079 - Die Abenteuerin
Quadrat-Jane wirklich nicht lange zu warten brauchen.«
»Was hat sie denn jetzt schon wieder gemacht?«
»Den wertvollen Romney gestohlen!«
Peter starrte seinen Vorgesetzten verblüfft an. »Wann ist denn das geschehen?«
»Vor einer halben Stunde. Fahren Sie sofort zum Haslemere House und stellen Sie die nötigen Nachforschungen an.«
Zwei Minuten später saß Peter schon in seinem Wagen und suchte sich seinen Weg durch den dichten Londoner Verkehr, und nach zehn Minuten stand er bereits in der Halle des großen Hauses und ließ die aufgeregten Angestellten berichten. Die Tatsachen, die er erfuhr, waren verhältnismäßig nichtssagend.
Um Viertel nach zwei war ein alter Mann in einem langen Mantel erschienen. Er wollte die Galerie besichtigen und trug sich als Thomas Smith in das Besucherbuch ein.
Der Mann schien eine Autorität auf dem Gebiet der Kunstgeschichte zu sein und hatte sich allem Anschein nach auf Romney spezialisiert. Er duldete keinen Widerspruch, und die Unterhaltung mit ihm war nicht gerade angenehm, da er alles besser wußte. Er sprach mit sämtlichen Angestellten, prahlte mit seinen großen Kenntnissen und seiner reichen Erfahrung, nannte sich einen der besten Kunstkritiker und machte sich so unbeliebt wie nur möglich bei den Leuten, so daß niemand mehr etwas mit ihm zu tun haben wollte. Alle waren froh, als er endlich in die Galerie ging.
»War er denn allein in dem Saal, wo der Romney hing?« fragte Peter.
»Jawohl.«
»Niemand hat ihn begleitet?«
»Nein.«
Peter nickte. »Es ist natürlich nicht angenehm, mit einem so rechthaberischen Menschen zusammen zu sein, aber der Mann verhielt sich vielleicht nur so, um die anderen Leute zu verscheuchen. Erzählen Sie ruhig weiter.«
»Er ging in den Saal, und als einer der Diener etwas dort holte, sah er, daß der Fremde wie verzückt in dem Sessel vor dem Bild saß. Der Diener sagt, er könne darauf schwören, daß zu der Zeit das Bild noch im Rahmen war. Es hing nicht allzu hoch, die obere Kante des Rahmens befand sich etwa zwei Meter über dem Fußboden.
Kurz darauf kam der alte Mann aus dem Saal und sprach mit sich selbst über die Schönheit und die Farbenpracht des Bildes. Im selben Augenblick trat ein junges Mädchen in die Halle und bat ebenfalls um die Erlaubnis, die Gemälde besichtigen zu dürfen. Sie trug sich als Ellen Cole ein.«
»Wie sah sie denn aus?«
»Ach, sie war nur ein Kind, ein hochaufgeschossenes junges Ding, das höchstens vierzehn oder fünfzehn Jahre alt sein mochte«, erklärte der Befragte.
Peter stellte dann fest, daß dieses junge Mädchen die Galerie betrat, als der alte Mann herauskam. Der wandte sich nach ihr um und sah ihr nach. Dann ging er langsam durch die Halle, und als er zur Tür kam, zog er sein Taschentuch heraus. Dabei rollten etwa zehn, zwölf Geldstücke nach allen Seiten auf den Marmorfußboden. Ein Diener half ihm, die Geldstücke wieder aufzuheben. Er dankte ihm, schien sich aber in Gedanken noch dauernd mit dem Bild zu beschäftigen, denn er war zerstreut und sprach mit sich selbst. Schließlich verließ er das Haus.
Kaum war er auf der Straße angelangt, als das junge Mädchen wieder in der Halle erschien und fragte: «Welches von den vielen Bildern ist denn der berühmte Romney?«
»Er hängt in der Mitte der großen Wand gegenüber den Fenstern.«
»Aber ich kann ihn nicht finden. Dort hängt doch nur ein leerer Rahmen war ihre Antwort.«
Die Angestellten eilten in den Raum und konnten nur noch feststellen, daß das Gemälde verschwunden war.
Auf dem Rahmen war das übliche Zeichen der Quadrat-Jane angebracht.
Die Angestellten verloren nicht den Kopf. Einer rief sofort die nächste Polizeistation an, ein zweiter eilte dem Alten nach. Aber der war wie vom Erdboden verschwunden. Der Polizist, der an der Straßenecke stand, hatte beobachtet, wie der Mann in ein Taxi stieg und fortfuhr.
»Und was ist aus dem jungen Mädchen geworden?«
»Sie blieb noch einige Zeit, besah sich die anderen Bilder und ging dann fort. Sie hat übrigens in dem Buch unter ihrem Namen ihre Adresse notiert. - Aber sie hatte nicht die geringste Möglichkeit, ein Bild fortzuschleppen«, erklärte der Mann überzeugt. »Sie trug ein verhältnismäßig kurzes Kleid, und es ist ganz ausgeschlossen, daß sie das große Gemälde darunter hätte verstecken können.«
Peter ging in den Saal und betrachtete den leeren Rahmen. Das Gemälde war mit einem scharfen Messer glatt herausgeschnitten. Alle Winkel
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