0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne
einem tiefen Tal stehend, in das man ihn hineingezogen hatte. Tief atmete er durch. Er wollte gegen seine Nervosität und auch gegen das ungute Gefühl ankämpfen, doch seine innere Unruhe wollte einfach nicht weichen.
Warum nur, dachte er, warum nur? Was ist in dieser Zeit passiert?
Was hat sich verändert?
Sein Atem beruhigte sich allmählich, aber seine innere Gelassenheit kehrte nicht zurück. Er hatte das Bedürfnis, sich setzen zu müssen und suchte in der Nähe einen Stein aus, der die richtige Größe für ihn hatte und so flach auf seiner Oberfläche war, dass er als bequemer Sitzplatz dienen konnte.
Pinky ließ sich darauf nieder und nahm seinen Rucksack ab, stellte ihn neben sich, drückte den Kragen des Mantels in die Höhe und blieb sitzen, wobei er sich sehr schnell fragte, worauf er eigentlich wartete.
War es die Veränderung, die seiner Meinung nach eintreffen würde? Bisher hatte er sie nur gespürt, und er glaubte auch nicht, sie sich eingebildet zu haben, von nun an rechnete er damit, sie auch sehen zu können. Hier war etwas anders geworden, das gesamte Gebiet stimmte nicht mehr. Hier wandelte die Angst wie ein unsichtbares Gespenst umher. Selbst die normale abendliche Ruhe kam ihm unnatürlich vor. Er drückte seinen Kopf zurück, um gegen den Himmel zu schauen, der ein dunkles Muster zeigte. Das Grau der anbrechenden Nacht überwog alles, die Wolken waren für ihn als helle, davonfließende Schatten zu sehen, die sich den Gesetzen des Windes beugten. Pinky wünschte sich, dort oben zu sein, um den Gefahren der Erde entschweben zu können, doch er wusste auch, dass dies nicht möglich war, jemand wie er musste auf dieser Welt bleiben, und er musste sich den Tatsachen stellen.
Es war nicht beklemmend still, weil sich der Wind immer wieder meldete. Pinky hörte seinen eigenen Atem, der sich mit den Windgeräuschen vermischte, und sein Blick glitt in die Leere des Landes hinein bis dorthin, wo eigentlich der Schatten des Klosters zu sehen sein musste, von der Dunkelheit aber alles vertuscht wurde.
Hinter seiner Stirn spürte er einen leichten bohrenden Schmerz und drückte mit zwei Fingern gegen die Haut, als wollte er den Stichen befehlen, sofort zu verschwinden.
Doch sie blieben. Es konnte am Wetter liegen, musste aber nicht.
Bisher jedenfalls hatte sich Pinky nicht besonders wetterfühlig gezeigt. Oder hing es mit dem Licht zusammen?
Der Landstreicher war irritiert. Vor ihm in der Dunkelheit hatte er den grellen Reflex gesehen, der allerdings schnell wieder zusammengefallen war, so dass Pinky an eine Täuschung glaubte.
Er war gewarnt!
Pinky Eagle stand zwar nicht auf, er änderte nur seine Sitzhaltung und setzte sich starr hin.
Wieder tanzte der Lichtfunke auf, doch diesmal blieb er bestehen.
Es stand niemand vor ihm, der in der Dunkelheit fotografierte, und es war auch kein Wetterleuchten, dafür war die Quelle einfach zu nahe. Auch die Luft hatte eine Veränderung erfahren. Sie war noch kälter geworden. Eine ungewöhnliche Kälte, die sich Pinky nicht erklären konnte. Als wäre sie aus einer anderen Welt gekommen, die hinter einem riesigen Kühlschrank lag, deren Tür offen stand.
Pinky Eagle stand auf.
Seine Bewegungen waren langsam und sehr angespannt wirkend.
Er schaute noch immer dorthin, wo sich das Kloster befinden musste, denn genau da war das Licht aufgefunkt.
Wieder sah er das Blitzen!
Funken tanzten plötzlich durch die Luft. Sie rasten aufeinander zu, sie holten sich gegenseitig ein, und die bildeten plötzlich einen hellen Kreis, der in der Luft schwebte, als wäre er von dünnen, nicht sichtbaren Bändern gehalten.
Das war nicht normal, das war auch kein normales Licht, denn es sah so aus, als wollte es die Finsternis zerstören. Es riss Lücken hinein, der große, helle, auch bleiche Kreis durchschnitt die Finsternis wie ein rundes Messer.
Pinky konnte eigentlich, nur staunen. Das tat er auch, gleichzeitig aber kroch die Angst in ihm hoch, denn er sah auch, dass sich dieser grelle Lichtkreis auf ihn zubewegte.
Und dann hörte er ein Geräusch, mit dem er im ersten Moment nicht zurecht kam.
Ein Vibrieren und ein gleichzeitiges Donnern, das sich nur auf dem Erdboden verteilte. Automatisch schaute Pinky nach unten, ohne allerdings etwas sehen zu können. Die Erde bewegte sich nicht, nur eben dieses Donnern war zu hören.
Er dachte an eine Gefahr aus der Tiefe. Erdgeister, die aufgeschreckt worden waren, kamen ihm in den Sinn, bis er feststellte, dass dieses
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