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0789 - Amoklauf der Werschnecke

0789 - Amoklauf der Werschnecke

Titel: 0789 - Amoklauf der Werschnecke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa und Martin Kay
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meinem Versteck, dachte sie. Und wenn der, der die Gefahr mit sich bringt, bei Nacht immer noch zu spüren ist, jage ich ihn und schlage ihn. Er wird mich nähren.
    Eigentlich hätte sie sich in Sicherheit fühlen können. Doch die Unruhe blieb und ließ sie nicht mehr los.
    ***
    Bevor sie losfuhren, betankte Meise den Dienstwagen, einen rundum angerosteten Opel Omega, mit ein paar Litern Benzin und sich selbst mit dem Inhalt einer Dose DAB. Das erste, was sie von dem Schrebergarten bemerkten, war eine Mülltonne, die ein Witzbold auf die Zufahrt des Geländes gestellt hatte und die Meise mit dem Omega aus dem Weg rammte. Danach sah der Hauptkommissar Sparks strafend an, als sei der für die örtliche Umverteilung des Müllgefäßes und seines Inhalts verantwortlich.
    Das zweite war ein Karnickel, das in rasendem Zickzacklauf zu entfliehen versuchte.
    Das dritte war ein Junge, der, einen Salzstreuer in der Hand, hinter dem Kaninchen her wetzte.
    Meise stoppte den zivilen Dienstwagen. Im nächsten Moment knallte es. Im übernächsten Moment war der Mann, dessen Fahrrad an der Heckklappe des Omega zerschellt war und diesem eine weitere Beule zugefügt hatte, an der Fahrertür, riss sie auf und erwischte den nicht angeschnallten Meise am Jackenkragen. Gleichzeitig schaffte er es, den rennenden Jungen mit einem ähnlichen Griff zu stoppen und festzuhalten.
    »Kannze dein’ Rostbomba nich wo-anners parken, du Nappsülze?«, fauchte er Meise an. »Dattis hier’n Schrebergattn, noch dazu der Schönste von allen, woll? Und kain lausiger Schrottplatz nich!«
    Meise weiter festhaltend, blaffte er den Jungen an: »Wat machse hier für’ne Schau, eh? Ich fass datt nich - der vadammte Jaust hat Mamma dat Salz geklaut! Du fängst dir gleich ’ne Naht…« Er holte mit der anderen Hand aus und merkte, dass da immer noch der Fahrer des Omega dran hing. Bevor er den Jungen mit dem Hauptkommissar erschlagen konnte, stoppte er die Bewegung gerade noch rechtzeitig.
    DAB Meise versuchte vorsichtig, die Pranke des wütenden Schrebergärtners zu entfernen. Dafür hätte der ihn fast mit dem Jungen erschlagen.
    »Pappa, nich!«, jammerte der.
    »Schnauze!« Der Gärtner holte wieder mit dem Kommissar aus.
    »Wenn Sie die Güte hätten, Ihre Hand von meinem Kragen zu nehmen…«, begann Meise. Der andere unterbrach ihn.
    »Willze jezz auch noch frech werden? Dann krisse auffen Kopp, dasse durche Rippen kuckst wie im Zoo der Aape durchs Gitter! D’e Polizei sollte man rufen!«
    »Die Polizei ist schon da«, sagte Meise ungewohnt scharf und zückte seinen Dienstausweis. »Und jetzt lassen Sie mich und den Jungen los, aber sofort!«
    Der Schrebergärtner spielte Lots Frau und erstarrte zur Salzsäule. Blitzartig lösten sich seine Griffe.
    Der Junge nutzte die Gelegenheit, um auszureißen. Nur hatte er nicht mit Sparks gerechnet. Der stellte ihm ein Bein, hielt ihn aber fest, ehe er stürzen konnte. »Du bleibst hier«, sagte Sparks. »Im Namen Ihrer Majestät…«
    »Watt bissen du für’n Modell?«, bekam der Schrebergärtner wieder Oberwasser. »Sondermodell, wie? Mit Zubehör: kann sogar sprech’n! Majestät - ich lach mir’n Ast und setz mich drauf!«
    Da scheuerte Sparks ihm eine.
    »Das war nicht gerade deeskalierend«, tadelte Nicole.
    »Alles für England«, murmelte Sparks. »Obgleich ich derlei Gewaltanwendung, wie man weiß, grundsätzlich verabscheue. Aber ich kann auch nicht ungestraft zulassen, dass jemand Ihre Hoheit beleidigt.« Und an den Schrebergärtner gewandt: »Weiteres Zubehör, werter Sir: kann kräftig zulangen.«
    »Ach du meine Fresse, du bist datt!« Wuttke hielt sich die Wange, auf der sich rasch ein roter Handabdruck abbildete. »Der Trottel aussem Hafn.«
    »Ihren Ausweis«, verlangte Meise und las dann: »Gerd Wuttke, soso. Sie haben hier einen Garten?«
    Wuttke nickte, schon wesentlich kleinlauter als zu Anfang ihrer Begegnung. Mit der Polizei legte man sich besser nicht an.
    »Dann kennen Sie sicher einen Rudi Hellmann?«
    »Habbich doch Ihrn Kolleeng schon gesacht.«
    »Bitte führen Sie uns zu seiner Gartenparzelle«, verlangte Meise.
    »Habbich doch Ihrn Kolleeng…«
    »Beweg dich, Mann!« brüllte Meise ihn an. »Und zwar flott wie ne orthsche Turbo-Fledermaus!«
    »Mir nach«, seufzte Wuttke heldenhaft und setzte sich in Bewegung, nicht ohne Sparks seinen Sohn aus der Hand zu pflücken. Misstrauisch sah er sich nach dem teilzerbeulten Omega um, der mit seinen dekorativ verteilten Rostflecken

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