0789 - Der Zombie-Teich
Heilige.«
Ich verdrehte die Augen. Auch das noch. Okay, es gab eine heilige Teresa, aber die stand sicherlich nicht vor mir. Das hier war eine normale Frau…
»Das ist mir egal, Teresa. Ich möchte weiterfahren. Ich muss noch in dieser Nacht nach London.«
»Nein, das wirst du nicht!«
Die Frau hatte den Satz mit einer derartigen Bestimmtheit ausgesprochen, dass ich misstrauisch und aufmerksam zugleich wurde.
Es gefiel mir überhaupt nicht, dass sie mit mir so umsprang. »Hören Sie zu, Teresa, ob ich fahre oder nicht, das müssen Sie schon mir überlassen. Ich habe für meinen Teil beschlossen, dass ich fahren werde, und ich lasse mir auch von Ihnen nicht in die Suppe spucken. Es ist überhaupt mehr als ungewöhnlich, dass Sie hier stehen und fremde Fahrzeuge anhalten. Es könnte auch für Sie ins Auge gehen.«
Die Frau schüttelte den Kopf. »Nein, es geht nicht ins Auge. Ich weiß, was ich tue. Du bist nicht grundlos angehalten worden. Du musst etwas tun.«
»Sehr schön. Ich habe aber keine Lust.«
»Du musst es tun. Du musst den Fluch lösen. Du musst diesen Wald davon befreien.«
Ich sagte nichts. Dass so etwas dabei herauskam, damit hatte ich nicht gerechnet, aber mir war schon so viel Komisches passiert, dass ich mich darüber nicht mal mehr wundern konnte. Ich winkte mit der rechten Hand ab. »Flüche hin und Flüche her, es ist mir egal, wer hier wen verflucht hat. Ich will nur in meinem Wagen nach London fahren. Nicht mehr und nicht weniger.« Ich nickte ihr zu.
»Alles andere können Sie von jetzt an vergessen.«
Sie schwieg.
Das wiederum verunsicherte mich. Ich hatte den Eindruck, von ihr an der langen Leine gehalten zu werden, doch dagegen wollte ich etwas tun. Abrupt drehte ich mich um und ging zu meinem Wagen zurück. Ich würde sie schon passieren können, so schmal war die Straße nun auch wieder nicht. Ich kletterte in den Rover und hämmerte die Tür zu.
Teresa stand noch immer da. Das Schultertuch hatte sie unter ihre Achseln geklemmt und hielt es so fest. Ihr Kopf war leicht nach rechts gedreht, damit sie gegen die Frontscheibe meines Wagens schauen konnte. Da der Nebel sehr dicht war, würde sie mich dahinter kaum erkennen können.
Meine Finger legten sich um den Zündschlüssel. Ich brauchte nur eine Drehung, um den Motor anzustellen, doch ich saß da und bewegte mich nicht. Verdammt, warum tat ich das? Hing es mit der Frau zusammen, die sich nicht bewegte, oder einzig und allein mit ihren rätselhaften Erklärungen über diesen seltsamen Fluch, den ich lösen sollte.
Unsinn, ich wollte mich nicht wieder in etwas hineinstürzen, deshalb überwand ich mich selbst und drehte den Zündschlüssel, obwohl mein schlechtes Gewissen schon an mir nagte.
Er sprang nicht an!
Nichts tat sich, der Motor zeigte sich störrisch. Er blieb stumm, selbst der Anlasser orgelte nicht.
Das ging doch nicht mit rechten Dingen zu, dachte ich und hob den Kopf an. Ich schaute schräg durch die Scheibe. Teresa stand noch immer am selben Platz, von Dunstschwaden umweht, ein düsteres Gespenst in einer noch düsteren Nacht.
Ruhig, alter Junge, sagte ich mir. Du musst jetzt nur die Ruhe bewahren. Nichts überstürzen, keine Angst zeigen, natürlich auch keinen Ärger.
Keep cool…
Mit diesem Gedanken öffnete ich zum zweiten Mal die Fahrertür und verließ den Rover. Ich drückte mich an dem sperrigen Unterholz vorbei und betrat die Straße. »Sehr schön«, sagte ich, »wirklich. Er springt nicht an. Anlasser und Motor sind tot. Gratuliere, Teresa, wie haben Sie das gemacht?«
»Nicht ich.«
»Wer dann?«
»Der Fluch!«
Schon wieder dieser Fluch. Konnte ihr denn keine andere Ausrede einfallen, zum Teufel?
Andererseits hatte ich selbst erlebt, dass hier einiges nicht stimmte, denn welchen Grund hatte es dafür gegeben, dass mein Wagen nicht ansprang? Das war mir so gut wie nie passiert, zudem war das Fahrzeug völlig in Ordnung.
Ich räusperte mich. »Der Fluch also?«
»Ja!«
»Wie soll ich ihn verstehen?«
»Als Mord!«
Das war zwar eine Antwort gewesen, aber viel gesagt hatte sie mir nicht. Ich schaute in das Gesicht der Frau und versuchte darin zu lesen, so gut es eben möglich war. Sie hielt meinem Blick stand. Selbst hier im Nebel wirkten ihre Augen ungewöhnlich klar, und ich sah auch keine Falschheit darin.
Hatte sie Recht?
»Warum soll ich mich gerade mit einem Fluch beschäftigen?«
Teresa nickte. »Ich wusste, dass du diese Fragen stellen würdest. Nur du kannst es.«
»Toll,
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