079 - Die Abenteuerin
sie in der nächsten Zeit verhaften könnten. Aber ich glaube doch, daß ich sie schließlich fange, wenn ich mich noch länger mit dem Fall beschäftige.«
»Sie meinen, sie ist hinter der Belohnung her? Das ist ja großartig! Dann können wir sie doch verhaften, wenn sie, das Bild zurückbringt.«
»Nein, in dieser Beziehung dürfen wir uns keine Hoffnung machen«, entgegnete Peter. Er nahm ein Telegramm aus der Tasche und legte es vor seinen Vorgesetzten auf den Schreibtisch. Es lautete:
Das Gemälde von Romney wird unter der Bedingung zurückgegeben, daß sich Mr. Tresser verpflichtet, fünftausend Pfund an die Kinderklinik in der Great Penton Street zu zahlen. Sobald er eine Erklärung unterzeichnet hat, in der er sich verpflichtet, diese Summe zu zahlen, wird er das Bild zurückerhalten.
Jane
»Was hat denn Mr. Tresser dazu gesagt?«
»Der ist einverstanden und hat sich bereits mit dem Sekretariat der Klinik in Verbindung gesetzt. Wir haben in allen Zeitungen eine Notiz veröffentlicht - zusammen mit einem Foto des Gemäldes.«
Um drei Uhr nachmittags kam ein anderes Telegramm, das an Peter Dawes persönlich adressiert war. Er war etwas betreten, weil die Quadrat-Jane so genau darüber unterrichtet war, daß er ihren Fall bearbeitete.
Der Text war verhältnismäßig kurz:
Ich werde das Bild heute abend acht Uhr zurückgeben. Seien Sie in der Gemäldegalerie. Treffen Sie alle Vorsichtsmaßregeln und lassen Sie mich diesmal nicht entwischen. Jane
Das Telegramm war auf der Hauptpost aufgegeben worden.
Peter Dawes unterließ nichts, was dazu beitragen konnte, die Diebin zu fangen. Er hatte zwar nicht die leiseste Hoffnung, daß er Jane verhaften werde, aber andererseits wollte er auch nichts unterlassen, was zu einem Erfolg führen konnte.
Eine ganze Anzahl Personen versammelten sich in der düsteren Halle von Mr. Tressers Haus.
Außer Dawes und zwei weiteren Beamten von Scotland Yard war Mr. Tresser mit seinen Leuten erschienen. Er rauchte eine schwere Zigarre und schien sich im Augenblick wenig um die Sache zu kümmern. Außerdem war auch noch ein Vertreter der Kinderklinik in der Great Penton Street erschienen.
»Glauben Sie, daß sie selber kommen wird?« fragte Tresser.
»Ich würde sie gern einmal sehen. Sie hat mich zwar zum besten gehabt, aber deshalb bin ich ihr nicht böse. Ich habe ausgesuchte Polizisten in Reserve, und auch die Straßenzugänge werden bewacht. Aber ich fürchte, es wird nicht zu einer Verhaftung kommen, sie ist zu behende und zu schlau für uns.«
»Schon möglich. Aber wenn wir auch nicht sie selbst erwischen, so könnten wir doch den Boten fassen.«
Peter schüttelte den Kopf. »Der ist wahrscheinlich von irgendeiner Firma gemietet. Ich habe allerdings auch in dieser Beziehung Vorsichtsmaßregeln getroffen: Alle Botenfirmen sind von Scotland Yard instruiert für den Fall, daß jemand dort ein Paket mit Ihrer Adresse abgeben sollte.«
Acht Uhr schlug es von den Kirchtürmen in der Nähe, aber die Quadrat-Jane erschien nicht. Fünf Minuten später klingelte es an der Haustür, und Peter Dawes öffnete selbst.
Draußen wartete ein Telegrammbote.
Peter nahm den Umschlag und riß ihn auf. Er las das Telegramm sorgfältig, dann lachte er und schüttelte den Kopf.
»Sie hat es tatsächlich fertiggebracht!«
»Was hat sie denn telegrafiert?« fragte Tresser.
»Kommen Sie alle mit«, sagte Peter, der immer noch lachte.
Er ging in die Gemäldegalerie, wo der leere Rahmen noch an der Wand hing.
Peter ging quer durch den Saal auf eins der Fenster zu.
»Das Gemälde ist hier im Zimmer - es ist überhaupt nicht fortgekommen!«
Er zog das Rollo herunter.
Alle sahen erstaunt auf die dunkelgraue Leinwand, denn dort war das Bild aufgesteckt, und alle konnten deutlich erkennen, daß es der vermißte Romney war.
»Das hätte ich eigentlich vermuten sollen, als ich die Stecknadel sah«, erklärte Peter seinem Chef. »Sie muß sehr schnell gearbeitet haben, um das Kunststück auszuführen. Aber immerhin war es möglich, wie sie durch den Erfolg bewiesen hat. Sie hat das Bild glatt aus dem Rahmen herausgeschnitten, das Rollo heruntergezogen und das Bild einfach daraufgesteckt. Und niemandem ist es eingefallen, das Rollo herunterzuziehen und das Bild dort zu suchen.«
»Es bleibt aber immer noch die Frage offen, wer diese Quadrat-Jane eigentlich ist«, warf der Chef ein.
»Die Aufgabe werde ich noch lösen.«
4
Mrs. Gordon Wilberforce, eine Dame in mittleren Jahren, war eine
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