Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
079 - Die Abenteuerin

079 - Die Abenteuerin

Titel: 079 - Die Abenteuerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Grandman war der erste, der es entdeckte, und er wußte auch gleich, was das zu bedeuten hatte.
    »Was ist das?« fragte der Lord mit zitternder Stimme und zeigte auf das Papiersiegel.
    »Die Visitenkarte der Quadrat-Jane!«

3
    Chefinspektor Dawes von Scotland Yard war ein verhältnismäßig junger Mann für den hohen Posten, den er bekleidete. Obwohl er sich durch Bescheidenheit auszeichnete und wenig von seinen Erfolgen sprach, wußte man doch in ganz Scotland Yard, daß er sich durch nichts von einer Spur abbringen ließ.
    Er hatte ein jugendliches, glattrasiertes Gesicht, an den Schläfen waren die Haare leicht ergraut. Im übrigen hatte er eine ruhige Art, betrachtete Verbrechen und Verbrecher vorn philosophischen Standpunkt aus und hatte persönlich nichts gegen die Leute, die sich gegen das Gesetz vergingen. Wenn er überhaupt eine Leidenschaft besaß, so war es höchstens die Aufklärung von Verbrechen, die besonders schwierig zu klären waren.
    Alle Verbrechen, die sich vom üblichen Muster unterschieden, reizten ihn, alles Außerordentliche faszinierte ihn, und er bedauerte unendlich, daß es ihm noch niemals vergönnt gewesen war, einen der Fälle zu bearbeiten, in denen die Quadrat-Jane eine Rolle spielte.
    Nach dem Einbruch bei Lord Claythorpe wurde jedoch Peter Dawes beauftragt, diese Diebin zu fangen, und er freute sich, daß er nun endlich die Möglichkeit hatte, eine so interessante Angelegenheit zu verfolgen.
    Lord Claythorpe hatte sofort Scotland Yard angerufen und mit weinerlicher, ängstlicher Stimme berichtet, was vorgefallen war. Was der Lord sonst noch sagte, kümmerte Peter wenig. Seiner Meinung nach war es wichtig, sich nicht durch Vorurteile leiten zu lassen und bloßen Mutmaßungen anderer gegenüber die gebührende Reserve zu bewahren.
    Er begab sich sofort zu dem Haus des Lords und suchte durch Fragen den genauen Tatbestand aus dem erregten kleinen Mann herauszuholen. Selbstverständlich befand sich Claythorpe in furchtbarer Aufregung.
    »Es ist entsetzlich«, klagte er. »Wozu haben wir denn eine Polizei in London? Dauernd gehen Diebe ohne Strafe aus! Es ist schrecklich, daß fortgesetzt solche Verbrechen begangen werden können.«
    Peter Dawes, der häufig Gelegenheit hatte, derartige Zornesausbrüche bestohlener Leute zu hören, ließ den Lord ruhig aussprechen.
    »Wie ich höre, wurde das junge Mädchen von zwei Leuten hergebracht, die behaupteten, sie draußen im Garten gefangen zu haben?«
    »Ja, es waren zwei Kriminalbeamte«, stöhnte der Lord.
    »Wenn die Leute behaupteten, Beamte von Scotland Yard zu sein, so braucht das durchaus noch nicht den Tatsachen zu entsprechen. Auf jeden Fall haben Sie sich durch die beiden täuschen lassen«, erwiderte Peter lächelnd. »Dann haben die zwei es also fertiggebracht, die Gefangene und einen Mann in die Bibliothek einschließen zu lassen, wo sie zehn Minuten mit den Juwelen allein blieben. Waren Ihre Gäste bereits gegangen, als das Verbrechen verübt wurde?«
    Der Lord nickte traurig. »Ja. Mit Ausnahme meines Freundes Grandman waren alle fort.«
    Peter durchsuchte die Bibliothek sehr genau und interessierte sich besonders für das merkwürdige Papiersiegel, das an dem Safe angebracht war. Er prüfte auch den Fußboden und das Fenstergitter, dabei achtete er besonders darauf, ob die Dielen irgendwie beweglich waren oder sonst eine Möglichkeit bestand, durch den Fußboden zu entkommen.
    »Zu so früher Stunde kann ich nicht viel unternehmen«, sagte er dann zu Lord Claythorpe. »Sobald es Tag geworden ist, komme ich zurück und setze die Nachforschungen fort. Bitte achten Sie darauf, daß niemand in diesem Zimmer Staub wischt oder ausfegt.«
    Um neun Uhr kehrte er zurück, und zu seinem größten Erstaunen fand er den Lord in der Bibliothek. Er hatte erwartet, daß Claythorpe nach einer so aufregenden Nacht schlafen würde, aber der kleine Herr saß, nur mit Pyjama und Hausmantel bekleidet, in einem Ledersessel.
    »Sehen Sie sich einmal dies an«, rief er und schwenkte einen Brief.
    Dawes nahm das Schreiben und las:
    Sie sind ein alter Geizkragen! Als Sie das venezianische Armband verloren, setzten Sie eine Belohnung von zehntausend Pfund aus. Ich schickte das Schmuckstück an ein Krankenhaus, das keine Mittel mehr besaß. Dr. Parsons, der Ihnen das Armband zurückbrachte, war berechtigt, für seine Klinik die volle Summe zu kassieren, die Sie in der Zeitung versprochen hatten. Ich habe nun Ihre Perlen genommen, weil Sie die Klinik um

Weitere Kostenlose Bücher