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0788 - Herr der Insekten

0788 - Herr der Insekten

Titel: 0788 - Herr der Insekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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ihrem Körper fehlten fast alle Organe. Stattdessen fand ich diese Masse vor, und einen Haufen Insekten, die aus ihr hervor krabbelten und davon flogen. So etwas kann doch gar nicht sein, völlig unmöglich.«
    Der Forensiker gähnte erneut. »Es ist eine seltsame Mischung aus den unterschiedlichsten Insektenteilen. Gerade so, als hätte jemand eine Handvoll in einen Mixer getan und verquirlt. Aber das ist nur der erste Anschein. In Wirklichkeit gibt es einige Insekten, die fast komplett sind, als wären sie vor dem Zeitpunkt des Schlüpfens aus ihrer Verpuppung geholt worden. Aber das Tollste kommt noch.«
    »Machen Sie es nicht so spannend«, forderte Robin.
    »Die Genstruktur ist teilweise menschlich«, sagte der Experte. »Diese entstehenden Insekten tragen menschliche Gene in sich!«
    ***
    »Tschernobyl«, entfuhr es Nicole. Die anderen sahen sie verblüfft an. Sie erläuterte, was sie und Zamorra bereits in der Nacht besprochen hatten.
    »Das ist Unsinn«, waren sich Dr. Renoir und der Kollege einig. »Es würde voraussetzen, dass Menschen Insekteneigenschaften annehmen. Das ist völlig unmöglich. Menschen und Insekten sind nicht miteinander kompatibel. Was da in dieser Zellmasse brodelt, muss falsch gedeutet worden sein. Wir sind zwar genetisch enger verwandt mit der Bäckerhefe als mit jedem lebenden Organismus, den wir kennen, aber deshalb können wir uns trotzdem nicht in ein Brötchen verwandeln oder als Nachkommenschaft Streuselkuchen produzieren.«
    »Also scheidet eine Genveränderung aus?«, hakte Robin nach.
    »Das, was hier vermutet wird, scheidet auf jeden Fall aus«, sagte Renoir entschieden.
    »Trotzdem würde mich mal interessieren, wie Daro-Yols Genstruktur aussieht«, erwiderte Robin. »Lässt sich das machen?«
    »Machen wir doch gleich Nägel mit Köpfen«, schlug Nicole vor. »Eine Probe von Claudine Mesmer wäre zum Vergleich nicht schlecht, und wenn wir dann noch eine weitere Probe von dem jungen Yol bekommen…«
    »Sie wollen wohl unbedingt, dass uns allen übel wird, wenn wir die unmittelbaren Folgen bedenken?«, versuchte Renoir abzuwehren. »Mademoiselle Duval, ich bekomme regelrecht Angst vor Ihrem Verdacht, dass es mit der Tschernobyl-Strahlung zu tun haben könnte! Wenn Sie damit wirklich Recht hätten, käme möglicheiweise eine gigantische Welle auf uns zu…«
    »Oder nur ein paar Einzelfälle, auf die wir gerade hier gestoßen sind!«, widersprach Nicole. »Immerhin war bisher niemals von solchen Veränderungen die Rede. Das hier ist etwas ganz anderes!«
    »Und was, bitte, stellen Sie sich unter diesem ganz anderen vor?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand Nicole. »Trotzdem interessiert mich das Resultat einer solchen Untersuchung. Speziell bei Claudine Mesmer, die eigentlich tot sein müsste.«
    »Lassen Sie uns Zeit bis heute Abend«, sagte Vendells Experte. »Sollen sich die Kollegen die Köpfe daran einrennen… wenn Mademoiselle Mesmer und der junge Yol einverstanden sind, sich einem solchen Test zu unterziehen…«
    Nicole sah Zamorra an. Was, wenn sich Van Yol dagegen sträubt?, las er in ihrem Blick.
    »Ich kriege das schon geregelt«, sagte er leise. »Hier hat er kein Heimspiel. Übrigens«, fuhr er lauter fort, »ist es vielleicht nicht gut, wenn er die vermeintlich Tote zu sehen bekommt. Es könnte zu Komplikationen führen.«
    »Welcher Art?«, fragte Jerome Vendell.
    Zamorra kam nicht dazu, zu antworten. Joel Wisslaire tauchte mit Van Yol auf.
    ***
    Der Junge hatte offenbar nur wenig Schlaf gefunden in der vergangenen Nacht. Aber warum soll es ihm besser gehen als uns?, dachte Zamorra.
    Etwas überrascht sah Van Yol sich um. »Macht ihr immer einen solchen Volksaufstand, wenn es um eine Identifizierung geht? Mir scheint, die Lyoner Polizei verfügt über zu viel Personal.«
    »Halt mal die Luft an«, fuhr Nicole ihn an. »Und denke daran, weshalb du hier bist.«
    »Was fällt Ihnen ein, mich zu duzen?«, schnarrte der Insektensprecher. Dann sah er eingehend von einem zum anderen. Zamorra konnte die eigenartigen Schwingungen wahrnehmen, die von ihm ausgingen. Van Yol versuchte die Gedanken der Anwesenden zu lesen.
    Bei Zamorra und Nicole stutzte er. Offenbar merkte er jetzt erst, dass er an deren Bewusstseinsinhalte nicht heran kam.
    Überraschung!, dachte Zamorra. Und was machst du jetzt?
    Der Insektensprecher machte gar nichts. Er schien die mentale Sperre der beiden Menschen zu akzeptieren.
    »Wenn Sie sich den Toten bitte ansehen würden?«, forderte Renoir

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