079 - Die Abenteuerin
Papieren sein müssen, die bei der Ermordung Remingtons aus dem Geldschrank gestohlen wurden. - Ist das nicht auch Ihre Ansicht, Lord Claythorpe?«
Der Lord nickte. »Da hast du wirklich Glück, Joyce«, sagte er heiser. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie das Schriftstück in deinen Briefkasten gekommen ist. Vielleicht wußte der Dieb, der Remington ermordet hat, daß es dir gehört, und hat es dir deshalb wieder zugestellt.«
Das junge Mädchen nickte.
»Der Dieb kann doch niemand anders gewesen sein als die QuadratJane«, meinte Peter Dawes und beobachtete den Lord genau.
»Ja, wer sollte es sonst gewesen sein?« entgegnete Claythorpe, der den Blick des Chefinspektors ruhig aushielt. »Sie war die Täterin, da man ja ihr Papiersiegel auf der Innenseite des Safes gefunden hat.«
»Das stimmt. Aber eine wichtige Tatsache ist dabei übersehen worden.«
»So? Und was wäre das?«
»Das Papiersiegel war vorher schon einmal benutzt worden«, erwiderte Peter langsam. »Es handelt sich um einen Zettel, der früher schon einmal aufgeklebt worden war. Ich konnte es auf der Rückseite deutlich sehen, als ich ihn ablöste.«
Joyce und der Lord sahen den Chefinspektor überrascht an.
»Das ist ja merkwürdig«, sagte Claythorpe. »Was folgern Sie daraus?«
Dawes zuckte die Schultern. »Höchstens, daß jemand vergeblich versucht, die Quadrat-Jane für seine Verbrechen verantwortlich zu machen. Die Sache ist zu durchsichtig. Außerdem war es nicht gerade klug, daß der Betreffende das getan hat, denn der Kreis der Leute, die von der Quadrat-Jane Papiersiegel erhalten haben, ist nicht sehr groß. - Aber gestatten Sie, daß ich Platz nehme?«
Der Lord hatte bis jetzt vergessen, dem Chefinspektor einen Stuhl anzubieten. Verlegen nickte er.
Dawes zog einen Stuhl an den Tisch und setzte sich.
»Ich habe versucht, das Verbrechen zu rekonstruieren, aber einiges kann ich mir nicht recht erklären. Zunächst einmal war mir von Anfang an klar, daß in der Nacht, als Remington ermordet wurde, keine Frau in Ihrem Büro war.«
Lord Claythorpe zog die Augenbrauen hoch. »Aber damit läßt sich doch nicht in Einklang bringen, daß der Polizist, der als erster ins Büro trat, deutlich den Geruch von Parfüm wahrnahm. Ich habe den Duft auch bemerkt, als ich kam.«
»Meinen Sie, das wäre mir entgangen?« fragte Peter. »Gerade daran erkennt man doch, daß die Quadrat-Jane mit der ganzen Sache nichts zu tun hat. Eine kühl überlegende Frau wie sie ist sicher nicht so dumm, durch ein starkes Parfüm der Polizei einen Anhaltspunkt zu liefern. Daran kann man doch eine Frau leicht erkennen. Bisher hat sie bei all ihren Unternehmungen niemals einen solchen Parfümduft hinterlassen. Diese Tatsache allein gab mir die Gewißheit, daß das Verbrechen von einem Mann begangen wurde, der das Parfüm auf den Boden goß. Aber er hat es sehr plump gemacht und nur das Gegenteil von dem erreicht, was er wollte.«
»Sie sagten vorhin, daß Sie das Verbrechen rekonstruiert hätten. Wie hat sich denn Ihrer Meinung nach die Sache zugetragen?« fragte der Lord nach einer Pause.
»Meiner Ansicht nach ist Remington ins Büro gegangen mit der Absicht, den Inhalt des Geldschranks zu prüfen«, erklärte Peter offen. »Vermutlich hat er alles auf den Tisch gelegt, und dabei wurde er von jemandem überrascht, der auch ins Büro kam. Die beiden hatten dann eine Auseinandersetzung, in deren Verlauf Remington erschossen wurde.«
»Meinen Sie, daß der Mann, der hinzukam, ein Einbrecher war?« fragte der Lord.
Peter schüttelte den Kopf. »Nein, der zweite hat die Tür gleichfalls aufgeschlossen, und zwar auch mit dem richtigen Schlüssel. Das geht schon daraus hervor, daß sie nicht aufgebrochen war. Ich habe das Schloß genau untersucht, aber keine Spuren gefunden, die darauf hindeuten, daß ein Dietrich benützt wurde. Der Mann muß auch sehr genau mit Lage und Einrichtung des Büros vertraut gewesen sein. Nachdem er Remington erschossen hatte, drehte er das Licht aus und ließ die Rollos hoch, die Remington heruntergezogen hatte, damit der Lichtschein von der Straße aus nicht gesehen werden konnte. Es besteht gar kein Zweifel, daß die Rollos vorher heruntergezogen waren, denn der Polizist, der auf der anderen Seite der Straße stand, hat kein Licht beobachten können. Ich habe mich auch selbst davon überzeugt, daß die Rollos lichtundurchlässig sind. Der Mann, der den Mord beging, kannte sich in dem Büro sehr gut aus, im Dunkeln ließ er die
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