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0789 - Amoklauf der Werschnecke

0789 - Amoklauf der Werschnecke

Titel: 0789 - Amoklauf der Werschnecke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa und Martin Kay
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sich ein wenig wunderte, war der zerbeulte Twingo, der hier herrenlos herumstand. Ein solcher Beulensammler, fast schon nicht mehr fahrtüchtig, setzte der Kaschemme nun wirklich noch die Krone auf.
    Sollte dieser beknackte Bulle mit diesem beknackten Kleinwagen hier sein? Es passte zu ihm. Wer einen Omega systematisch zerschrammte und zerbeulte, der zerbeulte und zerschrammte auch einen Twingo.
    Als nächst niedrigere Stufe der Verzweiflung geben sie ihm gar kein Auto mehr, sondern ein Fahrrad, und wenn er das auch kaputt kriegt, ein Paar Filzpantoffeln, dachte Wuttke, der sich nicht wunderte, dass sein Gedankenapparat auf Hochdeutsch funktionierte, während das gesprochene Wort im grausigsten Slang über seine Lippen geraspelt wäre.
    In der Kneipe waren die Gesuchten nicht, aber sie waren da gewesen. Das erfuhr Wuttke nach einem knappen, allerfreundlichst zum Reden auffordernden Wink mit der geballten Faust. Dann sah er draußen das Loch neben dem Fass.
    Da unten sollte er rein, wenn er diesen verrückten Engländer am Schlafittchen packen wollte, um ihm den mörderischen Unfug für alle Zeiten auszutreiben und Rudi Hellmann zu rächen?
    Da half nichts. Er musste hinein in das Loch.
    Hoffentlich ist das nicht gerade das A… von dem komischen Biest, dachte er. Dann haben wir alle ausgeschissen…
    Sicher hätte man das selbst in Gedanken etwas elegischer formulieren können. Aber Wuttke tat dergleichen nicht, weil es nicht seinem Wesen entsprach.
    Grummelnd glitt er abwärts, verfluchte Matsch und Schleim und Gestank und sah das Brillenetui am Boden liegen. Aha. Hier war er also tatsächlich richtig. Irgendwo in der Düsternis steckte der Engländer.
    Das Licht, das durch die Öffnung drang, reichte nur ein paar Meter weit. Danach war alles dunkel. Wuttke ärgerte sich, dass er keine Taschenlampe mitgenommen hatte. Ein Feuerzeug besaß er zwar, aber nur zum Aufhebeln von Kronkorken. Beleuchten konnte er damit schon lange nichts mehr, weil die Gasfüllung längst aufgebraucht und zudem der Feuerstein abgebrochen war.
    »Sparks!«, brüllte er. »He, Inglischmänn, komm her, dattich dich ains überbratn kann!«
    Dieser ultimativen Aufforderung folgte natürlich keine Antwort.
    Also schritt Wuttke tapfer in die Dunkelheit hinein.
    Er schnupperte wie Rudis Karnickel und merkte, dass der Gestank jäh stärker wurde. Zugleich ertönten seltsame Geräusche.
    Wuttke hörte ein eigenartiges Schleifen und dumpfes Stampfen, sowie ein herzzerreißendes Schnaufen. Etwas näherte sich.
    »Nee, dattis nich der irre Tommi!«, knurrte er. »Dat -«
    Weiter kam er nicht.
    Das nächste, was er hörte, war ein kräftiges Schlürfen und Schlucken, und zugleich spürte er, wie er emporgerissen und durchgebissen wurde. Er schrie, aber der Schrei wurde zu einem Röcheln und verstummte, als sich ein überdimensionales Maul wieder schloss und Wuttke in den Magen der Bestie befördert wurde.
    Der Schmerz war furchtbar, dauerte aber nur kurz. Der Tod war erlösend und dauerte ewig.
    ***
    »Wir können noch eine Ewigkeit lang hier herum stolpern«, sagte Nicole nach einer Weile, »ohne fündig zu werden. Das Biest kann doch überall sein, nur nicht da, wo wir es gerade suchen. Vielleicht beobachtet es uns sogar von irgendwoher und lacht sich tot.«
    »Dann wäre ja der Zweck der Übung schon erfüllt«, sagte Zamorra verdrossen. »Tot ist tot.«
    »Ich meinte es im übertragenen Sinn. Können wir uns die ganze Sache nicht vereinfachen?«
    »Was schlägst du vor?«, fragte Zamorra skeptisch.
    »Alles hier unten abfackeln«, sagte Nicole.
    »Und wie, bitte? So viele Zündhölzer haben wir gar nicht.«
    »Blödsinn!«, entfuhr es der Französin. »Denk doch mal praktisch. Wir besorgen uns ein paar Fässer Benzin, kippen das Zeug in das Labyrinth und zünden es an. Dann brät diese Werschnecke im eigenen Saft.«
    Zamorra verdrehte die Augen. »Und nicht nur das Labyrinth wird abgefackelt, sondern überall, wo es eventuell Zugänge gibt - irgendwoher muss ja die Atemluft kommen -, schießt das Feuer aus dem Boden, gibt es Explosionen. Willst du halb Dortmund in Schutt und Asche legen?«
    »Natürlich nicht«, sagte Nicole etwas zurückhaltender. »Aber«, fuhr sie dann etwas forscher fort, »wäre gebratene Werschnecke doch mal was ganz Neues. Sparks mit seinem Faible fürs Kochen könnte sie zubereiten und ein paar neue Gewürzmischungen ausprobieren… für irgendwas muss dieses Biest doch gut sein! Das Ganze auf Salat aus Wuttkes

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