0785 - Angriff der Wölfischen
Null.
»Das war’s, Jack. Hier kommen wir nicht weiter«, sagte Zamorra schließlich frustriert. »Wir sollten uns hier ein bisschen einrichten. Es wird schon dunkel.«
Doch Jack O’Neill antwortete nicht. Im selben Moment, in dem Zamorra das Verschwinden seines Freundes bemerkte, hörte er das Heulen. Ein langer, wehmütiger Ruf, mit dem die Kinder der Nacht seit Jahrtausenden den Mond begrüßten.
Tulis-Yon!
Und es waren mehrere. Das Heulen erklang aus größerer Entfernung, aber die Quellen kamen schnell näher. Eigentlich kann ich mich nicht beklagen, dachte Zamorra sarkastisch, während er den Blaster zog. Schließlich sind wir wegen der Tulis-Yon hier. Dann hörte er das Geräusch. Zamorra wirbelte herum und sah, wie eine Gestalt am gegenüberliegenden Ende der Lichtung aus dem Unterholz trat. Es war nicht Detective Jack O’Neill, sondern eine bizarre Kreatur mit einem Paviankopf.
Es war Wu Huan-Tiao.
***
»Du!«, stieß Zamorra hervor. Mit allem hatte er gerechnet, aber nicht damit, Kuang-shis Hofzauberer in den Wäldern Kaliforniens anzutreffen. Er war dem pavianköpfigen Wesen bereits in Kuang-shis Traum begegnet, kurz bevor der Götterdämon erwacht war. [6] Wie kommt er jetzt hierher?, fragte sich Zamorra. Es war doch nur ein Traum damals, eine Vision?
»Ich grüße dich, Tsa Mo Ra«, sagte Wu. Offenbar war er allein. Aber Zamorra machte sich keine Illusionen. Die Tulis-Yon waren ganz in der Nähe - und Jack war ihnen schutzlos ausgeliefert.
Wu trat noch einen Schritt vor, doch er schien Zamorra nicht angreifen zu wollen. Zumindest noch nicht.
»Wo ist O’Neill?«, fragte Zamorra. Den Blaster hielt er leicht gesenkt, bereit, ihn jederzeit einzusetzen.
»Der kleine Polizist? Der zählt jetzt nicht. Es geht hier nur um dich, Tsa Mo Ra.«
Zamorra lief es kalt den Rücken herunter. Das klang so, als sei das Todesurteil für Jack O’Neill längst gesprochen worden.
»Wenn ihr ihm etwas antut, werde ich dich töten.«
»Das wirst du doch sowieso versuchen. Ich habe seit unserer letzten Begegnung sehr lange über dich nachgedacht, Tsa Mo Ra. Über deinen Verrat und darüber, was die Gründe dafür gewesen sein könnten.«
Daran, dass alle Welt Spaß daran zu haben schien, seinen Namen chinesisch auszusprechen, hatte sich Zamorra inzwischen gewöhnt. Doch er hatte immer noch das Gefühl, das Opfer einer permanenten Verwechslung zu sein. Auch wenn er längst ahnte, dass dem nicht so war.
Wu hatte in Kuang-shis Traum behauptet, sie hätten einst gemeinsam als Zauberer an Kuang-shis Hof gedient. Aufgrund ihres besonderen Könnens seien sie beide ausgewählt worden, um den Traum des Götterdämons zu vollenden. Wir hatten unsere Rivalitäten, bei denen ich mich nicht immer fair verhalten habe, aber du sollst wissen, dass ich dich als Zauberer respektiere - auch wenn du ein Mensch bist , hatte der Affenkopf damals gesagt. Doch er hatte seine Meinung schnell geändert, als er feststellte, dass Zamorra hinter seinem Rücken Kuang-shis Pläne sabotierte. Du bist Abschaum, hatte er Zamorra entgegengeschleudert und ihn zum Tod auf dem Altar des Wolfsgottes verurteilt. Doch dazu war es nicht mehr gekommen. Der Traum hatte geendet und Zamorra war in die reale Welt zurückgekehrt.
Und Wu Huan-Tiao scheinbar auch.
»Ich habe dir schon damals gesagt, dass ich nicht der bin, für den du mich hältst«, stellte Zamorra klar.
»Das bist du wohl wirklich nicht - aber du warst es. Und du wirst es wieder sein.«
»Träum weiter, Affenkopf.«
»Irgendetwas blockiert deine Erinnerung, Tsa Mo Ra. Deshalb bist du für deinen Verrat nicht wirklich verantwortlich. Kuang-shi ist daher bereit, dir zu verzeihen.«
»Na großartig«, murmelte Zamorra. Das hatte ihm gerade noch gefehlt, dass sich jetzt Götterdämonen dazu berufen fühlten, ihm zu verzeihen, weil er nicht gemeinsam mit ihnen die Welt erobern wollte.
»Dein Spott ist unangebracht, alter Freund. Für deinen Verrat hättest du eigentlich den Tod verdient. Aber Kuang-shi hat deine Loyalität und deine Verdienste in Choquai nicht vergessen…«
Das unterscheidet ihn von mir, dachte Zamorra sarkastisch, sagte aber nichts. Der Dämonenjäger hielt es immer noch für absurd, dass er zehn Jahre lang als Freund und Vertrauter Kuang-shis in der goldenen Stadt der Vampire gelebt haben sollte. Aber war ihm nicht vieles in Kuang-shis Traum auf seltsame Weise bekannt vorgekommen? Hatte er nicht in der Vision Orte wieder erkannt, an denen er eigentlich noch nie in
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