0786 - Rebell gegen die Kaiserin
hatte.
Aber jetzt, konfrontiert mit einem Energiestrahl, verlor er den letzten Rest Zuversicht und Selbstsicherheit.
„Du bist kein Revolutionär, der die Revolution mit der Waffe in der Hand vorantreibt", antwortete Anadace in mühsam erzwungener Ruhe. „Du hast mehr als genug Mut bewiesen, die ganze Zeit über. Niemand verlangt von dir, daß du keine Furcht hast. Auch ich nicht."
Er nickte mechanisch. Langsam kehrte die Ruhe wieder in seine Überlegungen zurück. Der Schock ließ ihn los. Er begann am ganzen Körper zu zittern, aber während er die letzten Ausläufer der Nervenanstrengung registrierte, ergriff ihn eine unheimliche, nie gekannte Müdigkeit. Seine Gelenke schienen aus Gummi zu bestehen.
„Ich habe mit allem angefangen. Ich war es, der alles ausgelöst hat", murmelte er.
„Das ist richtig. Aber du lebst!" warf Anadace ein. Sie streichelte seine Schultern. Von ihren Fingern schien eine deutliche Beruhigung auszugehen.
„Das kann sich morgen schon ändern", erwiderte Tehlarbloe.
„Die anderen haben angefangen. Sie werden nicht aufhören, ehe ich nicht tot bin."
„Sie sind klug genug, um zu erkennen, daß in einigen Tagen alles ohne dich persönlich seinen Gang nimmt. Du hast die Maschinerie in Gang gesetzt, jetzt läuft sie von selbst."
„Ich wollte, du hättest recht", sagte er und stemmte sich in einer verzweifelten Kraftanstrengung aus dem Sessel und wankte zum nächsten Fenster. „Vielleicht erfahren wir, wer auf uns gefeuert hat."
Was Anadace gesagt hatte, war richtig. In zwei Tagen brauchten sie ihn nicht mehr. Wenn die Geräte in Serie fabriziert wurden, war er überflüssig. Sobald sie erst einmal die Verbindungselemente der Kaiserin von Therm blockierten, konnte jeder die Revolution vorantreiben und anfangen, gegen den Fremden zu rüsten. Als er das Fenster erreichte, sah er nichts mehr. Die Polizisten hatten sich entfernt; vermutlich jagten sie noch immer den Attentäter.
Rund um Haus und Labor war es, abgesehen von den Geräuschen der Nacht, totenstill.
Als Tehlarbloe zurückging, wußte er, daß dies erst der Anfang war. Es würde weitergehen.
6.
Er zwang sich, am nächsten Morgen in das Durcheinander einzutauchen, das im Labor herrschte. Natürlich wußten alle Beteiligten, was in der Nacht geschehen war.
Spezialisten besserten die Schäden aus, eine neue Scheibe wurde eingesetzt. Jeder der Helfer arbeitete schneller, um die Verzögerung aufzuholen. Die ersten getesteten Bausteine verließen mit Kurieren das Labor und wurden in die Fertigungsanlage gebracht.
Dort lief die Serienanfertigung an.
Noch mehr freiwillige Helfer waren gekommen, und Tehlarbloe wurde bis gegen Mittag von seinen eigenen Problemen abgelenkt. Er teilte ein, zeichnete, entwarf, kontrollierte und sah, daß alle seine Ideen umgesetzt wurden. Gegen Mittag rief ihn Anadace ins Haus.
„Was gibt es?"
„Besuch. Dort, im Wohnraum." Ein Sessel wurde herumgedreht.
In der schlanken Gestalt in bewußt einfacher Kleidung erkannte Tehlarbloe sofort Qartane, den Regelerschaffer. Qartane stand auf und begrüßte den Physiker.
„Die Spur ist abgerissen. Die Polizisten verfolgten den Attentäter und erschossen ihn, weil er sich verbissen wehrte. Wir wissen nicht, wer ihn schickte und bezahlte."
Tehlarbloe hatte nach einem kurzen, bleischweren Schlaf seine Fassung einigermaßen wiedergefunden. Er senkte den Kopf und murmelte: „Du weißt so gut wie ich, Regelerschaffer, aus welcher Richtung der Angriff gekommen sein müßte."
„Ja. Wir können niemanden anklagen, ohne den Schleier zu lüften."
„So sehe ich es. Hast du eine Idee, wie ich diesen Versuch, den Fremden zu vertreiben, überleben kann?"
Qartane machte eine wegwerfende Bewegung.
„Wir werden noch mehr Wachen aufstellen und jeden deiner Schritte kontrollieren müssen."
„Die Gegenseite nützt alle Macht, um gegen mich vorzugehen.
Dabei wissen sie, daß in ein paar Tagen alles ohne mich ebenso läuft wie mit mir."
„Diese Tage gilt es abzuwarten. Zufrieden mit der Serienanfertigung?"
Tehlarbloe stieß ein heiseres Lachen aus.
„Ihr seid alle höchst ungeübt in Dingen der Revolution.
Ich weiß zwar, daß in Serie hergestellt wird, aber ich habe noch kein einziges Bauteil in der Hand gehabt."
„Wir werden sofort einen Kurier schicken."
Um den Planeten schien eine Welle von Gerüchten zu laufen.
Die Kaiserin hatte nichts erfahren.
Offensichtlich hatte sie auch die nächtliche Auseinandersetzung als Problem der
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