0785 - Angriff der Wölfischen
Leiche.« Gryf schnaubte abfällig. »Aber merk dir das Eine - wenn auch nur ein Mensch bei eurem Krieg verletzt wird, dann weiß ich, wo ich dich und deine Brut suchen muss. Und ich werde euch finden!«
Mit dem letzten Wort konzentrierte er sich auf den zeitlosen Sprung und verschwand…
***
Der Silbermond-Druide verschwand - und Steiner schien zu explodieren.
»Das war ein Fehler!«, schrie er und sprang auf, wobei sein Stuhl nach hinten kippte und zu Boden polterte. »Der Kerl ist einer unserer ärgsten Feinde, und du hast ihn in unser Hauptquartier eingeladen? Bist du irre geworden? Er wird alles tun, um die Vampire zu vernichten! Er wird uns an die Tulis-Yon verraten, und wenn wir nicht höllisch aufpassen, werden sie uns niedermetzeln!«
Fu Long blickte Friedhelm erschrocken an. Er hatte noch nie erlebt, dass der Deutsche auch nur die Stimme erhoben hätte. Noch nie hatte er Fu Long widersprochen, wenn sie nicht unter vier Augen waren.
Der chinesische Vampir hatte nicht geglaubt, dass Steiner derart die Kontrolle über sich verlieren würde. Er musste offensichtlich seine Meinung über ihn überdenken.
Gerade deshalb war es nötig, jetzt selbst ruhig und überlegen zu bleiben.
»Es ist alles so geschehen, wie ich es erwartet habe«, erklärte Fu Long.
Steiner starrte ihn fragend an.
»Bedenke, Zamorra vertraut mir genug, um den berüchtigten Gryf ap Llandrysgryf dazu zu bringen, mich nicht bei der erstbesten Gelegenheit abzuschlachten. Der heißspornige Druide ist nicht gekommen, um uns zu stoppen, sondern nur, um uns zu warnen. Ich wiederhole mich nur ungern, aber ich habe Pläne, für die es nötig ist, dass Zamorra mir vertraut. Und wenn unser Erzfeind Gryf ap Llandiysgryf nicht anders kann, als dem Professor zu berichten, dass wir die Sterblichen nicht bedrohen, so wird das Zamorras Vertrauen in mich stärken. Darum werdet ihr alle euch an seine Forderung halten. Verstanden?« Fu Long blickte in die Runde.
Die anderen Vampire nickten, selbst Friedhelm.
»Ich werde tun, was Sie verlangen«, presste Steiner zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich weiß, dass es ein Fehler ist. Aber Sie sind der Herrscher.«
Er verließ eilig den Raum. Seine Unterführer erhoben sich - Dickerson warf Fu Long noch einen seltsam vorwurfsvollen Blick zu -, dann folgten sie ihrem Kommandanten.
Friedhelm hat mich gesiezt, dachte der chinesische Vampir, als sich die Tür geschlossen hatte. Ich hoffe, ich habe nicht soeben einen Freund verloren. Und einen Moment später: Ich wünschte, ich könnte Gryfs Gedanken lesen, um zu schauen, ob Friedhelm nicht vielleicht doch Recht hat…
***
Agkar von den Tulis-Yon trauerte um seine Kinder. Über dreißig von ihnen hatten in dieser Nacht ihr Leben gelassen, und es würden nicht die Letzten sein, die in diesem Krieg den Tod fanden.
Doch ihr Opfer war nicht umsonst!
Der alte Mann presste seinen ausgemergelten Körper an den kalten Steinboden des Lagerhauses. Sein Herr saß starr auf seinem Thron. Kuang-shi hatte sich seit Stunden nicht bewegt, die Augen blickten ins Nichts. Doch Agkar wusste, dass er alles genau registrierte, was um ihn herum geschah.
Die Nähe seines Herrn wärmte sein Herz und befreite es von der schweren Last, die auf ihm lag. Fu Long und dieser deutsche Vampir an seiner Seite ahnten nicht, worauf sie sich eingelassen hatten, als sie den Tulis-Yon den Krieg erklärten. Sie wussten nicht, dass es in ihrer Mitte einen Verräter gab, der den Tulis-Yon künftig jeden ihrer Schritte vorher verraten würde.
Und dieser Verräter war niemand anderes als Friedhelm Steiner!
Allerdings hatte der deutsche Vampir nicht die geringste Ahnung davon.
Zunächst hatte es Agkar entsetzt, als er erfahren hatte, dass es einen Vampir gab, dessen Körper dem Keim der-Tulis-Yon Widerstand entgegensetzte. In all den Jahrtausenden, in denen er Kuang-shi diente, hatte es so etwas noch nie gegeben.
Doch dann hatte Kuang-shi ihm in seiner unendlichen Weisheit die Augen geöffnet. Es hätte ihnen gar nichts Besseres passieren können. Während Steiners Bewusstsein sich verzweifelt gegen den Keim wehrte, war sein Unterbewusstsein längst infiziert.
Ohne dass Steiner es auch nur ahnte, hatte sein Geist auf die Nähe seines neuen Herrn reagiert und eine telepathische Verbindung zu Kuang-shi aufgebaut. Wie eine Wanze sendete er seitdem alle Informationen, die sie brauchten, um die Vampirarmee zu besiegen.
In der letzten Nacht war die Verbindung noch zu schwach gewesen,
Weitere Kostenlose Bücher