0781 - Gegner im Dunkel
Auftrag, den Trunkenbold aus dem Bett zu werfen."
„Das habe ich schon für Sie getan", versicherte Goor Toschilla mit einem reizenden Augenaufschlag. „Sagen Sie dem Chef, daß wir in zehn Minuten im Wohnraum sind."
Sie schob ihn sanft aus dem Zimmer und schloß die Tür.
„Sehen Sie, nun haben Sie selbst erlebt, Goor, wie mein schlechter Ruf entstanden ist. Was glauben Sie, was Fermaiden nun den anderen berichtet?"
Sie sagte schnippisch: „Mir ist das völlig egal, was die anderen denken, schließlich weiß ich selbst am besten, warum ich hier bin."
Er schloß die Jacke und kam zu ihr. Er nahm ihren Kopf in die Hände und gab ihr einen Kuß.
„Goor, du bist ein prächtiges Mädchen!"
Dann verschwand er im Baderaum, um seine Toilette zu beenden.
*
Das Freilichttheater, in dem die Vorführung stattfinden sollte, befand sich außerhalb der Stadt, mindestens zehn Kilometer von der Wohnvilla der terranischen Ehrengäste entfernt.
Im ersten Augenblick erinnerte es an die Arenen der alten Römer. Die Sitzbänke waren ringförmig angeordnet, allerdings nicht sehr steil. Im Mittelpunkt hatte man die Bühne in der Art eines Podiums aufgebaut, das selbst die oberste Sitzreihe um einige Meter überragte. Die vorderen Plätze waren also keineswegs auch die besten.
Das Bühnengestell war durch Kunststoffplatten verschlossen, so daß man nicht sehen konnte, was in seinem Innern vor sich ging. Der Zugang mußte unterirdisch angelegt sein.
Der Wagen mit Faray und seinen Schutzbefohlenen fuhr so nahe wie möglich an die Menschenmenge heran. Den Rest des Weges mußte man zu Fuß zurücklegen. Die Feyerdaler kümmerten sich nicht um die Fremden. Ihr ganzes Sinnen und Trachten galt nur dem WORT.
Niemand wußte, was DAS WORT war, aber jeder hatte davon gehört. Nun endlich bot sich die einmalige Gelegenheit, es selbst zu erleben.
Etwa in der Höhe der mittleren Sitzreihen befand sich die Ehrenloge, in die Faray seine Gäste führte. Von hier aus hatte man einen guten Blick auf die Bühne und die Zuschauer. Noch einmal betonte der Delegationsleiter die hohe Bedeutung des bevorstehenden Ereignisses. In wohlgesetzten Worten versuchte er ihnen klarzumachen, welch unvorstellbares Glück sie doch hatten, diesen Augenblick erleben zu dürfen.
Ob er DAS WORT schon einmal gesehen und gehört hätte, erkundigte sich Rhodan, und niemand war erstaunt, als Faray das verneinte.
Nur wenigen Feyerdalern sei dieses Glück bisher zuteil geworden, versicherte er bewegt. Außerdem, fügte er hinzu, spielte das keine entscheidende Rolle, denn die Vorführungen glichen sich niemals. Jede sei anders als die vorherige. Nur Sinn und Zweck blieben gleich: Freude und Glück zu verbreiten.
Rhodan stellte keine Fragen mehr. Seine Begleiter schwiegen, wie er es ihnen geraten hatte.
Inzwischen waren alle Plätze besetzt. Kein Sitz war frei geblieben. Eine spürbare Spannung lag über dem Auditorium und verstärkte sich noch, als ein Gongschlag ertönte und das Zeichen zum Beginn der Vorstellung gab.
„Wie aus dem Nichts heraus gezaubert erschienen plötzlich sieben Gestalten auf dem Podiumsplateau -sieben Feyerdaler in farbenprächtigen Gewändern und mit seltsam anmutendem Kopfschmuck. Sie hielten sich an den Händen und wiegten sich fast unmerklich im Rhythmus einer kaum wahrzunehmenden Musik.
Sonst geschah vorerst nichts.
Rhodan war sicher, daß die Einleitungszeremonie der Vorbereitung diente. Ähnlich wie optische Eindrücke den Hypnoseeinfluß verstärkten, würde diese nahezu nur im Unterbewußtsein aufzunehmende Musik die Gehirne der Theaterbesucher für die Aufnahme telepathischer Impulse bereitmachen.
„Ziemlich fauler Zauber", hauchte Cesynthra Wardon ihrem Nachbarn Fermaiden zu. „So ähnlich werden schizophrene Gemüter geheilt."
Er legte den Zeigefinger auf seine Lippen und bedeutete ihr, still zu sein. Dabei nickte er aber. Er hatte also den gleichen Eindruck wie sie.
Die Musik wurde allmählich lauter, aber es ließ sich nicht feststellen, woher sie kam. Offensichtlich aus allen Richtungen.
Gleichzeitig mit der lauter werdenden Musik entstand über der Bühne ein matter, weißlich schimmernder Lichtschein. Er sah aus wie eine transparente Wolke, die sich auf die sieben Interpreten des WORTES herabsenkte. Auch sie schien aus dem Nichts gekommen zu sein.
Rhodan beobachtete sie aufmerksam und war sicher, daß es sich keineswegs um eine energetische Aureole handelte, sondern um etwas ganz anderes. Die Wolke begann
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