0780 - Vorstoß nach Avalon
breit.
Teri kam hinter ihr her und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Asha…«
Die Inspektorin fuhr herum. »Fass mich nicht an, sonst machst du mit meinem Schlagstock Bekanntschaft! Ich meine es Ernst!«
»Lass sie in Ruhe, Teri. Es hat keinen Sinn«, seufzte Nicole. Im nächsten Moment war Asha Devi durch die Tür nach draußen geschlüpft. Nicole und Teri blieben allein zurück.
»Ist die immer so?«, fragte die Druidin.
»Nein, heute hat sie gute Laune. Du musst Asha mal erleben, wenn sie wütend ist…«
Teri verdrehte die Augen Richtung Zimmerdecke.
Inzwischen hatte sich die Inspektorin von dem Haus entfernt. Sie drückte sich mit dem Rücken gegen die Wände, peilte die Lage und rannte dann gebückt bis zur nächsten Häuserwand.
Witternd wie ein Raubtier schob sie den Kopf vor. Der Mond bot ihr genügend Licht, um sich in der Siedlung umzusehen.
Die schien völlig ausgestorben zu sein. Unwillkürlich musste Asha Devi an die Totenstadt Yamapura denken. Man hätte auch diesen Ort auf der Nebelinsel Avalon für ein Dorf der Toten halten können. Doch es fehlte der durchdringende Geruch nach Verwesung.
Asha vermutete, dass diese Zauberpriesterinnen alle brav an der Matratze horchten. Das konnte ihr nur Recht sein. Auf diese Weise konnte sie sich in Ruhe umsehen.
Unwillkürlich führten ihre Schritte sie Richtung Tempel.
Wie hatte sie nur so dumm sein können, sich von Zamorra beeinflussen zu lassen? Es wäre besser gewesen, das sakrale Gebäude schon bei Tageslicht in Augenschein zu nehmen. Aber dieser großartige Dämonenjäger wusste ja einfach alles besser!
Asha schnaubte verächtlich. Sie würde ihren Begleitern schon zeigen, wer hier als Einzige den Durchblick hatte. Nämlich sie selbst, Asha Devi! Da gab es für die Inspektorin auch nicht den Schatten eines Zweifels.
Sie hatte nun den halben Ort durchquert. Zamorra und dieser komische Vogel Gryf waren nirgendwo zu entdecken.
Das kam Asha nicht ungelegen. Der Dämonenjäger würde doch nur wieder versuchen, sie zu bevormunden.
Aber nicht mit mir!, dachte Asha erbost. Das kann er mit seiner tollen Nicole machen, die…
Asha Devi unterbrach ihren Gedankengang, als sie eine weibliche Gestalt links vor sich erblickte, die ihr verflixt bekannt vorkam.
Wenn man vom Teufel spricht!, dachte die Inderin grimmig. Die Duval ist wohl doch nicht so auf Zamorras Befehle dressiert, wie ich gedacht habe. Wahrscheinlich hat sie Angst, dass ich ihrem Dämonenjäger die Show stehlen könnte…
Die Frau dort vor ihr war jedenfalls eindeutig Nicole Duval. Die Inspektorin nahm sich vor, ihr gründlich die Suppe zu versalzen. Noch hatte die Französin die Inderin nicht entdeckt. Das nutzte Asha Devi aus. Lautlos schlich sie hinter Nicole her…
***
Zamorra und Gryf mussten nichts unternehmen. Der Fremde, der allein durch die Nacht spazierte, kam genau auf sie zu. Allerdings hatte er sie offenbar noch nicht entdeckt.
Der Dämonenjäger und der Silbermond-Druide drückten sich tiefer in den Hauseingang.
»Das ist doch Ten!«, wisperte Gryf plötzlich. Zamorra erinnerte sich daran, dass der Silbermond-Druide Robert Tendyke immer nur Ten nannte.
Robert Tendyke - hier auf Avalon?!
Am Vortag hatte Zamorra noch mit ihm telefoniert und den Freund gebeten, ihm den Weg nach Avalon zu öffnen. Tendyke hatte ihn für verrückt erklärt und sich geweigert. Kein Wunder, denn die Reise nach Avalon bedeutete ja normalerweise, dass man sterben und anschließend wiederbelebt werden musste.
Was wollte Robert Tendyke dann hier, trotz seiner vehementen Ablehnung am Telefon?
Es war einfach, das herauszufinden. Als sich der Mann ihnen schon fast auf Mannslänge genähert hatte, trat Zamorra aus dem Dunkel des Türstocks.
»Hallo, Rob. Was führt dich nach Avalon?«
***
Geduld war nicht gerade Asha Devis Stärke. Nachdem sie Nicole Duval einige Zeit verfolgt hatte, wurde es ihr zu bunt. Zamorras Gefährtin konnte ruhig wissen, dass sie entdeckt war! Kurzentschlossen beschleunigte sie ihre Schritte.
Gleich darauf legte die Inderin Nicole die Hand auf die Schulter. »Warum geisterst du nun doch durch die Gegend, Duval? Hat dir der große Meister Zamorra nicht befohlen…«
Asha Devi kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Denn Nicole ließ sich auf keine Diskussion ein. Stattdessen schoss ihre Faust vor und krachte gegen Ashas Kinn. Sie traf die Polizistin genau auf den Punkt.
Nicole grinste böse, als bei der Inspektorin die Lichter ausgingen. Asha kippte um und blieb
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