079 - Die Abenteuerin
festzustellen, was fehlt.«
Peter leuchtete das Innere des Wagens ab und prüfte besonders den Boden genau, aber nirgends konnte er einen Anhaltspunkt finden. Als er jedoch die Tür mit seiner Taschenlampe ableuchtete, sah er in der Mitte das Papiersiegel, das er nur zu gut kannte. »Also wieder die Quadrat-Jane!«
7
Folgender Brief, mit dem allgemein bekannten Siegel als Unterschrift, wurde beim Hauptpostamt in London zusammen mit einem großen Postsack abgegeben:
Ich bedaure unendlich, daß ich gezwungen war, das Postauto anzuhalten. Aber in einem bestimmten Postsack befand sich ein für mich «ehr wichtiger Brief, den ich mir unter allen Umständen aneignen mußte. Ich sende beiliegend die anderen Briefe des betreffenden Postsacks zurück, die, wie Sie sehen, vollkommen unberührt sind.
Der Bote war ein kleiner Junge in der Uniform der Londoner Eilboten.
Er wurde natürlich sofort verhört, aber er konnte keine genaue Auskunft über die Person geben, die ihm den Auftrag erteilt hatte. So viel sagte er allerdings, daß es eine Dame mit einem dichten Schleier gewesen war. Sie hatte ihn in ein bekanntes Hotel kommen lassen und dort in der Halle erwartet. Darauf ging sie mit ihm auf die Straße und stieg in ein Taxi. An der Ecke der Clarges Street hielt der Wagen, ein Mann erschien mit einem Postsack, den er ins Auto legte, worauf der Chauffeur sofort weiterfuhr. Etwas später ließ die Dame wieder anhalten, drückte dem Jungen eine Pfundnote in die Hand und stieg aus. Der kleine Bote konnte nur noch sagen, daß seiner Meinung nach die Dame recht jung gewesen sei.
Diese Ereignisse schürten aufs neue die Flammen der Empörung über die Quadrat-Jane. Erst vor wenigen Tagen war ihr der Mord zur Last gelegt worden, und nun war noch das Unerhörte passiert, daß sie mitten in London einen Postwagen auf offener Straße beraubt hatte. Der Name der Verbrecherin war jetzt bereits in ganz England bekannt.
Als Lord Claythorpe von dem Raub des Postsackes erfuhr, fühlte er sich sehr unbehaglich und stellte sofort Nachforschungen bei dem Postamt an, wo er den Brief nach Australien aufgegeben hatte. Dort wurde er beruhigt. Man sagte ihm, daß der Sack, um den es sich handelte, nach Indien bestimmte Post enthalten habe. Die Sendungen nach Australien seien schon früher zum Hauptpostamt abgegangen. Glücklicherweise erfuhr er nicht, daß er irrtümlich eine falsche Information erhalten hatte.
Er hatte Joyce eingeladen, mit ihm zu frühstücken, und sie erschien gerade, als er vom Postamt zurückkam.
»Das war ja eine erstaunlich kühne Tat«, sagte er am Frühstückstisch zu Joyce und reichte ihr die Zeitung. »Ich habe vorhin den Bericht gelesen.«
»Die arme Jane Briglow!«
»Jane Briglow?«
Sie lächelte. »Meine Mutter behauptet immer steif und fest, daß es niemand anders sein könnte als unser früheres Mädchen. Dabei habe ich feststellen können, daß Jane zur Zeit eine gute Stelle in Nordengland hat.«
Claythorpe sah sie erstaunt an. »Ich habe mir auch bereits eine Meinung darüber gebildet, wer diese Verbrecherin sein könnte.«
»Tu das lieber nicht«, erklärte Joyce und nahm sich von der Marmelade.
»Ich möchte nur wissen, ob sie den Postsack zurückschickte«, sagte sie nachdenklich. »Darübersteht nichts in der Zeitung.«
»Das glaube ich kaum«, erklärte Joyce. »Aber du wolltest heute morgen etwas mit mir besprechen?«
Er nickte. »Ja. Sieh mal, ich habe mir die ganze Sache jetzt genau überlegt. Vielleicht habe ich mich zu sehr von meinem Vorurteil gegen den jungen Steele beeinflussen lassen.«
Joyce antwortete nicht, sie sah ihn nur ruhig an.
»Ich weiß nicht einmal mehr mit Sicherheit, ob er den Scheck tatsächlich gefälscht hat, wie ich früher fest annahm. Damals war ich außer mir und furchtbar aufgeregt. Es ist aber möglich, daß ich den Scheck doch selbst unterschrieben und es bei der Fülle von Arbeit übersehen habe. Du hattest doch Mr. Steele sehr gern?«
Sie nickte.
»Nun, dann will ich dir auch nicht länger im Wege stehen«, erklärte er herzlich.
»Du willst also damit sagen, daß du deine Zustimmung zu meiner Wahl gibst?«
Er nickte. »Warum sollte ich das auch nicht tun?« »Es gibt allerdings jetzt keine Gründe mehr, warum du mir deine Einwilligung vorenthalten könntest«, sagte sie bitter. »Es kommt jetzt ja nicht mehr darauf an, ob ich nach deinen Wünschen heirate oder nicht, da ich kein Vermögen mehr besitze.«
»Das ist sehr traurig«, entgegnete der Lord
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