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079 - Die Abenteuerin

079 - Die Abenteuerin

Titel: 079 - Die Abenteuerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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sechstausend Pfund betrogen haben. Aber diesmal werden Sie Ihr Eigentum nicht zurückerhalten.
    Statt einer Unterschrift war ein J zu sehen, umrahmt von vier Quadraten.
    Peter betrachtete das Schreiben aufmerksam.
    »Ganz gewöhnliches Papier, wie man es für wenig Geld aus jedem Automaten auf der Post bekommen kann. Wie wurde der Brief zugestellt?«
    »Durch einen Boten. Was halten Sie von dem Schreiben? Rechnen Sie mit der Möglichkeit, daß ich meine Perlen wiederbekomme?«
    »Ja, eine Möglichkeit besteht schon, aber sie ist nicht gerade sehr groß.«
    Peter Dawes fuhr nach Scotland Yard zurück und erstattete seinem Chef eingehend Bericht.
    »Soweit ich herausgebracht habe, hat die Tätigkeit dieser QuadratJane vor zwölf Monaten begonnen. Aber sie hat nie einfache Leute bestohlen, sondern immer nur ausnehmend reiche Männer, die ihr Vermögen durchweg auf nicht ganz einwandfreie Weise erworben haben, soweit sich das feststellen läßt.«
    »Was macht sie mit dem Geld?« fragte Peters Chef neugierig.
    »Das ist ja gerade das Sonderbare an der Sache. Ich weiß, daß sie große Summen karitativen Anstalten zukommen läßt. Zum Beispiel hat ein Fürsorgeheim im Osten Londons von einem anonymen Wohltäter viertausend Pfund erhalten, nachdem es Jane gelungen war, Grandman zu berauben. Gleichzeitig erhielt ein Hospital im Westend die gleiche Summe. Nach dem Einbruch bei Talbot hat ein Waisenhaus im Westend eine Zuwendung von dreitausend Pfund erhalten, diese Summe entsprach ungefähr der Beute, die sie bei der Gelegenheit machte. Mir kommt es so vor, als handelte es sich um jemand, der mit Krankenhäusern zu tun hat. Vielleicht ist es eine Krankenschwester. Jedenfalls hat sie sich in den Kopf gesetzt, den Armen und Bedrängten auf Kosten der übermäßig Reichen zu helfen.«
    »Klingt alles recht schön«, sagte der Chef trocken, »aber unglücklicherweise können wir uns für ihre romantischen Neigungen nicht interessieren. Für uns ist sie eine ganz gewöhnliche Diebin.«
    »Sie ist aber doch mehr als das«, erwiderte Peter ruhig. »Sie ist die raffinierteste Verbrecherin, der ich während meiner Tätigkeit in Scotland Yard begegnet bin. Sie ist, was ich gefürchtet und auf der anderen Seite mir gewünscht habe: eine Verbrecherin mit klarem, scharfem Verstand.«
    »Hat eigentlich schon jemand diese Frau gesehen?« fragte der Chef interessiert.
    »Mit Ausnahme Grandmans ist sie nur von Leuten gesehen worden, die sie nicht wiedererkennen können. Lord Claythorpe hat sie zum Beispiel nur verschleiert gesehen und sah nichts von ihren Gesichtszügen. Die Schwierigkeit besteht jetzt darin, herauszubringen, was sie vorhat. Selbst wenn sie sich ihre Opfer nur unter den außergewöhnlich reichen Leuten aussucht, gibt es in England doch vierzigtausend, unter denen sie ihre Wahl treffen kann. Es ist klar, daß wir nicht all diese Leute schützen können, aber immerhin muß man doch den Versuch machen. Ich habe...« Er zögerte weiterzusprechen.
    »Ja, was wollten Sie sagen?«
    »Die genaue Untersuchung ihrer Methoden hat mir in dieser Beziehung ein wenig geholfen. Ich habe mir von ihrem Standpunkt aus klarzumachen versucht, wer wohl das nächste Opfer sein könnte. Es muß jemand sein, der sehr reich ist und sich mit seinem Vermögen brüstet. Dabei bin ich auf vier Leute gestoßen, das heißt, es sind von allen, die in Betracht kommen, nach vorsichtiger Eliminierung vier übriggeblieben, und zwar Gregory Smith, Charles Switzer, Thomas Scott und John Tresser. Und unter diesen hat sie es wahrscheinlich auf Tresser abgesehen. Wir wissen ja, daß er in verhältnismäßig kurzer Zeit ein großes Vermögen zusammengebracht hat und bei seinen Geschäften nicht immer einen geraden Weg gegangen ist. Und zu alledem spricht er noch gern über seinen Reichtum. Er hat doch das große Haus des Herzogs von Haslemere gekauft, außerdem ist seine Gemäldesammlung berühmt. In den Zeitungen ist ja schon genügend darüber geschrieben worden.«
    Der Chef nickte. »Er hat doch diesen berühmten Romney - oder täusche ich mich?«
    »Sie haben vollkommen recht, Tresser hat dieses prachtvolle Gemälde erworben. Er ist kein Kunstkenner und weiß daher nur, daß es ein wundervolles Kunstwerk ist, weil andere Leute es ihm gesagt haben. Vor allem war es aber unklug und taktlos von ihm, Zeitungsreportern gegenüber so rücksichtslos seine Meinung über das Prinzip der Wohltätigkeit zu äußern. Er scheute sich nicht, festzustellen, daß er noch niemals

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