0780 - Die Testwelt
sah, wie Rhodan den Feyerdaler an den Schultern packte und ihn schüttelte.
„Das werden Sie mir büßen", schrie Perry. Ich hatte ihn noch nie in einem so erregten Zustand gesehen. Der Zorn übermannte ihn. Doch jetzt drängte sich Anny zwischen ihn und Joftblahn.
Das Mädchen, das in meiner Nähe immer so hilflos wirkte, trennte die beiden Männer so energisch, daß mir die Luft wegblieb.
„Beherrschen Sie sich, Rhodan", sagte sie. „Joftblahn verdanken Sie es, daß Sie noch leben."
Perry trat zurück. Er wischte sich mit dem Ärmel über das verschmutzte Gesicht. Mehr sah ich nicht, denn Goliath und Insekten-Sue packten mich und schleppten mich auf das Ausgangsschott zu. Scim-Geierkopf verpaßte mir eine Spritze, und ich hatte das Gefühl, von aller Schwere befreit worden zu sein. Vor meinen Augen wurde es dunkel.
*
Bericht Quohlfahrt: Als ich den Konferenzraum eine halbe Stunde später wieder betrat, blickte Anny Pinguine mich fassungslos an.
„Du, Galto?" fragte sie, als glaube sie an eine Geistererscheinung. „Wieso bist du schon wieder hier?"
Ich hob fröhlich grinsend meinen Armstumpf und erwiderte: „Es ist noch nicht soweit. Ich muß noch etwas warten, bis mir der neue Arm angesetzt wird."
„Du Armer", sagte sie mitfühlend und lehnte sich an mich. Ich legte meinen rechten Arm um sie.
„Nehmen Sie Ihre Pfoten von meiner Tochter", rief Gorg Pinguine mit schriller Stimme.
„Aber Gorg", sagte Gucky vorwurfsvoll. „Wie kannst du so mit deinem zukünftigen Schwiegersohn reden!" Ich wollte Anny loslassen, doch sie wich keinen Millimeter von mir. Voller Unruhe blickte ich zu Gorg Pinguine hinüber, der neben Rhodan, Bully und Fellmer Lloyd stand. Diese vier Männer hatten offenbar versucht, etwas mit Joftblahn zu bereden, doch dieser schien keinerlei Interesse für sie aufzubringen.
Jetzt erhob der Feyerdaler sich aus dem Sessel, in dem er gesessen hatte, und kam zu Anny und mir.
„Erfüllen Sie Ihr Versprechen", sagte er leise. Anny löste sich von mir und verließ den Raum. Joftblahn folgte ihr.
„Was hat das zu bedeuten?" fragte ich.
Niemand antwortete mir.
Ich ging zu Rhodan, der sich inzwischen geduscht und umgezogen hatte.
„Wollen Sie mir nicht sagen, was hier geschieht?"
„Ob Sie es mir glauben oder nicht, Galto", antwortete er. „Ich weiß es selbst nicht. Gucky und Fellmer weigern sich, mir zu verraten, was sich in den Köpfen Joftblahns und Annys abspielt.
„Was mit Anny los ist, wüßte ich schon", bemerkte ich.
„Sie schamloses Untier", sagte Gorg Pinguine keuchend. „Ich schlage Sie zusammen, wenn Sie noch einmal so etwas sagen."
Ich blickte auf den Winzling hinunter, verzichtete jedoch auf weitere Worte, weil Fellmer Lloyd endlich begann, uns zu erklären, was geschah.
„Joftblahn hat die Regeln freigegeben", erläuterte er. „Das bedeutet, daß er sein Gesicht verloren hat. Er hätte nicht eingreifen und dich und Galto retten dürfen. Er hat es getan."
Rhodans Augen verengten sich.
„Moment", sagte er. „Bedeutet das etwa, daß Joftblahn mit seinem Leben abgeschlossen hat?"
„Genau das", antwortete der Telepath. „Er hat Anny das Versprechen abgerungen, daß sie ihm bei seinem Selbstmord behilflich ist."
„Das geht nicht", sagte Rhodan.
„Das dürfen wir nicht zulassen."
„Zu spät", stellte Gucky fest. Er watschelte zu einem Bildgerät, tippte einige Daten ein und schaltete es danach ein. Wir sahen Anny und Joftblahn, die vor einem rot markierten Schott standen.
„Die Konverterkammer", sagte Perry. „Nachdem Joftblahn die Regeln freigegeben hat, bleibt ihm keine andere Wahl mehr als der Freitod", erklärte Fellmer.
„Kommt nicht in Frage", protestierte Rhodan. „Gucky, hole den Feyerdaler zurück."
Das Schott zur Konverterkammer öffnete sich. Anny blieb stehen. Joftblahn ging weiter. Hinter ihm schloß sich das Schott wieder. Der Mausbiber blieb am Bildgerät. Er schüttelte den Kopf.
„Joftblahn kann bei uns an Bord der SOL leben", sagte Rhodan.
„Kein Feyerdaler wird je erfahren, daß er noch lebt."
„Du verstehst nicht", entgegnete Fellmer Lloyd leise. „Joftblahn ist völlig egal, was andere von ihm denken. Er kann vor sich selbst nicht mehr bestehen.
Das ist das Entscheidende. Er muß in den Tod gehen, und für ihn gibt es nur eine Form, die seiner Würde und seinem hohen Rang angemessen ist. Er will in reine Energie übergehen, und er wird es tun. Nichts kann ihn daran noch hindern."
Auf dem Bildschirm konnte ich
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