0787 - Das Mordreptil
Krallen fuhren über seinen Rücken, und gleich darauf mischte sich Blut in das Wasser des Pools. Der Engländer stieß einen Schmerzensschrei aus.
»Martino…«, gurgelte er noch einmal, dann wurde er abrupt unter Wasser gedrückt.
Der Italiener dachte nicht daran, ihm zu helfen. Stattdessen warf er sich herum und gab Fersengeld.
Als Bishop sich um Luft schnappend frei strampelte, hörte er, wie sich die hallenden Schritte Martinos immer weiter entfernten. Um ihn herum schien das Wasser zu kochen.
Und nun endlich erblickte er seinen unheimlichen Angreifer.
Das Monster war gewaltig. Seine graue schuppige Haut schimmerte feucht. Der gewaltige nasenlose Reptilschädel bestand fast nur aus Maul und Rachen. In den kleinen rötlichen Augen stand blanke Mordlust.
Das ist also Johnsons Mörder, schoss es ihm durch den Kopf.
Das Ungeheuer hielt ihn am Hals fest und hob abermals seine Pranke. Feurige Qual loderte durch Bishops Körper, als die Krallen quer über seine Brust gezogen wurden.
Während ihn die kalten Reptilaugen musterten, spürte der Engländer, wie der Schmerz unerwartet abzuklingen begann und sein Körper taub wurde.
Bishop wollte schreien, aber seine Lippen waren wie gelähmt.
Unvermittelt wurde er losgelassen. Die schuppige Fratze des Ungeheuers verzerrte sich und zeigte nun fast so etwas wie ein befriedigtes Lächeln.
Abrupt wandte sich das unheimliche Geschöpf ab, um mit geschmeidigen Bewegungen zum Beckenrand zu schwimmen. Als es aus dem Pool kletterte, sah Bishop es erstmals in voller Größe und abermals erschauerte er.
Ohne sich noch einmal nach dem Engländer umzudrehen, stapfte das Monstrum aus dem Raum.
Vielleicht holt es sich nun Martino, ich würde es ihm gönnen, dachte Bishop düster.
Seine Schwimmbewegungen erlahmten. Immer noch war sein Körper wie paralysiert. Gleichzeitig fühlte der Engländer, wie seine Wunden an Brust und Rücken unerträglich zu brennen begannen, als würde er in Flammen stehen. Er schloss mit seinem Leben ab.
Bishop spürte, wie sein erstarrter Körper wie von Zentnergewichten nach unten gezogen wurde.
Als das Wasser seine Lippen erreichte, schloss der Engländer die Augen. Im nächsten Moment befand er sich auch schon ganz unter der Oberfläche und sank wie ein Stein dem Grund des Pools entgegen…
***
Der Dukun öffnete die Augen.
Ein leises Lächeln spielte um die Lippen des alten Mannes, der mit bloßem Oberkörper im prasselnden Nachtregen stand. Er spürte die Nässe nicht. Schwarzmagische Energien tosten durch seinen Leib, dunklen Flammen gleich.
Wieder war ein Schuldiger bestraft worden. Der Dukun hatte deutlich gespürt, wie sein Lebenslicht zunächst schwächer wurde, um schließlich ganz zu verlöschen.
Nun wartete er auf die Rückkehr seines schuppigen Vollstreckers.
Die Züge des alten Mannes wurden wieder ernst. Es kostete viel Kraft, Zainuris neue Daseinsform konstant zu halten und den Verwandelten geistig zu kontrollieren. Vielleicht zu viel Kraft. Nach dem Mord an dem Amerikaner hatte sich der Dukun erst einmal zurückziehen müssen, um sich zu erholen. Er hatte die Zeit genutzt, um erneut in Kontakt mit den Dämonenreichen zu treten und weitere schwarzmagische Energie zu erflehen. Rangda, die große Hexenkönigin, hatte ihm diese Energien gewährt, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis auch diese verbraucht sein würden.
Der Dukun war sich bewusst, dass er als eine Art Batterie für den Verwandelten fungierte. Es war ein grässliches Gefühl. Es schien ihm, als würde er von innen her ausbrennen, je länger er seine Kräfte nutzte.
Dennoch musste es sein!
Die Schuldigen mussten ihre Strafe bekommen…
Durch die regennasse Dunkelheit sah der alte Mann den Verwandelten herannahen und winkte ihn näher. Gehorsam trat das Geschöpf zu ihm, und das ungleiche Paar zog sich in eine dunkle, sichtgeschützte Ecke zurück, wo der Dukun seinem grotesken Diener eine Decke überwarf. Er wollte kein Aufsehen erregen, und eine Rückverwandlung Zainuris kam nicht in Frage. Er brauchte ihn noch in dieser Nacht.
Der Dukun dachte nach. Die magische Präsenz, die er zuvor gespürt hatte, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Es war besser, diese zu untersuchen, bevor er seinen Rachefeldzug fortsetzte.
Wieder verzogen sich die Lippen des alten Mannes zu einem Lächeln.
Die Neugier war es, der er sein langes Leben verdankte. Ein reger Geist hielt jung.
Der Dukun atmete tief durch, um die Nachtluft tief in sich aufzunehmen. Für einen winzigen
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