0782 - Knochenbrut der alten Templer
dabei auf den Ort Alet-les-Bains zu.
Verfolgen oder nicht? Eine Antwort gaben mir andere, denn das Flüstern hinter mir konnte nur von den Templern stammen.
Ich drehte mich herum und sah mich bestätigt. Der Reihe nach verließen auch sie die Schlucht.
Obwohl ich noch nicht mit ihnen gesprochen hatte, fiel mir auf, wie ratlos sie waren. Einige streckten ihre Arme aus und deuteten auf die Rücken der Skelette.
Zwar hatte ich Zeit genug gehabt, dennoch wusste ich nicht genau, wie viele Skelette die Schlucht verlassen hatten. Über zehn waren es schon.
Solange sie sich normal verhielten und keine Menschen in Gefahr brachten, wollte ich sie nur unter Kontrolle halten.
Auch die Templer sollten wissen, dass sich die Lage verändert hatte und wer da zu ihnen gekommen war.
Ich löste mich von meinem Platz, ging auch nicht leise, damit ich einfach gehört werden musste.
Sie nahmen mich zur Kenntnis.
Sie drehten die Köpfe.
Sie nahmen gespannte Haltungen an, denn keiner von ihnen hatte mich erkannt.
»Ich bin es, John Sinclair!«
»Nein!«
»Doch«, entgegnete ich dem Sprecher, der seine Überraschung überwunden hatte und einen Schritt vortrat. Er schüttelte den Kopf, weil er noch immer ungläubig war, dann aber sah er mein Winken, und er kam schnell auf mich zu.
Er war schon älter, ich dachte über seinen Namen nach. Vom Ansehen her kannte ich ihn natürlich, und als er seine beiden Hände in die meinen legte, da fiel es mir wieder ein.
»Lucien?«
»Ja, John.« Wir umarmten uns. Ich merkte, wie sehr er zitterte, denn was er und die anderen hinter sich hatten, das war nicht einfach zu verkraften. Er zeigte sich auch erleichtert. »Es ist gut, dass du gekommen bist, John Sinclair. Wir haben auf dich gewartet. Wir hätten dich schon früher gern bei uns gehabt, aber…«
»Mir ist leider etwas dazwischengekommen. Mein Freund Suko sollte zu euch kommen und…«
»Er ist weg.«
Ich nickte.
»Und der Abbé auch.« Diese beiden Sätze hatten sich ziemlich hoffnungslos angehört, und Lucien senkte den Kopf. Die anderen Templer traten dicht an uns heran, sie wollten hören, was wir besprachen und ich schockte sie gleich mit einer Tatsache.
»Einer von euch blieb zurück. Er ist tot!«
»Alain?«
»Kann sein.«
»Alain Ducasse sollte Suko abholen«, sagte Lucien mit tonloser Stimme. »Er hat es wohl geschafft, aber dann…«, seine Stimme versickerte.
»Die schwarze Flut«, flüsterte ich.
»Ja, der Abbé warnte uns. Und es war gut, dass er es getan hat. Deshalb konnten wir auch fliehen. Es ist uns gelungen, dem Grauen zu entkommen.« Lucien trat einen Schritt zurück. »Aber was ist mit deinem Freund Suko?«
»Ich weiß es noch nicht. Gegenfrage: Was ist mit dem Abbé geschehen?«
»Er wollte warten.«
»Ich habe ihn nicht gesehen.« Lucien runzelte die Stirn. »Wir hoffen, dass er eine Lösung gefunden hat. Ebenso wie Suko.«
»Ich denke schon.«
»Und was denkst du?«
»Der Sessel«, sagte ich leise. »Ich habe alle Hoffnungen auf den Knochen-Sessel gesetzt. Er ist die einzige Fluchtmöglichkeit für beide gewesen. Da ich weder den Abbé noch Suko gesehen habe, müssen sie diesen Ausweg genutzt haben. Ich fand auch keine Leiche, euer Haus war leer und verlassen. Die schwarze Flut hat sich glücklicherweise nur darauf konzentriert. Die anderen Menschen in Alet-les-Bains sind von ihr nicht angegriffen worden.«
»Und jetzt hat sie sich verändert.« Noch während Lucien sprach, drehte er sich um.
Trotz der Dunkelheit waren die Skelette für uns gut zu erkennen.
Ihre rötlich schimmernden Körper hoben sich in der Dunkelheit ab.
Sie wirkten so, als hätte man sie dort hineingemalt. Einen Teil des langen Hangs hatten sie bereits hinter sich gebracht, und sie gingen unbeirrt weiter, verfolgt von den Blicken der Templer.
»Sie werden in den Ort gehen«, flüsterte Lucien. »Und dann?« fragte er, »was wird dann geschehen?«
Ich wusste es nicht, schlug allerdings vor, schneller als sie zu sein, um sie in Alet-les-Bains zu erwarten.
Skeptisch schaute mich der ältere Templer an. »Ist das ein guter Vorschlag?«
»Ja.«
»Was willst du dort tun?«
»Ich weiß es noch nicht. Wichtig ist, dass wir vorbereitet sind. Ich habe meinen Wagen in der Nähe stehen. Einige kann ich mitnehmen, die anderen sollten später kommen.« Mit diesem Vorschlag waren auch die anderen Templer einverstanden. Zu fünft liefen wir zu meinem Fahrzeug. Auch Lucien befand sich unter ihnen. Er sprach mit einem Mann namens
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