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079 - Die Abenteuerin

079 - Die Abenteuerin

Titel: 079 - Die Abenteuerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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alles? Warum sehen Sie mich so durchdringend an? Was ist denn los?« fragte Steele.
    »Heute abend ist im Ritz-Carlton ein Diebstahl verübt worden. Ein Mann, der als Kellner verkleidet war, hat eine Smaragdkette gestohlen.«
    »Und nun haben Sie mich in Verdacht?« erwiderte Steele ironisch. »Gut, ich gebe Ihnen die Erlaubnis, meine Zimmer zu durchsuchen.«
    »Darf ich Ihren Frack einmal sehen?«
    Steele führte ihn ins Schlafzimmer und öffnete einen Koffer. Der Frack lag ganz zuunterst, sorgfältig zusammengelegt und tadellos sauber.
    »Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich jetzt Ihre Zimmer durchsuchen. Sie wissen wohl, daß ich nicht dazu berechtigt bin, ich kann es daher nur mit Ihrer Erlaubnis tun.«
    »Die habe ich Ihnen ja bereits gegeben. Wenn Sie mich in Verdacht haben, ist es besser, die Sache wird sofort geklärt. Nehmen Sie auf mich weiter keine Rücksicht, ich fühle mich durch Ihre Maßnahmen nicht getroffen.«
    Peter gab sich die größte Mühe bei der Durchsuchung, aber so sorgfältig er auch arbeitete, er fand nichts.
    »Dort ist das Zimmer meiner Frau«, erklärte Steele nach einer Weile. »Vielleicht würden Sie das auch gern durchsuchen?«
    »Ja«, entgegnete Peter sofort.
    Aber auch hier blieben seine Bemühungen erfolglos.
    Er öffnete jedes Fenster der drei Zimmer und tastete draußen die Simse ab, ob er nicht eine Schnur oder einen Faden finden könnte, an dem die Smaragdkette aufgehängt war. Es war ja ein alter Trick, ein gestohlenes Schmuckstück an einem Faden aufzuhängen und diesen mit einem Stück Heftpflaster an dem unteren Teil des äußeren Fenstersimses zu befestigen.
    »Und nun wäre es vielleicht ganz angebracht, wenn Sie mich durchsuchten?« meinte Steele.
    Peter nickte und tastete ihn ab.
    »Sehen Sie jetzt, daß ich unschuldig bin?« fragte Steele, als Peter zurücktrat. »Nehmen Sie doch bitte Platz, dann erzähle ich Ihnen einmal etwas von Lord Claythorpe, was Sie sicher interessieren wird. Sie wissen selbstverständlich, daß er schon seit langer Zeit vor dem Bankrott steht. - Aber setzen Sie sich doch«, bat er noch einmal.
    Peter folgte der Aufforderung.
    »Wenn Sie sich bedienen wollen - hier ist auch eine Zigarre, um Ihre Nerven zu beruhigen«, fügte Steele lächelnd hinzu.
    »Ich kann nicht mehr lange bleiben«, erwiderte Dawes. »So viel Zeit habe ich nicht. Aber ich würde gern Ihre Ansicht über diesen Fall hören.«
    Er nahm die angebotene Zigarre und schnitt die Spitze ab, während Steele wieder das Wort ergriff.
    »Claythorpe hat, wie ich Ihnen schon vorher sagte, in den letzten Jahren kein nennenswertes Vermögen mehr besessen, sondern dauernd mit dem Zusammenbruch gekämpft. Von seinen frühesten Tagen an hat er eigentlich nur von Schiebungen gelebt und dabei das Geld mit vollen Händen zum Fenster hinausgeworfen.«
    Peter nickte, er hatte auch schon davon gehört.
    »Er ist ein sehr gerissener und gewissenloser Charakter und benützt den Titel als Fassade. Er hat es verstanden, sich in der Gesellschaft einen Namen zu machen, und außerdem hat er verschiedene einflußreiche Freunde. Einer von diesen war der Onkel meiner Frau - ein gutmütiger, harmloser Mensch, der in Südafrika ein großes Vermögen erworben hatte. Claythorpe hat ihn ganz gehörig geschröpft und hätte ihn wahrscheinlich ruiniert, wenn der Mann nicht vorher gestorben wäre. Der Onkel meiner Frau hinterließ seinen Freunden ziemlich hohe Legate, der Rest seines überaus großen Vermögens fiel an meine Frau. Claythorpe wurde zum alleinigen Testamentsvollstrecker ernannt und erhielt außerdem ungewöhnliche Vollmachten. Zu dem Vermögen, das meine Frau erbte - oder vielmehr an ihrem Hochzeitstag erben sollte -, gehörte auch eine kleine Kohlengrube in Nordengland, die beim Tod des Erblassers von einem jungen Ingenieur geleitet wurde, dessen Namen ich aus Gründen der Bescheidenheit im Augenblick nicht erwähnen möchte.«
    »Fahren Sie nur ruhig fort«, erwiderte Peter lächelnd.
    »Als Claythorpe plötzlich über ein so ungeheures Vermögen verfügte, wollte er damit vor allem Geschäfte machen. Zuerst kam es ihm in den Sinn, das Kohlenbergwerk, das ich damals leitete, in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Das wäre ja auch ganz gut gegangen, aber er gab den Wert der Kohlengrube sechsmal höher an, als es ihrem tatsächlichen Wert entsprach.«
    Peter nickte.
    »Um nun aber die Prospekte versenden und die Aktien auf den Markt bringen zu können, war es notwendig, daß genau die

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