0784 - Die Rache der Feuerflieger
Wahrheit sein", knurrte ich böse. „Aber du siehst, was du damit angerichtet hast. Übrigens: Willst du wirklich hierbleiben?"
Sein schwärmerischer Blick sagte mehr als alle Worte.
„Ja, ich will hierbleiben", antwortete er fast mit Inbrunst. „Ich will nicht den Gott spielen. Aber ich möchte fort von einer Welt, auf der nichts mehr natürlich, auf der alles Technik ist. Ich glaube, die Feuerflieger haben die Wahrheit erkannt. Technischer Fortschritt ist von Übel. Sie besitzen keine Maschinen und haben ihre Natürlichkeit bewahrt. Das ist es, was mich anzieht."
„Hast du die Schwierigkeiten bedacht? Du kannst dich nicht bewegen wie die Mucierer. Du wirst ewig in diesem Felsen gefangen sein. Die Mucierer haben Krankheiten, gegen die du nicht immun bist. Dein Magen wird gegen ihre Speisen rebellieren!"
Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
„All das ist halb so schlimm. Ich werde mich daran gewöhnen.
Wichtig ist nur, daß ich in einer natürlichen Umgebung lebe!"
„Na, meinetwegen", brummte ich.
Das machte ihn wach.
„Ihr wollt mich nicht zurückholen?" rief er begeistert. „Ist es das, was du sagst?"
„Wenn dein Herz an den Mucierern hängt, kannst du hierbleiben. Aber gib uns nicht die Schuld, wenn eines Tages der Wahn verflogen ist und die große Verzweiflung über dich kommt!"
Er war voller Jubel. Er hatte keinerlei Bedenken. Er würde hier eine-Zeitlang glücklich sein, daran gab es keinen Zweifel. Und später, wenn die Ernüchterung kam, würden wir vielleicht Gelegenheit finden, ihn hier wieder wegzuholen.
Womöglich waren wir bis dahin selbst nach Goshmos Castle übergesiedelt.
Die große Strohmatte am Eingang wurde beiseitegeschoben.
Die Ältesten kehrten zurück. Sie stellten sich im Halbkreis vor meinem Thron auf. Ihre Beratung hatte weit mehr als eine Stunde gedauert. Ich wertete das als schlechtes Zeichen. Ihr Respekt der Gottheit gegenüber hatte nachgelassen.
Draußen mußte es längst Nacht sein. Wenn die Entscheidung der Ältesten gegen mich ausgefallen war, wie ich befürchtete, würde ich Douc Langur auf die Beine bringen müssen, daß er den Burgfelsen unter Feuer nahm. Ich aktivierte vorsichtshalber den Radiokom, um später keine Zeit zu verlieren.
Der Allerälteste trat aus der Reihe der Ratsmitglieder nach vorne und blieb unmittelbar vor dem Steinthron stehen. Mit heller Stimme, die keinerlei Unterton von Respekt enthielt, verkündete er: „Die Weisen des Stammes der Iti-Iti haben beschlossen, daß der böse Gott in Gefangenschaft bleiben soll!"
*
Das war es also.
Jetzt kam es darauf an, daß ich mich richtig verhielt und zur richtigen Zeit an den richtigen Hebeln zog.
Mit einem Ruck stand ich auf. Der Allerälteste fuhr entsetzt zurück.
„Wie könnt ihr es wagen", donnerte ich, „den Willen eines Gottes zu mißachten! Als Strafe für euren Frevel wird diese Burg vernichtet werden, verwandelt in einen Haufen schmutzigen Staubes."
Der Radiokom war eingeschaltet. Douc Langur mußte, wenn er auf dem Posten war, meine Worte hören. Ich hoffte, daß er auf angemessene Weise reagierte.
„Das wagst du nicht!" gellte die Stimme des Allerältesten. „Ehe der erste Schaden an dieser Burg entsteht, werden wir dich töten!"
„Wahnsinniger!" schrie ich ihn an. „Wie kannst du einen Gott töten?!"
„Götter sind ebenso verletzlich wie wir", höhnte er.
„Woher hast du diesen Unsinn?"
„Von einem, der fast ein halbes Dutzend eurer Art hat sterben sehen - an Keulenschlägen, an Messerstichen und an dem Streich der Lanze!"
Das klang bedrohlich. Ich dachte unwillkürlich an die Besatzung der Station in den Bergen. Hatten die Mucierer sie doch umgebracht?
„Zeig mir den närrischen Lügner!" befahl ich dem Alten.
„Ihn sollst du sehen, und noch eine Menge anderer!" gellte seine Stimme. „Herein mit euch, ihr Krieger der Iti-Iti!"
Die Matte am Eingang wurde beiseite gerissen. Mit schrillen Schreien drang eine ganze Horde schwerbewaffneter Krieger herein. An ihrer Spitze rannte der kleine, schmächtige Feuerflieger, der mich in der finsteren Zelle bewacht hatte. Mit triumphierender Geste wies der Alte auf ihn und schrie: „Er ist derjenige, der schon viele von euch hat sterben sehen!"
Meine Lage war fast aussichtslos. Der steinerne Thron bot mir keine Deckung, denn die Mucierer hatten ihn von allen Seiten umrundet. Sie zogen die Lanzen aus den hölzernen Gestellen, die sie auf dem Rücken trugen, und legten sie mit wippenden Armbewegungen auf
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