079 - Die Abenteuerin
Rollos an den drei Fenstern in die Höhe.«
Wieder trat eine Pause ein.
»Das ist aber eine reichlich phantastische Theorie, wenn ich so sagen darf«, bemerkte dann Lord Claythorpe. »Sie entspricht durchaus nicht dem üblichen kühlen, vorsichtigen Vorgehen der Beamten von Scotland Yard.«
»Das mag Ihr Urteil sein«, entgegnete Peter ruhig, »aber wir haben manchmal auch etwas phantastische Ansichten in Scotland Yard.«
Er sah auf den Schuldschein, der immer noch auf dem Tisch lag.
»Ich vermute, Mylord, daß Sie nach Ihren traurigen Erfahrungen dieses Dokument nun auf der Bank deponieren werden?«
»Selbstverständlich«, erwiderte der Lord kurz.
Peter wandte sich an Joyce. »Ich gratuliere Ihnen, daß Sie wenigstens einen Teil Ihres Vermögens wiedererhalten haben. Soviel ich weiß, wird es von Lord Claythorpe verwaltet, bis Sie verheiratet sind?«
Der Lord zuckte zusammen. »Verheiratet?« wiederholte er.
Er fing einen Blick von Joyce auf, die ihm verschmitzt zulächelte.
»Soweit wären wir ja nun«, erklärte sie.
»Das heißt, wenn deine Verheiratung von mir genehmigt ist«, erwiderte der Lord und richtete sich auf.
»Ich glaube doch, daß du mir die Einwilligung gegeben hast«, widersprach sie und öffnete ihre Handtasche.
»Ich werde dir den Schuldschein morgen offiziell zustellen«, entgegnete der Lord förmlich.
Peter Dawes und Joyce verließen danach das Haus gemeinsam und gingen eine Weile schweigend nebeneinander her.
»Ich würde viel darum geben, wenn ich wüßte, was Sie im Augenblick denken«, sagte sie plötzlich.
»Und ich würde noch mehr darum geben, wenn ich wüßte, was Sie denken«, gab Peter lächelnd zurück.
Dann trennten sie sich.
Am Abend gab Mr. Grandman ein großes Essen im Ritz-Carlton. Joyce hatte eine Einladung dazu erhalten, aber sie dachte nicht daran, ihr Folge zu leisten, bis sie zu ihrem Hotel zurückkehrte.
Ein hübscher junger Mann erhob sich, als sie das Vestibül betrat, und kam lächelnd auf sie zu. Er nahm ihren Arm, und sie gingen langsam den Korridor entlang, der zum Fahrstuhl führte.
Das ist also Mr. Jamieson Steele, sagte sich Peter Dawes, der ihr unauffällig bis zum Hotel gefolgt war. Gedankenvoll sah er den beiden nach. Dann ging er zu Mr. Grandman, mit dem er verabredet war.
»Ich habe gehört, daß Sie den Fall Quadrat-Jane bearbeiten, Mr. Dawes«, empfing ihn dieser, »und ich dachte, es wäre ganz gut, Sie heute abend zu dem Essen einzuladen.«
»Laden Sie mich als Beamten oder privat ein?« fragte Peter lächelnd.
»Sowohl das eine wie das andere«, erklärte Mr. Grandman offen. »Mr. Dawes, ich will mit der Wahrheit nicht hinter dem Berg halten. Sie wissen sehr wohl, daß ich aus geschäftlichen Gründen mit vielen Leuten in London verkehren muß. Von Zeit zu Zeit gebe ich daher Gesellschaften, zu denen ich alles einlade, was irgendwie Namen und Einfluß hat. Bisher habe ich diese Gesellschaften in meinem eigenen Haus gegeben, aber nach den unangenehmen Erfahrungen, die ich kürzlich machen mußte, werden Sie es verstehen, daß ich vorsichtig geworden bin«, sagte er grimmig.
Peter nickte verständnisvoll.
»Ich möchte Ihnen noch ein paar Worte über die Quadrat-Jane sagen«, erklärte Grandman. »Wollen Sie so liebenswürdig sein und einmal nachsehen, ob die Tür geschlossen ist?«
Peter erhob sich und schaute nach, ob draußen jemand war, dann schloß er die Tür sorgfältig.
»Ich möchte nämlich nicht, daß bekannt wird, was ich Ihnen jetzt sage«, fuhr Grandman fort. »Bei dem Diebstahl in meinem Hause habe ich verschiedene Beobachtungen gemacht. Wissen Sie zum Beispiel, daß die Quadrat-Jane nur Schmuckstücke gestohlen hat, die Lord Claythorpe anderen Leuten geschenkt hatte?
Sie ist in fast allen Räumen meiner Gäste gewesen. Merkwürdigerweise hat sie sich aber gerade die Schmuckstücke ausgesucht, die Claythorpe den Betreffenden geschenkt hatte. Zum Beispiel stammte das Armband, das meiner Frau gestohlen wurde, von ihm, ebenso meine Manschettenknöpfe. Ist das nicht sehr seltsam?«
»Es paßt durchaus zu der Theorie, die ich mir gebildet habe. Die
Quadrat-Jane hat einen Feind, und zwar den Lord Claythorpe.«
»Ja, das ist auch meine Meinung. Heute abend gebe ich nun wieder eine große Gesellschaft, und es werden auch Damen zugegen sein. Seit dem Einbruch in meinem Haus sind sie etwas ängstlich, wenn sie von mir eingeladen werden. Trotzdem werden sie natürlich heute abend reichlich Schmuck tragen. Nun bin ich aus
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