0787 - Das Mordreptil
Unterarm rieb. Santoso machte einen gefassten Eindruck, wenn man bedachte, was er gerade miterlebt hatte. Blumige Schilderungen aus Zamorras Alltag würden ihn jedoch zweifelsohne überfordern.
»Ich würde mir gern das Hotel-Zimmer ansehen, in dem Johnson angegriffen wurde«, erklärte der Dämonenjäger. Er hoffte, dort einen Hinweis oder eine Art magischer Fährte zu finden, die ihm herauszufinden half, was sich hier abspielte.
Santoso nickte. »Das lässt sich einrichten«, antwortete er.
»Dann sollten wir gleich los«, schlug Nicole vor. Der Polizist warf ihr einen säuerlichen Blick zu. Offenbar hatte ihre Handkante auch seinem männlichen Stolz einen ganz schönen Schlag verpasst.
***
Die Hotelanlage, in der Frank Johnson seine letzten Stunden erlebt hatte, befand sich im Süden von Mataram. Es handelte sich um freistehende Bungalows, die in dschungelartigem Gelände angesiedelt waren.
Nach ihrem Abschied von dem immer noch aufgelösten Dr. Kurnia hatten sich Zamorra und Nicole in Begleitung von Captain Santoso hierher begeben. Sie führten ein kurzes Gespräch mit dem Hotelmanager und besichtigten dann das weitläufige Areal.
Der Parapsychologe blickte sich interessiert um. Die umliegenden, dichten Sträucher und Büsche waren wie dazu geschaffen, sich heimlich an einen der Bungalows anzuschleichen.
Zamorra tastete über Merlins Stern, den er jetzt über dem Hemd trug. Die Metallscheibe war angenehm kühl und zeigte keine Reaktion auf eventuell vorhandene Spuren von Magie.
»Spürst du etwas?«, fragte Nicole, die sich ebenfalls interessiert umsah.
Zamorra schüttelte den Kopf. »Gehen wir rein«, schlug er vor.
»Dort entlang!«
Der indonesische Polizeibeamte deutete auf ein nahes Haus, dabei hätte es des Hinweises eigentlich nicht bedurft. Die zerbrochene Panorama-Scheibe des Bungalows war noch nicht ersetzt worden, und Glassplitter bedeckten die Terrasse und den Fußboden hinter dem Fenster. Gelbschwarzes Absperrband markierte das Haus und wies es als Gegenstand polizeilicher Ermittlungen aus.
Die Drei verließen den Weg und traten über die Terrasse in den Wohnraum des Bungalows, dem man die Spuren einer gewaltsamen Auseinandersetzung noch deutlich anmerkte.
Auch hier zeigte das Amulett keine Reaktion. Zamorra seufzte. Da Johnsons Tod bereits über vierundzwanzig Stunden zurücklag, war es zu spät, um mit Hilfe von Merlins Stern eine Zeitschau durchzuführen.
Nicole war an einen Tisch getreten, auf dem sich zahlreiche ausgebreitete Papiere des Toten befanden. Interessiert nahm sie ein Blatt auf und überflog den Text. Es handelte sich um Unterlagen bezüglich des geplanten Hotelbaus.
»Haben Sie schon mit Johnsons Geschäftspartnern gesprochen?«, fragte die hübsche Französin.
Santoso nickte. Natürlich hatte er das! Hielt ihn diese Frau für einen Anfänger?
»Nicht mit allen«, schränkte er dann aber ein, »Einer von ihnen ist seit gestern spurlos verschwunden. Wir fahnden bereits nach ihm.«
»Was haben Ihre Untersuchungen ergeben?«, schaltete sich Zamorra ein. »Denken Sie, er hat etwas damit zu tun?«
Der Indonesier rieb sich das Kinn. »Nicht wirklich«, antwortete er, »schließlich fehlt ihm jedes Motiv für eine solche Tat.«
Der Polizist hatte natürlich Recht, dennoch wusste Zamorra, dass die Dämonen nicht immer nachvollziehbare Motive für ihre Handlungen hatten. Für ihn war es durchaus möglich, dass Johnsons Geschäftspartner in den Angriff verwickelt waren.
»Ich möchte selbst mit den Männern reden«, entschied der Parapsychologe deshalb.
»Das dürfte kein Problem sein«, erklärte Santoso.
Dann runzelte der junge Beamte die Stirn. »Denken Sie denn, Johnsons Partner haben mit der Sache zu tun?«
»Im Moment stehe ich noch vor einem Rätsel«, musste Zamorra zugeben, »aber möglich ist alles!«
***
Der Monsunregen hatte wieder eingesetzt, als Zamorra und Nicole zurück im Hotel darauf warteten, Johnsons Geschäftspartnern vorgestellt zu werden. Seufzend warf der Dämonenjäger einen Blick aus dem Fenster und beobachtete, wie sich die Dämmerung über Lombok herabsenkte. Nicole hatte ganz Recht, das Wetter konnte einem wirklich aufs Gemüt schlagen.
Aber schließlich waren sie ja nicht zum Vergnügen hier.
Die Tür öffnete sich und Santoso kehrte zurück. In Begleitung des Polizisten befanden sich ein schlanker rothaariger Mann sowie ein schnauzbärtiger, verdrossen dreinschauender Südländer, die sich als Stephen Bishop und Silvio Martino
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