0789 - Der Zombie-Teich
mit der nächtlichen Finsternis zwischen den Stämmen und den kahlen Kronen der hohen Bäume.
Der Motor lief ruhig. Mir ging es auch recht gut, ich konnte mich nicht beklagen, und meine Gedanken drehten sich bereits um die Ankunft in London, als schlagartig alles anders wurde.
Etwas bewegte sich vor mir.
Das war kein Nebel.
Das war auch keine Einbildung.
Das war eine Gestalt.
Und sie winkte mir zu wie ein Totengespenst aus einer tiefen Gruft!
***
Ich trat auf die Bremse!
Obwohl ich langsam gefahren war, befürchtete ich, die Gestalt zu erwischen, denn die Straße war durch den Nebel feucht und rutschig geworden.
Ich hatte Glück oder einfach nur gut reagiert, denn der Rover kam noch vor der Gestalt zum Stehen.
Was sollte das?
Wer mich länger kennt, der weiß, dass ich mich auf meine Gefühle verlassen kann, und auch hier überkam mich ein etwas bedrückendes Gefühl, eine Ahnung, dass diese Begegnung nicht so leicht beendet sein würde und noch etwas hinter sich herzog.
Beide bewegten wir uns nicht. Ich versuchte natürlich, die Gestalt zu erkennen, die mir den Weg versperrte, aber es war schlecht möglich. Ich sah nur, dass sie ungewöhnlich gekleidet war, zwar nicht in Lumpen, aber doch recht altertümlich, wie mir schien. Sie traf auch keine Anstalten, den Weg freizugeben.
Ich ging davon aus, dass sie etwas von mir wollte und mich bestimmt nicht ohne Grund angehalten hatte. Okay, ich würde mich ihr stellen, das sah ich auch als meine Pflicht an, aber zuvor musste ich den Wagen zur Seite fahren.
Der Motor lief noch. Ich drehte das Lenkrad scharf nach links und erreichte den Rand der Straße, über den ich noch hinwegfuhr, sodass Vorder- und auch Hinterrad über den feuchten Untergrund am Rand der Straße rollten.
So ging es einigermaßen, etwas Optimales konnte ich nicht erwarten. Ich schnallte mich los und drückte die Tür auf, die schon beim Aufschwingen von den sperrigen Zweigen des Unterholzes gestoppt wurde, so nah stand ich am Wald.
Ich stieg trotzdem aus, drückte mich am Gestrüpp vorbei und hatte auch meine Jacke mitgenommen, die ich mir überstreifte, denn es war doch ziemlich kühl hier im Nebel.
Die Gestalt hatte sich nicht bewegt. Sie war eine Statue im Dunst und wartete auf mich. Es waren nur wenige Schritte, und wir beide trafen mitten auf der Straße zusammen.
»Komm ruhig näher«, sagte die Frauenstimme, die etwas dunkel klang und auch für einen Mann hätte durchgehen können. Als Sängerin wäre sie in die Kategorie Alt eingestuft worden.
»Mir reicht es aus.«
»Gut, wie du willst.« Sie kam zwei Schritte auf mich zu. Ein sehr langer und auch sehr breiter Rock bewegte sich bei ihren Schritten.
Der dunkle Saum schwang dabei über ein Stiefelpaar hinweg. Die Frau trug als Oberteil einen dicken Pullover und hatte sich ein wollenes Tuch über die Schulter gehängt. Das Haar hatte sie glatt zurückgekämmt. Ich konnte mir gut vorstellen, dass es im Nacken zu einem Knoten zusammengebunden war. Es passte einfach zu ihrem Typ, ebenso wie die großen, kreisrunden Ohrringe, die funkelten.
Das Gesicht war etwas hager, die hohe Stirn glänzte. Insgesamt war diese Frau ein südländischer Typ, und ihrer Kleidung nach konnte sie auch zum fahrenden Volk der Sinti und Roma passen. Sie hatte zwar englisch gesprochen, allerdings mit einem sehr harten Akzent, was wiederum auf den Südosten Europas schließen ließ.
»Wie heißt du?«, fragte sie mich.
Die Frage amüsierte und ärgerlich mich zugleich. Warum sollte ich jeder wildfremden Person meinen Namen sagen, oder hatte sie mich aus einem bestimmten Grund angesprochen? Wusste sie, wer ich war und dass ich um diese Uhrzeit genau diesen Weg einschlagen würde?
Möglich war alles. Ich hatte in meinem Leben schon mit derartig vielen Überraschungen rechnen müssen, dass mich eigentlich nichts mehr erschüttern konnte.
»Warum sollte ich dir meinen Namen sagen?«
»Es ist wichtig.«
»Nicht für mich.«
»Doch!«
Ich schüttelte den Kopf. Die Situation war verrückt. Da war ich buchstäblich bei Nacht und Nebel von einer fremden Person angehalten worden, stand mit ihr mitten auf der Straße, und sie wollte sich mit mir unterhalten.
»Du bist misstrauisch, junger Mann.«
»Kann man sagen. Aber danke für das Kompliment.«
Sie ging auf meinen Spott nicht ein, sondern erklärte mir, dass sie Teresa hieße.
»Wie schön für Sie. Der Name passt.«
Etwas unwillig bewegte sie ihren Kopf. »Ich bin Teresa. Man nennt mich auch die
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