0785 - Die erste Inkarnation
sich nicht leugnen, daß wir in erheblichen Schwierigkeiten stekken", stellte er müde fest. „Unsere terranischen Freunde mißtrauen uns, und, um ehrlich zu sein, ich weiß nicht mehr, was ich von mir halten soll. Vielleicht bin ich wirklich ein Roboter oder ein Spion."
Der Forscher befand sich wieder an Bord der HÜPFER, aber er war noch viel zu erregt, um sich in die Antigravwabenröhre zu begeben.
„Ich kann dir nicht helfen", teilteihm LOGIKOR mit. „Mir fehlen die Informationen. Aber nach allem, was ich weiß, bist du kein Spion, und ich bin kein Lebewesen." Langur grübelte angestrengt nach. „Die Apparatur im Labor der Terraner ist leicht zu bedienen", sagte er schließlich. „Ich könnte mich ohne menschliche Hilfe selbst durchleuchten."
„Es entzieht sich meinem Verständnis, welchen Anlaß es für ein solches Unternehmen gibt", lautete die Antwort.
„Es genügt auch, wenn ich es verstehe", meinte Douc. „Die Terraner haben jetzt ihre Ruheperiode, und an diesem Robotwächter kommen wir ohne Schwierigkeiten vorbei."
Trotzdem zögerte Langur mit dem Aufbruch. Was würde er auf dem Bildschirm zu sehen bekommen? Konnte er die Erkenntnisse, die er vielleicht erhielt, überhaupt verkraften?
Andererseits war die Wahrheit, auch wenn sie noch so schrecklich sein sollte, bestimmt besser als diese quälende Ungewißheit.
„Ich riskiere es!" sagte er schließlich.
Er schob LOGIKOR in die Tasche und verließ die HÜPFER.
Dann verschloß er die Schleuse. Wenn einer der Terraner zufällig vorbeikam, sollte er annehmen, daß Langur sich in der Antigravwabenröhre aufhielt. Der Forscher drang in den Hauptkorridor ein und versteckte sich in einem Seitengang.
Als Augustus auf seiner Runde vorbeigekommen war, eilte Langur lautlos weiter.
Im „Keller" war alles ruhig, die Menschen schliefen bereits.
Ungehindert erreichte der Außerirdische das Labor. Er trat ein und schaltete das Licht ein. Dann legte er den Körpergurt mit den Taschen daran ab, weil er befürchtete, daß das Bild davon beeinträchtigt werden könnte. Er aktivierte die Apparatur.
LOGIKOR blieb in der Tasche,er sollte auf keinen Fall sehen, was sich in wenigen Augenblicken auf dem Bildschirm der Anlage abzeichnen würde.
Der Abtaster ließ sich verstellen, so daß Langur bequem auf der Platte Platz fand.
Sein Körper wurde auf dem Bildschirm sichtbar, völlig transparent.
Langur richtete alle Sinnesorgane auf das Bild.
„Nun", klang eine menschliche Stimme auf. „Bist du zufrieden mit dem, was du da siehst?"
Langur fiel vor Schreck fast von der Platte. Er sah Jentho Kanthall aus einer Ecke des Raumes auf sich zukommen. Der Terraner hielt einen Translator in der Hand. Langur riß sich zusammen. „Es ... es sieht alles organisch aus", meinte er schwerfällig.
„Das ist richtig, aber damit ist nichts geklärt. Es können auch geschickte Nachbildungen sein."
Langur kletterte von der Platte und legte den Gürtel wieder an.
„Du hast auf mich gewartet, nicht wahr?"
Kanthall zeigte keine Verlegenheit.
„Jetzt bin ich überzeugt davon, daß du uns in jeder Beziehung die Wahrheit gesagt hast, Douc. Ich hatte gehofft, daß es so ist, denn ich wollte dich für die Terra-Patrouille nicht verlieren."
Langur schien in sich zusammenzusinken.
„Aber es ist nichts geklärt", meinte er. „Du hast es selbst gerade richtig ausgedrückt. Diese Durchleuchtung beweist überhaupt nichts."
„Mir hat sie bewiesen, daß du tatsächlich die Erinnerung verloren hast und außerdem nicht für die Kaiserin von Therm spionierst - jedenfalls nicht bewußt."
Langur dachte über diese Argumentation nach und sah ein, daß sie richtig war. Erleichterung breitete sich in ihm aus. Sobald die anderen davon erfuhren (und Kanthall würde sie mit Sicherheit so schnell wie möglich informieren), war die Zeit des Mißtrauens vorüber.
Der Forscher konnte wieder als gleichberechtigtes Mitglied der Terra-Patrouille im Kreise seiner terranischen Freunde leben.
„Denkst du noch immer, daß du uns verlassen mußt?"
„Nein", pfiff Langur froh. „Zumindest dieses Problem ist vorläufig gelöst."
„Du kannst dir Zeit lassen", sagte Kanthall. „Alaskas Versuch hat bewiesen, daß dein Gedächtnis nicht zerstört, sondern lediglich verschüttet ist. Wenn wir geduldig vorgehen, werden wir vielleicht bald mehr erfahren."
„Ja", stimmte Langur zu. „Doch nun laß uns die anderen wecken, damit sie die Neuigkeiten erfahren."
„Morgen", lehnte Kanthall
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