0780 - Der Geist des Baphomet
mehr zu tun. Es gibt wohl kaum eine Erklärung.«
»Doch, Suko, eben das Böse.«
»So gesehen, stimme ich dir zu.«
Alain Ducasse schaute auf seine Uhr. Er legte die Stirn in Falten und rechnete nach. »Wir stehen jetzt fast zwei Stunden im Stau. Die Hubschrauber sind weg. Wann endlich geht es weiter? Mir kommt schon der Verdacht, dass man uns bewusst aufhalten wollte, damit die anderen Kräfte in Alet-les-Bains freie Bahn haben.«
»Jetzt übertreibst du.«
Alain blickte Suko sorgenvoll an. »Inzwischen glaube ich daran, dass einfach alles möglich ist.« Er nickte sich selbst zu. »Ich bin gern bei meinen Freunden. Vor allen Dingen in der letzten Zeit. Wir haben uns angestrengt, wir haben ausgebaut. Spenden sind reichlich geflossen, wir können uns nicht beklagen, und wir wollten auch darangehen, eine weltumspannende Liga aufzubauen. Das aber ist uns nicht gelungen. Es wird uns auch nicht mehr gelingen, denke ich.«
»Abwarten.«
»Nein, Suko.«
Das Gesicht des Inspektors hellte sich auf. Nicht wegen der Antwort, sondern weil er sah, dass sich die Schlange weit vor ihm in Bewegung setzte. Da glühten die ersten Heckleuchten auf. Aus den Auspuffrohren drangen die Giftwolken, die so schädlich für die Umwelt waren.
Trotzdem erklangen Jubelschreie, denn auch die anderen Fahrer hatten bemerkt, dass es weiterging.
»Nun, Alain?«
»Was meinst du?«
»Werden wir noch rechtzeitig ankommen?«
Ducasse wühlte sein Haar auf. »Frag mich nicht so etwas, ich weiß es nicht.« Seine dunklen Augen waren starr auf den Vordermann gerichtet. »Ich wage es nicht mal mehr zu hoffen. Ich stecke in einer Klemme, und manchmal komme ich mir schon wie ein Verräter vor.«
»Warum das denn?«
»Weil ich nicht bei den anderen bin. Komisch, aber ich habe schon an einen ehrenvollen Tod gedacht.«
»Gleich lache ich dich aus. Das ist doch Unsinn, zum Henker! Du hast einen Auftrag bekommen, und den hast du auch erfüllt. Nicht mehr und nicht weniger.«
»So kann man es auch sehen.«
Suko schaute aus dem Fenster. In der Nähe waren jetzt alle Fahrer in ihre Autos zurückgekehrt. Ungeduldig warteten sie. Einige spielten nervös mit den Zündschlüsseln. Suko hoffte, dass sie sich diszipliniert verhielten und es letztendlich nicht noch zu Auffahrunfällen kam.
Erst als der Fahrer des Lastwagens den Zündschlüssel drehte und den Motor anstellte, startete auch Alain. Er war froh, wie er selbst zugab. »Gleichzeitig habe ich auch Angst«, flüsterte er mit rauer Stimme und rieb seine feuchten Hände gegeneinander.
»Soll ich fahren?«
»Nein, das klappt schon.«
»Bon.«
Sehr langsam löste sich die Blechschlange auf. Die Abfahrt war tatsächlich nicht weit entfernt. Die ersten Hinweistafeln tauchten auf, und schon bald konnten sie die Unfallstelle sehen. Auf der linken Seite war der Crash passiert. Vier Wagen sahen schlimm aus. Der Verkehr wurde auf der rechten Spur vorbeigeleitet, und zum Glück war die Abfahrt nicht blockiert worden.
Sie rollten hinein.
Alain atmete auf, und Suko fragte ihn, ob es ihm jetzt besser ginge.
»Nein, überhaupt nicht. Je mehr wir uns Alet-les-Bains nähern, umso stärker spüre ich den Druck.«
»Aber du kannst nichts Konkretes sagen, denke ich?«
»Nein. Ich weiß nur, dass wir… dass wir zu spät gekommen sind. Das Böse ist bereits da …«
***
Ob es stimmte oder nicht, konnte Suko nicht sagen. Zu sehen oder zu spüren war jedenfalls nichts, als sie sich dem Ort der Templer näherten. Er lag in einer weiten Talmulde, sie konnten von oben in ihn hineinschauen, und der Betrieb in den Straßen, Gassen und zwischen den Häusern lief völlig normal ab.
Suko schaute auch in eine andere Richtung, wo sich ein düsteres Gebilde wie ein gewaltiger Schatten erhob. Der lange, steinige Hang davor sah aus wie ein flach liegender Vorhang, der erst da endete, wo sich die Felsen beinahe senkrecht in die Höhe schoben.
Suko wusste, dass dort die Kathedrale der Angst lag. Das Grab des silbernen Skeletts, des Hectors de Valois, der in seinem Freund John Sinclair wiedergeboren war.
Natürlich dachte Suko an John. Es drängte ihn, mit London Verbindung aufzunehmen, um zu erfahren, was es gegeben hatte. Im Hotel hatte er nicht mehr daran gedacht, was auch selten vorkam. Er hatte sich dann vorgenommen, von den Templern aus anzurufen, doch wie es aussah, würde es Schwierigkeiten geben, denn auch er spürte jetzt, dass etwas nicht in Ordnung war, obwohl der Ort nach außen hin einen völlig normalen
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