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0787 - Das Mordreptil

0787 - Das Mordreptil

Titel: 0787 - Das Mordreptil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Breuer
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herleitete, »Was kann ich für Sie tun, Captain?«
    Santoso stellte seine beiden Begleiter vor. Dr. Kurnia lächelte freundlich und wollte ihnen die rechte Hand reichen. Nun erst schien er sich des gewaltigen Sandwichs zu erinnern und machte Anstalten, die linke Hand anzubieten. Schließlich fiel ihm ein, dass dies hierzulande eine grobe Unhöflichkeit darstellte, und hilflos zuckte der Arzt mit den Schultern.
    Zamorra und Nicole lächelten unwillkürlich. Dr. Kurnia schien ein etwas zerstreutes Mitglied seines Berufsstandes zu sein.
    »Der Professor würde sich gerne die Leiche von Mr. Johnson ansehen«, erklärte Santoso, nachdem der Arzt seine Verlegenheit überwunden hatte.
    Dr. Kurnia blickte den Dämonenjäger interessiert an. »Sie sind Professor?«
    »Professor für Parapsychologie, um genau zu sein«, erklärte Zamorra, der die nächste Frage des Pathologen vorausgeahnt hatte.
    Dr. Kurnia hob erstaunt eine Augenbraue, nickte aber dann. »Mit Sicherheit ein hochinteressantes Betätigungsfeld«, vermutete er, ohne zu ahnen, wie recht er hatte. Im Gegensatz zu einigen Kollegen Zamorras an der Sorbonne schien der Indonesier die ungewöhnlichen Interessen seines Besuchers relativ unvoreingenommen zu betrachten.
    »In der Tat«, bestätigte der Dämonenjäger. »Haben Sie den Leichnam schon untersucht?«
    Dr. Kurnia nickte. »Wenn Sie mir bitte folgen würden«, bat er und deutete mit dem Truthahn-Sandwich auf eine Tür am Ende des Ganges.
    Gespannt setzte sich die kleine Gruppe in Bewegung. Aus den Augenwinkeln bemerkte Nicole, wie Zamorra unauffällig nach seinem Amulett tastete, als wolle er sich vergewissern, dass es sich noch an Ort und Stelle befand.
    »Da wären wir«, verkündete Dr. Kurnia aufgeräumt und öffnete die Tür.
    Ein kalter Hauch wehte den Besuchern entgegen. Obwohl Nicole beileibe schon genügend Erfahrung mit dem Tod hatte, flößte ihr der Ort unwillkürlich Unbehagen ein. Sie ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Frank Johnsons sterbliche Überreste lagen zugedeckt auf dem Obduktionstisch.
    »Das ist er«, erklärte Dr. Kurnia.
    Nicole beobachtete, wie sich Zamorra anspannte, als der Pathologe an den Tisch herantrat.
    Mit einer ruckartigen Bewegung schlug der Indonesier das Laken zurück und deckte den Leichnam auf.
    ***
    Im Kunstlicht wirkte die Haut des Toten grau und wächsern. Jegliche Würde, die er einmal besessen haben mochte, war wie weggewischt. Obwohl Zamorra und Nicole den Amerikaner nicht gekannt hatten, war es ein auf merkwürdige Weise traurig stimmender Anblick.
    »Etwas stimmt nicht mit ihm«, murmelte Dr. Kurnia, als er den Körper in Augenschein nahm.
    Zamorra tauschte einen kurzen Seitenblick mit Nicole. »Das denke ich auch«, erwiderte er und trat ebenfalls an den Obduktionstisch. Der Parapsychologe hatte die oberen Knöpfe seines Hemds geöffnet, um das Amulett hervorzuholen. Merlins Stern hatte sich deutlich erwärmt.
    »Treten Sie bitte zurück, Doktor«, forderte er den Indonesier auf. Dieser warf Zamorra einen zweifelnden Blick zu, gehorchte aber dennoch.
    »Was macht er?«, fragte Santoso, an Nicole gewandt. Der Polizist schien sich nicht gerade wohl in seiner Haut zu fühlen. Immerhin war er Zeuge von Johnsons Tod gewesen.
    »Ganz ruhig, er weiß, was er tut«, raunte die Französin ihm beruhigend zu.
    »Aber… er ist doch kein Arzt«, begehrte der junge Beamte noch einmal kurz auf, schwieg aber dann.
    Zamorra beugte sich über die Leiche. Schnell stellte er fest, dass die graue wächserne Tönung der Haut nicht allein auf das grelle Kunstlicht zurückzuführen war. Vorsichtig berührte er den Leichnam am Arm, nur um die Hand sofort wieder zurückzuziehen. Die Haut des Toten wirkte hart und angeraut, fast schuppig.
    »Er verändert sich«, murmelte der Parapsychologe leise. Sein Blick wanderte herauf zum Gesicht des Toten. Johnsons Züge wirkten so straff, als würde sich die Haut dicht über dem Knochen spannen. Es war ein zutiefst unangenehmer Anblick, der Zamorra vage an einen fehlgeschlagenen Einbalsamierungsversuch denken ließ.
    Der Dämonenjäger sah zu Dr. Kurnia, der ihn stirnrunzelnd beobachtete. »Als Sie ihn untersucht haben, hat er da auch schon so ausgesehen?« fragte er ihn.
    Der Indonesier schüttelte den Kopf.
    »Das dachte ich mir«, murmelte Zamorra und wandte sich der Brustverletzung des Toten zu. Die schwärzlich verfärbten Wunden erweckten in der Tat den Eindruck von Krallenspuren. Mit einem Mal zweifelte der Dämonenjäger nicht

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