0780 - Der Geist des Baphomet
habe sie auch nicht wieder zurückkommen sehen. Sie müssen noch weg sein.«
Das war seltsam, und Suko dachte auch nach. Allerdings nicht zu lange. Sehr bald fragte er: »Wann ist das denn gewesen?«
»Noch am Morgen? Oder gegen Mittag?«
»Und Sie haben sich nicht geirrt?«
»Nein, Monsieur.«
Suko schaffte ein Lächeln. »Wo sie hingegangen sind, wissen Sie nicht zufällig?«
»Nein.« Die Frau zog die Nase hoch. »Ich habe sie nur weggehen sehen. Sie verließen den Ort zu Fuß. Weit sind sie bestimmt noch nicht, denn sie fuhren nicht mit dem Auto.«
»Ja, das ist seltsam«, murmelte Suko.
»Wie gesagt, Monsieur, ich habe Ihnen das nur sagen wollen. Ich bekam es selbst durch einen Zufall mit, wenn Sie verstehen. Auf einmal war dann alles anders. So leer. Sie haben mir auch nichts gesagt. Ich komme sonst gut mit den Herren zurecht, ich kaufe hin und wieder für sie ein. Sie müssen sich sehr plötzlich entschlossen haben, von hier zu verschwinden, denke ich.«
»Das meine ich auch. Aber einen Grund kennen Sie nicht?«
Die Frau zupfte an ihrem Kopftuch. »Nein, den haben sie mir nicht genannt. Ich habe auch einige Tage nicht mit ihnen gesprochen, sie haben nichts gebraucht.«
»Wo könnten die Männer denn hingegangen sein?«
Die Frau hob die Schultern.
»Gibt es ein Ziel hier in der Umgebung?« Der Inspektor lächelte.
»Das kommt mir ja beinahe vor, als hätten sie einen Betriebsausflug gemacht. Nun ja, mal sehen, ob sie wiederkommen.« Er zwinkerte der Frau zu. »Was denken Sie?«
»Ich weiß es nicht.«
»Das Wetter ist zwar herrlich, aber für einen Ausflug doch etwas kalt, denke ich.«
»Das kann sein.« Sie nickte Suko noch einmal zu und ging quer über den kleinen Platz davon. Einige Male warf sie dem Haus noch besorgte Blicke zu.
Suko war nicht nur nachdenklich geworden, sondern auch irgendwie erfreut. Es kam ihm gut zupass, dass die Templer das Haus verlassen hatten. Was die Frau möglicherweise als einen Spaziergang bezeichnet hatte, konnte durchaus einer Flucht gleichkommen. Er hoffte, dass seine Freunde das herannahende Grauen gespürt und die nötigen Konsequenzen gezogen hatten. Es wäre nahezu ideal gewesen.
Das gesetzte Zeitlimit war natürlich überschritten, und Suko wollte schon aussteigen, als er sah, dass die Frau noch einmal zurückkehrte, als hätte sie vergessen, ihm etwas zu sagen. Er stieg aus und erwartete sie neben dem Wagen stehend.
Sie war etwas außer Atem, fasste sich an die Brust und keuchte:
»Da ist noch etwas, das wichtig für Sie sein könnte. Der Abbé war nicht bei ihnen.«
Suko horchte auf. »Da sind Sie sich sicher?«
Ein heftiges Nicken. »Ja, natürlich. Ich habe sie alle gesehen, nur den Abbé nicht. Vielleicht wollte er als Blinder doch im Haus bleiben. Ist ja verständlich, finde ich.«
»Das ist möglich.« Suko räusperte sich. »Mal eine andere Frage, Madame. Ist Ihnen hier nichts aufgefallen?«
Sie schaute sich um. »Nein, wieso? Wie… wie meinen Sie das?«
»Nun ja, ich frage Sie nur, ob sich hier etwas verändert hat, möglicherweise.«
Sie blickte Suko verwirrt an.
»Sie haben auch nichts gespürt?«
»Nein, was sollte ich gespürt haben?«
»Eine Veränderung. Etwas, das nicht normal ist.«
Madame trat einen Schritt zurück. Skeptisch blickte sie in Sukos Gesicht. »Was meinen Sie denn damit, Monsieur?«
Er hob die Schultern. »Ich will ehrlich zu Ihnen sein. Genau kann ich es selbst nicht sagen, aber es ist so. Ich habe mich darüber gewundert, dass ich keinen antraf. Das zum einen. Zum zweiten meine ich, da ich ja schon öfter hier war, kann ich es beurteilen, dass sich etwas verändert hat.«
»Nichts.«
»Sie müssen es wissen.« Suko quälte sich ein Lächeln ab. »Sie haben die letzten Stunden wie immer verbracht. Sie fühlten sich auch nicht unwohl oder so ähnlich?«
»Nein, gar nicht.«
»Das ist gut.«
»Sie fragen aber komisch.«
Suko lachte und winkte ab. »Egal, vergessen Sie es, Madame. Es ist nicht wichtig.«
Sie nickte und ging davon. Diesmal kehrte sie nicht wieder, und sie hatte einen sehr nachdenklichen Suko zurückgelassen. Die Templer hatten also das Weite gesucht, das empfand er schon als einen großen Vorteil. Sie mussten die Gefahr gespürt haben, es war das Beste gewesen, was sie hatten tun können.
Warum aber nicht der Abbé?
Suko sah keinen Grund, an den Worten der Frau zu zweifeln. Sie hatte sehr scharf und gut beobachtet, und Suko musste davon ausgehen, dass er den Abbé noch im Haus fand. Wie
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