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0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne

0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne

Titel: 0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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am Rande wahr. Wichtiger war die Nonne selbst.
    Sie trug eine schneeweiße Haube auf dem Kopf, die der Wind nach hinten geweht hatte. Das Gesicht unter der Haube sah etwas dunkler aus, erinnerte ihn aber in seiner Unbeweglichkeit an fleischfarbenen Knetgummi mit hastig hineinmodellierten Gesichtsmerkmalen und sehr kalten Augen.
    Um ihre Gestalt herum wehte ein mächtiger Umhang. Durchsichtig und gleichzeitig kompakt, schneeweiß wie eine frisch aus der Wäsche gezogene Gardine.
    Der Umhang sollte die Gestalt der Nonne verdecken, was er nicht ganz schaffte, denn durch die Bewegungen und auch durch den Gegenwind wurde er nach hinten geschleudert und gab den Blick auf einen Körper frei, der nur dunkel war.
    Beinahe sogar schwarz…
    Das alles bekam Pinky zu sehen. Das nahm er auch auf, und dann war die Nonne bei ihm.
    Der Landstreicher riss beide Arme in die Höhe. Mit dieser verzweifelten Geste wollte er versuchen, das über ihn hereinbrechende Unheil zu stoppen, doch es war vergebens. Er konnte es einfach nicht schaffen. Die Welt um ihn herum veränderte sich in Sekundenschnelle. Die Dunkelheit kehrte sich in das glatte Gegenteil um. Er konnte plötzlich nichts mehr sehen, bemerkte allerdings, wie sich der Lichtkreis dem Boden entgegensenkte, um ihn zu umfassen wie ein Lasso.
    Dann stand er im Licht.
    Nur im Licht!
    Er schrie, als er die Kälte spürte, die sich paradoxerweise in eine brutale Hitze umwandelte, als sie durch seinen Körper raste. Die Kälte verbrannte ihn, doch er wurde nicht bewusstlos. Er bekam mit, wie das kalte Feuer von seinen Füßen an immer höher stieg, schon bald die Brust erreicht hatte und hoch bis zum Kinn zog.
    Pinky sah es nicht, er spürte nur, wie Haut wegschmolz und er längst den Kontakt mit dem Boden verloren hatte.
    Er fiel ineinander, er kippte zu Boden, und ein letzter Gedanke durchraste ihn.
    Warum knistere ich wie Papier…?
    Dann war er tot!
    Der Lichtkreis fuhr in die Höhe. Wieder zerteilte er die Luft wie ein blendendes Lasso, schlug dort Ringe und andere Kapriolen und bewegte sich schlangengleich weiter.
    Hufen trommelten auf den Boden. Ein dumpfes Echo begleitete die unheimliche Nonne auf ihrem weiteren Ritt in den Abend. Das sollte ihre Nacht werden, die Schreckensnacht der weißen Nonne…
    ***
    Im Wagen sitzend hatte ich vom Klang der Glocke nichts gehört. Als ich ausgestiegen war, vernahm ich die letzten Echos, als wollten sie mich vor dem Unheil warnen. Das aber hatte mit dem Schlag der Glocken nichts zu tun.
    Ich war zu Anina gelaufen, denn ich hatte sie einfach nicht leiden sehen wollen. Nichts anderes war mit ihr geschehen. Dieser fremde Anblick hatte sie von einem Augenblick zum anderen in eine schreckliche Lage hineingebracht, so dass sie mir vorkam wie eine Prophetin, deren düstere Voraussagen sich leider erfüllt hatten.
    Anina zitterte derart stark, dass ich sie festhalten musste. Sie war sowieso schon nach innen und gleichzeitig in die Knie gesackt, so dass es ihr unmöglich war, aus eigener Kraft auf den Beinen zu stehen.
    Mit allerdings angehobenem Kopf starrte sie der Lichterscheinung entgegen, der auch ich nicht mehr ausweichen konnte, obgleich sie sich noch ziemlich weit von uns entfernt befand.
    Auf einem hellen Pferd saß eine weiße Reiterin. Eine menschliche Gestalt, die durchscheinend war.
    Ein Gespenst?
    Nein, auch kein Geist – nur eben eine Veränderte, die das Licht dirigierte. Von ihrer Hand floss der grelle Ring in die Höhe und erhellte die nähere Umgebung.
    Plötzlich fiel der Lichtkreis nach unten.
    Er sackte einfach weg. Den Grund konnte ich nicht sehen, aber ich glaubte, einen fernen Schrei zu hören. Sehr leise, dennoch als Schrei zu identifizieren. Es war der Schrei eines Menschen.
    Für die Dauer einiger Sekunden hatte sich das Licht als Kreis auf dem Boden ausgebreitet und dort eine bleiche Insel geschaffen. Funken sprühten an den Rändern hoch wie elektrische Ladungen. Der Lichtkreis blieb noch für eine kurze Zeitspanne in Bodenhöhe, dann schnellte er wieder hoch und zerriss das Dunkel.
    Der Boden vibrierte, kein Schrei klang auf, aber die unheimliche Gestalt auf dem Pferderücken sprengte davon, ohne sich um uns zu kümmern. Sie jagte wie ein bleicher, funkelnder Blitz durch den dunklen Abend.
    Aninas Stöhnen weckte mich aus meiner Erstarrung. Erst jetzt merkte ich, dass ich sie noch immer festhielt. Meine Griffe waren ziemlich hart, denn sie sprach flüsternd davon, dass ich ihr weh tat.
    Ich entschuldigte mich und ließ

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