schon in die Grube, stemmte das
Metallblatt der Schaufel in die Fuge zwischen Sargdeckel und Seitenwand. Noch
einmal hörte ich es klopfen. Dann herrschte
Stille... Aber ich war da. Nun konnte es nur noch Sekunden dauern, bis ich
Aimee aus ihrem engen Gefängnis befreit hatte. Ich zitterte am ganzen Körper
wie Espenlaub. Panische Angst breitete sich in mir aus. Ich kam plötzlich nicht
mehr mit meinen Gedanken davon los, dass ich vielleicht doch für das Aufgraben
zu lange gebraucht hätte. Der Gedanke, dass Aimee bis zu diesem Moment
praktisch gelebt hatte, und nun erst, in diesen Sekunden, in ihrem Sarg
gestorben sein könnte, brachte mich fast um den Verstand. Knirschend löste sich
der Deckel und ich sah Aimee in ihrem weißen Totengewand, eingebettet in roten
Samt und duftende Blumen. Sie hatte die Augen weit geöffnet und ich sah, dass
ihre Lippen zitterten... Ich riss Aimee an mich, flüsterte immer wieder ihren
Namen und forderte sie auf, auch zu sprechen. Aber sie tat es nicht. Dabei
atmete sie! Ich spürte ihren Atem auf meinem fiebrigheißen Gesicht. Ich war
allein auf dem Friedhof an diesem regnerischen Nachmittag. Ich hatte Aimee
wieder! Sie war nur scheintot gewesen, als man sie in den Sarg legte, und
niemand hatte es gemerkt. Wie gut war es gewesen, dass ich nach der Beisetzung
noch am Grab verweilte. Niemand außer mir hätte das Klopfen gehört. Stunden
später wäre Aimee wirklich tot gewesen, vor Schreck gestorben oder aus
Luftmangel. Ich schleifte sie aus dem Grab und legte sie ins Gras. Sie lag ganz
still und mit weit aufgerissenen Augen da, als würde sie ihre Umgebung gar
nicht wahrnehmen. Aimee stand unter einem Schock. Kein Wunder! Sie hatte
erkannt, dass sie in einem Sarg erwacht war, und das Entsetzen hatte sie mit
ganzer Wucht getroffen. Jeder glaubte, dass Aimee gestorben wäre. Aber sie
lebte noch. Niemand durfte es wissen...«
    »Warum durfte es niemand wissen?«, fragte Larry Brent
leise, als William Wayer eine Pause einlegte. Wie die anderen, so stand auch er
unter dem Eindruck des Geschehens, das der alte Mann mit ganzer Leidenschaft
wiedergab.
    »Ich... weiß es nicht... Damals dachte ich so. Und ich
setzte alles daran, die Spuren, die auf eine vermeintliche Grabschändung hätten
schließen lassen, zu beseitigen. Das gelang mir auch. Erde, Blumen und Kranz
deckten wieder die Gruft. Es gelang mir ebenfalls, Aimee ungesehen zu meinem
geparkten Fahrzeug zu tragen und dann nach Hause zu fahren. Von dieser Stunde an änderte sich mein Leben von
Grund auf. Ich zog mich völlig zurück. Die wenigen Freunde, die ich gehabt
hatte, vergraulte ich damit vollends. Sie waren der Meinung, dass Aimees Tod
mich so getroffen hatte, dass ich jegliches Interesse am

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